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Hundsköpfe - Roman

Hundsköpfe - Roman

Titel: Hundsköpfe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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er sich alle Tätowierungen ansehen konnte. Er fummelte an dem Ohrring herum, zog ihn an dem enormen Schnurrbart und ließ vorsichtig einen Finger über die interessante Narbe an der rechten Stirnseite gleiten. »Ein unfairer Kampf«, berichtete Appelkopp, der sich angewöhnt hatte, einzelne Worte englisch auszusprechen, »sieben Schlitzaugen gegen mich einzelnen Mann. Aber sie haben von mir eine Abreibung bekommen, all of them!«
    Segelohr war etwas reservierter und starrte verstohlen auf die gewaltigen Oberarme seines Vetters. Er begriff nicht so recht, wie eine derartige Verwandlung möglich war, freute sich allerdings jetzt schon darauf, Appelkopp eines Tages mit ins Rhabarberviertel zu nehmen. Dann würden die anderen aber was erleben! Ein wenig später wollten die beiden Brüder ihm ihre Kinderzimmer zeigen, und als sie dort standen, fragte Appelkopp, ob sie mal etwas Verschärftes sehen wollten.
    »Au ja!« rief Knut und hüpfte auf und ab. »Was Verschärftes, was Verschärftes!«
    Mit geheimnisvoller Miene machte Appelkopp die Zimmertür zu und zog seine Hose herunter. Eine große, dunkelgrüne Tätowierung kroch einen seiner Schenkel hoch, und beide Brüder glaubten, daß er ihnen die Tätowierung hatte zeigen wollen. Doch mit einer raschen Bewegung zog Appelkopp auch seine Unterhose herunter und entblößte ein Glied, das die beiden Brüder nach Luft schnappen ließ. Nicht allein die Größe – es hing bis zur Mitte des Oberschenkels herunter und war dick wie eine Schlackwurst –, sondern auch die merkwürdigen, farbigen Streifen, die den langen Schwanz bedeckten und ihn in einer ganzen Reihe von Nuancen changieren ließen, nahmen ihnen den Atem.
    »Au!« stöhnte Appelkopp leise, als Knut ihn in den Penis kniff, um zu prüfen, ob er wirklich echt war. Er war es. Erst als sie ganz nah kamen, konnten sie die Ursache der changierenden Farben sehen: FÜR MEINE GELIEBTE IDA, stand da mit roten und blauen Buchstaben. Allerdings war der Tätowierer in Singapur mit dem lateinischen Alphabet nicht ganz vertraut gewesen – und so standen einige Buchstaben spiegelverkehrt, andere hatte er ganz vergessen. Appelkopp schien es nicht zu stören.
    Noch am selben Abend nahm er ein langes Bad und brauchte anderthalb Stunden, um sich die Zähne zu putzen, sein Haar zu richten, den Schnurrbart mit Vaseline zu behandeln und sich ausgiebig mit Askilds Old Spice zu bespritzen. Dann verabschiedete er sich von sämtlichen Familienangehörigen mit einem Kuß und ging zum Haus des Abstinenzlers in der Hutoms Gate. Auf dem Weg dorthin stahl er aus einem Vorgarten, an dem er zufällig vorbeikam, drei Rosen, pfiff lauthals wie ein Mann, der sich seiner Sache sicher ist, und sonnte sich in all den verstohlenen Blicken, die ihn auf der Straße trafen. In der Hutoms Gate klopfte er so heftig an die Tür, daß die Wände des Hauses erzitterten, und als die Tür geöffnet wurde, fiel er auf die Knie und hielt um die Hand der rothaarigen Ida an, die den fremden Mann fassungslos anstarrte. Zunächst hatte sie keine Ahnung, wer er sein könnte, als es ihr jedoch klarwurde, bekam sie rote Wangen und beantwortete sein Werben mit zwei brennenden Ohrfeigen, klatschklatsch, um ihm dann die Tür vor der Nase zuzuschlagen.
    Ohne zu pfeifen, ohne sich in den Blicken der Passanten zu sonnen und mit drei schlappen Rosen, die er gegen jede Hausecke schlug, an der er vorbeikam, ging Appelkopp zurück in die Wohnung auf Skansen.
    Bereits am nächsten Tag nahm er ein altes Ritual wieder auf. Er holte sein altes Fahrrad aus dem Keller, ölte die rostige Kette, richtete das Schutzblech und begann, das rothaarige Mädchen in den Straßen von Bergen zu verfolgen, wenn sie mit den Zwillingen spazierenging. Und wieder sah man Appelkopp gedankenverloren in der Stadt herumfahren, nur daß er nun darum bettelte, ihr bei den Einkaufstüten helfen zu dürfen, statt ihre Schultasche tragen zu wollen. Unzählige Male bot er an, den Wagen mit den zweijährigen Zwillingen zu schieben, sogar den Garten des Abstinenzlers wollte er umgraben und als Laufbursche gratis in seiner Gummiringfabrik arbeiten, aber nichts half.
    »Hau ab, du Esel!« hieß es, wenn Appelkopp die Grenze von zwanzig Metern überschritt, die Ida für ihre persönliche Integrität gesetzt hatte, und bald war Appelkopp so ratlos, daß er sich genötigt sah, noch ein altes Ritual wiederaufleben zu lassen: »Der Postbote kommt!« rief er mit einem verschmitzten Lächeln, wenn er auf seinem allzu

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