Hundherum glücklich - Ein Freund. Ein Buch.
wurden Hunde daher nach ihrer Körpergröße, ihrer Muskelkraft, ihrem Temperament, ihren Fähigkeiten und ihrem Charakter ausgewählt und gezielt so miteinander verpaart, dass die gewünschten Eigenschaften auch in der nächsten Generation erhalten blieben oder sich sogar verbesserten.
Von einer Hunderasse sprach man erst, wenn die Welpen eines Wurfes in Aussehen und Wesen den Elterntieren glichen.
Wer einmal einen Wurf Mischlinge gesehen hat, weiß, wie unterschiedlich die Nachkommen bei solchen Kreuzungen ausfallen können. Bei Rassehunden ist das anders.
Schon bald übertrafen die Züchtungen der Menschen in vielen Eigenschaften punktuell den Urahn des Hundes. Kein Wolf war je so schnell wie ein Windhund, hatte eine so gute Nase wie ein Bloodhound oder konnte schwimmen wie ein Portugiesischer Wasserhund. Andere wölfische Eigenschaften gingen den Hunden dafür verloren.
Inzwischen gibt es weltweit mehr als vierhundert unterschiedliche Hunderassen. Sie differieren in Farbe, Größe, Gewicht, Fellbeschaffenheit und Körperform, aber auch im Charakter, Temperament und im sogenannten »Will to please«, also dem Bestreben, Frauchen oder Herrchen gefallen zu wollen. Obwohl einige dieser Rassen Jahrtausende oder Jahrhunderte alt sind, ändern sie sich dennoch, denn wie alles im menschlichen Leben sind auch Hunde Moden unterworfen. Und da sind wir auch schon bei den Problemen beim Erwerb eines Rassehundes.
Contra Rassehund
Viele Hunde wurden durch Modezucht in ihrem Körperbau so deformiert, dass sie kein normales Leben mehr führen können. Platte Nasen erschweren ihnen die Atmung, große Köpfe machen eine natürliche Geburt unmöglich, Riesenwuchs und Kleinwuchs sorgen für erhebliche Gesundheitsprobleme, Gelenkdeformationen machen jeden Gassigang zur Qual. Das Merle-Gen, das bei vielen Rassen für eine gescheckte Fellfarbe sorgt, kann zu Taubheit und Fehlbildungen der Augen führen. Collies und Aussies reagieren oft durch einen Gendefekt extrem empfindlich auf manche Arzneimittel und können schon an einer Wurmkur sterben. Der umgekehrte Aalstrich beim Rhodesian Ridgeback ist eine Fehlbildung in der Embryonalentwicklung; medizinisch betrachtet handelt es sich bei diesem Haarkamm eigentlich um eine milde Form der Spina bifida, also um einen offenen Rücken. Dennoch wurden noch bis 2008 in England Ridgeback-Welpen ohne diesen Ridge getötet, weil sie nicht dem Rassestandard entsprachen.
Die Liste der Erbkrankheiten bei Rassehunden könnte man noch seitenweise weiterführen. Eine hohe Inzuchtrate hat außerdem dazu geführt, dass die Lebenserwartung vieler Hunderassen rapide gesunken ist. Statt der durchschnittlichen fünfzehn Jahre, die ein gesunder Hund früher erreichen konnte, werden fast ein Drittel aller Deutschen Doggen nicht einmal mehr fünf Jahre alt, und auch viele Berner Sennenhunde erreichen nur noch ein Lebensalter von fünf bis acht Jahren.
Artgerechte Haltung
Aber selbst wenn ein Rassehund von einem verantwortungsvollen Züchter stammt und gesund ist, sollte man vorher gut überlegen, ob das Tier auch zu seinen Menschen passt. Weil die meisten Rassehunde eigentlich Arbeitshunde sind, eignen sie sich nämlich nur bedingt als Haus- und Schoßtiere. Das muss man wissen. Natürlich leben viele von ihnen in Familien und kommen dort auch gut klar. Aber Außenstehende sehen oft nicht, was diese Familien auf sich nehmen, um dem Hund ein glückliches Leben zu bieten. Ist man zum Beispiel bereit, sonntags auch mal ganz früh aufzustehen und dem Hund mit einem toten Kaninchen eine Spur durch Wald und Feld zu legen, damit er beim Schnüffeln ein Erfolgserlebnis hat? Wenn nicht, fallenklassische Jagdhundrassen schon von vornherein weg. Wie groß ist das eigene Verlangen nach Hundetanzkursen und Agility-Sport? Minimal? Dann lieber Hände weg vom Border Collie. Denn wenn ein aktiver Hund sich langweilt, wird er sich selbst eine Beschäftigung suchen, und ob er darf, was er sich ausgedacht hat, wird er vorher nicht fragen.
Pro Rassehund
Wer sich für einen Rassehund entscheidet, wählt allerdings auch einen Vorteil: Er weiß beim Welpenkauf ungefähr, was ihn erwartet. Natürlich ist jeder Hund ein Individuum, und in jeder Rasse gibt es freundliche und aggressive, sportliche und faule Exemplare. Aber es ist doch absehbar, ob aus dem Fellknäuel ein Zwerg oder ein Riese, ein Zotteltier oder ein Nackthund, ein lebendes Sofakissen oder eine Sportskanone, ein Jäger oder ein Hütehund wird. Es gibt Hundebesitzer,
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