Hundherum glücklich - Ein Freund. Ein Buch.
Anschaffung ordentlich zur Kasse gebeten wird, trifft sie bewusster und behandelt den teuer gekauften »Gegenstand« mit mehr Wertschätzung. Das gilt auch für Tiere. Nicht umsonst sagt der Volksmund: Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Wer also für einen Hund Geld bezahlen muss, gibt vielleicht beim Anblick treuer Welpenaugen nicht so schnell dem Bauchgefühl nach, sondern schaltet erst den Kopf ein.
Und die Betrachtung eines Hundes als »Ware« hat noch einen weiteren Vorteil. Verantwortungsbewusste Konsumenten denken bei einer Anschaffung inzwischen nicht nur über ihren eigenen Nutzen nach. Sie wissen auch, dass Verbraucher in ihrer Gesamtheit gesellschaftliche Macht besitzen, denn mit jedem Kauf unterstützt mandiejenigen, die an dieser Ware verdienen. Viele sehen deshalb genau hin und überlegen, wen sie durch ihren Kauf mitfinanzieren. Niemand will ja durch die Anschaffung eines Hundes skrupellose Tierquäler fördern.
Und da sind wir schon bei den Nachteilen der »Ware Hund«. Ein weiteres ungeschriebenes Gesetz der Marktwirtschaft lautet nämlich: Wo man Geschäfte macht, ist Geschäftemacherei nicht weit. Je mehr man mit einer Geschäftsidee verdienen kann, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass alle Akteure sich moralisch äußerst flexibel verhalten.
Mit Hundezucht und Hundehandel kann man leicht Geld verdienen, wenn man es mit dem Tierschutz nicht so genau nimmt. Viel Anfangskapital ist nicht nötig, eine läufige Hündin genügt, und ein williger Rüde lässt sich meist günstig finden. Papier ist bekanntlich geduldig, und Papiere lassen sich fälschen.
Ob es sich also um einen Rassehund handelt, um einen Mischling oder um einen »Nothund«, immer ist es möglich, dass wir mit dem Kauf ein korruptes System unterstützen, das nur funktioniert, weil es Menschen wie uns gibt.
Bei vielen Waren gibt es Prüfsiegel und Bio-Label, die Orientierung beim Kauf bieten. Aber wo findet man einen fair gezüchteten »Bio-Hund«? Und was machen wir mit all den anderen?
Ein Blick in Hundeaugen
Ein Hund ist eine Ware, und er ist es nicht. Was beim Hundekauf vor uns sitzt, ist immer ein empfindsames Wesen mit einer ungewissen Zukunft, das Liebe, Respekt und ein gutes Zuhause verdient. Ein überzüchteter Rassehund, der vor lauter Stammbaum kaum mehr laufen kann, ist so ein Lebewesen. Ein Hund aus einer Hundefabrik, der von Straßenhändlern aus einer Kiste heraus zum Kauf angeboten wird, ist auch ein atmendes, fühlendes Tier. Und ein Kampfhund im Tierheim, für dessen Haltung unzählige Gesetze und Auflagen gelten, ist ebenfalls eine liebenswerte Kreatur mit einem Recht auf ein glückliches Hundeleben.
Mit unserer Entscheidung und unserem Geld beeinflussen wir in diesem Fall zweierlei: den Markt, der dieses Tier hervorgebracht hat, und gleichzeitig das Leben des Geschöpfes vor uns. Wenn wir dieses Tier kaufen, werden weitere Hunde auf dieselbe Weise den Besitzer wechseln. Wenn wir es aber nicht tun, überlassen wir ein leidendes Tier seiner ungewissen Zukunft. Für einen Menschen kann die Entscheidung für oder gegen einen Hund ein Politikum sein wie die Stimmabgabe bei der Kanzlerwahl. Pro Rassehund. Pro Mischling. Pro Tierheimhund. Für einen Hund ist sie das nicht, für ihn geht es immer um sein Leben.
Was tun?
Wenn man tiefer in das Thema eintaucht, erkennt man: Den politisch korrekten Bio-Hund gibt es nicht. Nirgends. Jeder Hundekauf ist rein moralisch betrachtet richtig und falsch zugleich. Das zeigen die folgenden drei Kapitel. Eines aber ist immer falsch und moralisch absolut verwerflich – eine vorschnelle Entscheidung, die man irgendwann revidieren muss. Wer einem Hund kein gutes Hundeleben garantieren kann, darf ihn nicht kaufen. Niemals.
41 Einen Rassehund anschaffen
Rassehund, das klingt nach Stammbaum und blauem Blut, nach Elitedenken, Rassismus und Abgrenzung. Tatsächlich sind Hunderassen aber aus anderen Gründen entstanden.
Früher mussten Hunde ihren Menschen im Alltag bei der Arbeit helfen, und nicht alle Vierbeiner eigneten sich für jede Tätigkeit gleich gut. Große, kräftige, lauffreudige Exemplare waren ideal zum Ziehen von Lasten. Beim Aufstöbern von Füchsen im engen Bau erwiesen sie sich dagegen als wenig hilfreich. Hunde mit einem ausgeprägten Geruchssinn und starkem Jagdtrieb waren gute Helfer beim Nachstellen von Wild, aber völlig ungeeignet, um Haus und Hof zuverlässig zu verteidigen, denn kaum hoppelte ein Hase vorbei, waren sie weg.
Schon früh
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