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Hundsköpfe - Roman

Hundsköpfe - Roman

Titel: Hundsköpfe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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Ungeheuer, außerdem schlugen die alten Zeichnungen durch wie Ölflecken an einer frisch gemalten Wand und waren praktisch nicht wegzubekommen.
    »Ungeheuer und verdreckte Ohren«, sagte Askild eines Abends, »was habe ich da bloß für einen Sohn?«
    Ein paar Tage später kam er mit einem Arakanga namens Kaj nach Hause, den er im Wirtshaus einem Seemann abgekauft hatte. Der Papagei konnte »Gib mir Zuckerbrot« und »Her mit dem Schnaps« sagen, und vor allem letzteres begeisterte Askild. Kaj wurde auf einer Stange im Wohnzimmer installiert und bekam eine Metallkette ums Bein, damit er nicht fortfliegen konnte.
    »Ist der wirklich aus Amerika?« fragte Segelohr.
    Askild nickte und hob seinen Sohn hoch, damit er sich den Vogel richtig ansehen konnte: seinen krummen Schnabel, die farbenprächtigen Federn und die kleinen nervösen Augen, die aussahen wie rotierende Glaskugeln. Segelohr starrte das Tier fasziniert an, hingerissen von dessen exotischen Lauten und Gerüchen, bis Askild rief: »Holla! Paß auf, daß er dir nicht die Nase abbeißt!«
    Als der erste Schreck überwunden war, wurde Kaj zu einem beliebten Gesprächsthema zwischen Vater und Sohn. »Wollen wir dem Vogel Wasser geben, Papa?« »Hast du heute schon mit Kaj geredet, mein Sohn?« Und wie ein geliebtes Kind der Familie bekam Kaj viele Namen: Stangemann, Piephans, Quatschkopf, Yankee … und später, als er bei Askild in die Lehre gegangen war und seine Sprüche nachäffte, Teufelsvieh und Höllenvogel. Bisweilen wurde Askild gesehen, wie er mit Kaj auf der Schulter betrunken durch die Stadt wankte, und daß sein Vater mit einem waschechten Papagei aus Amerika herumlief, führte durchaus dazu, daß Segelohrs Ansehen bei den Jungen des Viertels stieg. »Ist das ein richtiger Papagei? Kann der reden?« wollten sie wissen, als Segelohr zu seiner täglichen Ohrenbehandlung auf die Straße kam und die Burschen mit ins Haus nahm, damit sie sich das Wundertier näher anschauen konnten. »Darf man ihn anfassen?« fragte Per, und Segelohr antwortete: »Ja, sicher, am besten am Schnabel.«
    Angenehm überrascht über diese Gelegenheit, ging Per einen Schritt auf den Papagei zu, und als sein Zeigefinger fünf Zentimeter vor dem Papageienschnabel zu zögern begann, rief Segelohr: »Paß auf! Der beißt dir die Nase ab!« Erschrocken zog Per seine Hand zurück.
    »Mann! Du hast dich nicht getraut, ihn anzufassen!« war eine piepsige Stimme zu hören.
    Mit einem Schlag hatte der Papagei Kaj die Machtverhältnisse der Gruppe aus der Balance gebracht. Per verteidigte sich eifrig, als Segelohr jedoch mitten in der Diskussion zu dem Vogel ging, ihn von der Stange hob und seine kleine Nase gegen den enormen Schnabel des Papageis preßte, gab es nichts mehr zu diskutieren.
    Die Ohrenbehandlungen indes gingen weiter, und zu ihrem großen Entsetzen fand Bjørk auch weiterhin Modder, Schnecken und zerquetschte Insekten in den überdimensionierten Ohren ihres Sohnes. Der Verbrauch an Wattestäbchen stieg explosionsartig, das Seifenwasser schäumte in den Metallschüsseln, und die Ungeheuer krochen aus dem Schrank unter der Spüle, weit unheimlicher als je zuvor. »Es ist eine Mittelohrentzündung«, behauptete Askild, und wieder wurde Segelohr das mit Vaseline eingeschmierte Quecksilberthermometer in den Hintern geschoben. Doch es war wohl die schlimmste Demütigung, daß seine Mama ihm nun täglich die Hose bis auf die Kniekehlen herunterzog, die Hinterbacken spreizte und etwas Kaltes und Unangenehmes hineinsteckte, während Askild ungeduldig aus dem Wohnzimmer rief: »Hat er Fieber, der Junge?« Das Resultat war immer dasselbe. Segelohr hatte kein Fieber, doch eine gewisse Empfindsamkeit im hinteren Bereich nährte gemischte Gefühle gegenüber einer Mutter, die in einem Haus mit einem immer unversöhnlicheren Vater bis dahin stets der nette Engel gewesen war. Es wurde nicht besser, als Bjørk ihm eines Tages seine Hose hochzog, ihn mit einem geheimnisvollen Lächeln ansah und ihm den nächsten Schlag versetzte, als sie sagte: »Du bekommst eine kleine Schwester.«
    »Wieso denn?« wollte Segelohr wissen, und Bjørk erwiderte:
    »So etwas fragt man nicht, du frecher Bengel. Frag Papa.«
    »Wenn dein kleiner Bruder kommt, mußt du dich aber wie ein großer Junge benehmen und aufhören, ins Bett zu pinkeln«, sagte Askild und kam damit auf die Tatsache zu sprechen, daß Segelohr angefangen hatte, ins Bett zu pinkeln, seit der Papagei aus Amerika seinen Neuigkeitswert im

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