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Hundsköpfe - Roman

Hundsköpfe - Roman

Titel: Hundsköpfe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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das Fjäll geschickt, um nach ihm zu suchen, als er den Rauch sah. Askild warf die Staffelei um, die er mit nach draußen genommen hatte, und rannte ohne seinen Stock in Richtung Berg. Als Bjørk kurz darauf den Rauch bemerkte, war Askild bereits darin verschwunden, und sie hörte nur sein verzweifeltes Rufen nach den Söhnen. »Wir dachten, sie wären dort oben«, sagte Großmutter an dieser Stelle immer.
    Dann lief sie zusammen mit einem halben Dutzend Nachbarn zum Fjäll hinauf, bewaffnet mit Wassereimern und Teppichklopfern, aber es war sinnlos. Das Feuer ließ sich nicht zähmen, ein ganzes Waldstück brannte nieder, aber was war mit Segelohr und dem kleinen Knut? … und an dieser Stelle ließ Großmutters immer ihre Zweifel mit anklingen: Würden wir sie je lebendig wiedersehen? – Ja! Denn Segelohr und Knut waren unten am Hafen und bemerkten erst auf dem Heimweg den schwarzen Rauch. Knut hatte Angst bekommen und war zum Hafen gelaufen, als er sah, wie das Feuer seines kleinen Brandes sich ausbreitete, und Segelohr war in diese Richtung gegangen, um ihn zu finden. Er holte Knut auf halbem Wege ein, nahm ihn dann aber mit zum Hafen, um einer Gruppe kleiner Jungen den täglichen Krebsfang abzukaufen. Danach waren sie hinunter zum Fischmarkt gegangen, wo die Krebse für zehn Øre das Stück abgesetzt wurden. Und so kamen sie erst nach Hause, als die Rettungsmannschaft ohne die verschwundenen Brüder zurückgekehrt war. Askild war von Kopf bis Fuß schwarz und hatte gerade seinen Stock aufgehoben, als die beiden Söhne den Gartenweg heraufkamen. Ihr Anblick ließ ihn vor Wut erbleichen, er packte den Stock und schlug Knut damit so fest ins Gesicht, daß er ihm die Nase brach.
    »Au!« heulte Segelohr, während Knut nicht einen einzigen Laut von sich gab. »Au!« heulte Bjørk und warf sich dazwischen, und so stand die Familie lange da, erstarrt zu einem traurigen Tableau, bei dem sich lediglich das Blut, das Knut aus der Nase tropfte, bewegte … dann drehte sich Großvater um und ging in die Kneipe, ohne sich den Ruß abzuwaschen, während Bjørk sich um Knuts gebrochene Nase kümmerte.
    Natürlich erzählte Bjørk diesen letzten Teil nie. Ihre Geschichte endete immer damit, daß sie ihren Söhnen um den Hals fiel. »Wenn der Wind nicht von Süden gekommen wäre«, sagte sie gern, »wären wir bestimmt obdachlos geworden.«
    Am Tag nach dem unglücklichen Waldbrand malte Askild ein großes Bild von anderthalb mal anderthalb Metern und gab ihm noch am gleichen Abend den Titel Es brennt in Bergen . Meiner Meinung nach ist Es brennt in Bergen eines der gelungensten Gemälde Askilds. Das schwelende Feuer hinter einem kobaltblauen Gesicht und dem beunruhigenden Stock, der das Bild aus dem Gleichgewicht schlägt, erschien mir als die perfekte Verbindung seiner Möglichkeiten; Askild mochte es allerdings nie und schätzte viel mehr Der Arzt und das Skalpell , das elf Jahre später meine Eltern zusammenbringen sollte. Und während Knuts Nase wieder zusammenwuchs und Appelkopp sich von einer imponierenden Attraktion in einen ganz gewöhnlichen großgewachsenen Mann verwandelte, vergaß man den Waldbrand und Knuts gebrochene Nase, und die Stimmen des Alltags begannen wieder mit ihrem beruhigenden Salbadern.
    Oh, wunderbare Stadt, Münzen hat es geregnet, und das Gold hat den Weg auf die Böden der Kisten gefunden , bramarbasierte Raffzahn, der inzwischen zwar auf dem letzten Loch pfiff, allerdings auch wirklich ganze Arbeit geleistet hatte.
    »Feiste Krebse, groß und kräftig, quicklebendige Krebse, die man direkt auf die Eisblöcke legen kann«, rief Segelohr und zeigte seine beeindruckende Münzsammlung überall herum.
    »Das ist ja phantastisch«, rief Bjørk und beugte sich über die schimmernden Geldstücke, die Segelohr zweimal pro Woche polierte.
    »Ach was«, sagte Askild und warf einen widerwilligen Blick auf die zwei Kilo schwere Münzsammlung, »was willst du denn damit anfangen?«
    Gerade wollte Segelohr etwas erwidern, was er vom Münzhändler Ibsen gehört hatte, als ihr Gespräch durch eine Stimme unterbrochen wurde, die niemand zuvor je gehört hatte. »Papa«, erklang es, und ein kalter Schauer lief Bjørk den Rücken herunter, als ihr klarwurde, daß es sich um ihre Tochter handelte, die da redete, ja, es war Anne Katrine, die hinter ihnen in Segelohrs Zimmer stand und ihr erstes Wort sagte. Askild sprang auf, Bjørk klatschte in die Hände, und bereits am nächsten Nachmittag wurde Anne Katrines

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