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Hundsköpfe - Roman

Hundsköpfe - Roman

Titel: Hundsköpfe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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kleinen Fahrrad an ihr vorbeischlingerte, aber Ida erschien nie im Langenwald, und in dem alten Baum stapelten sich die Briefe.
    Statt dessen hagelte es Kritik. »Mach den Ohrring raus, du siehst aus wie ein Seeräuber aus einem schlechten Film«, rief sie ihm hinterher. »Sieh zu, daß der Zahn ersetzt wird, schneid dir den Bart ab und schmeiß den Seesack weg, glaubst du, ich will etwas mit einem blöden Matrosen zu tun haben?«
    In den folgenden Monaten gehorchte Appelkopp wie ein wohlerzogener Hund, und Knut beobachtete mit Enttäuschung, wie sämtliche Attribute seines imponierenden Vetters nach und nach verschwanden. Appelkopp begann, sich Hemden anzuziehen, damit die Tätowierungen nicht mehr zu sehen waren, er ging zum Zahnarzt und bekam einen Stiftzahn eingesetzt, er rasierte sich den Schnauzer, und er hörte auf, die letzten Wörter seiner Sätze englisch auszusprechen. Die sonnenverbrannte Farbe verblaßte, der Ohrring wurde in eine Schublade verbannt, und es dauerte nicht einmal einen Monat, bis Appelkopp für den Abstinenzler vormittags Besorgungen machte, Kaffee kochte, den Boden fegte und sich somit auf seine zukünftige Karriere in der Gummibandbranche vorbereitete. »Jawohl, Herr Bjørkvig!« rief Appelkopp bei jeder sich bietenden Gelegenheit und stand stramm vor Arnt Bjørkvig, der sich die Gelegenheit, die Familienehre wiederherzustellen, nicht entgehen ließ, indem er den entlaufenen Bräutigam herumkommandierte.
    Mehrfach versuchte Askild, Appelkopp in der Werft unterzubringen, doch er war nicht daran interessiert und begann statt dessen, sich Gummibänder über die Hemdsärmel zu streifen, um so seine Loyalität gegenüber der Firma Bjørkvig Elastik zu unterstreichen, deren Slogan lautete: Bjørkvigs Gummiband, einzigartig hierzuland . Nach der Arbeitszeit – auch dann noch mit einem halben Dutzend Gummibändern am Arm – verfolgte Appelkopp weiterhin die Tochter des Abstinenzlers. Einmal wurde er drei Meter hinter ihr gesehen, wie er zwei große Einkaufstüten trug, und ein andermal sah ihn Thorbjørn, wie er ein Rad des Kinderwagens reparierte, während Ida ihn ungeduldig aufforderte, sich zu beeilen.
    »Was für ein Appelkopp!« sagte Thorbjørn resignierend zu Segelohr. Ein Appelkopp zu sein, wurde nach und nach zum Synonym für einen Trottel, dennoch war es – trotz Thorbjørns resignierendem Tonfall – eine eher oberflächliche Verärgerung, denn Appelkopp war inzwischen erwachsen, und jeder wußte doch, daß Erwachsene sich wie Trottel benahmen. Sogar Segelohr begriff, daß der Vetter ihm trotz seiner zwei Meter keine große Hilfe im Rhabarberviertel sein würde. Als Vertreter von Bjørkvig Elastik konnte er schlecht herumlaufen und Kindern in die Nüsse treten, Segelohr mußte daher allein oder mit Hilfe seiner Klassenkameraden zurechtkommen. Vor allem Knut war von seinem Vetter tief enttäuscht. »Blöder Appel!« murmelte er und stahl einen von Askilds alten Füllfederhaltern, bevor er sich in seinem Zimmer verbarrikadierte. Am späten Nachmittag fand Bjørk ihn dort, er hatte die Hose ausgezogen und sein kleines Schwänzchen über und über mit Tinte beschmiert.
    Viele Jahre später sollte Knut seine eigene Tätowierung bekommen, doch damals, Ende der fünfziger Jahre, ließen ihn Appelkopps enttäuschendes Verhalten und Bjørks neue Gewohnheit, das Glied ihres jüngsten Sohnes zur Schlafenszeit auf unpassende Tintenzeichnungen zu untersuchen, nur noch schwieriger werden. Er lief immer weiter weg, schmiß immer größere Gegenstände aus dem Fenster, und es dauerte nicht lange, bis sich eines seiner kleinen Feuer auf der Berghöhe rasend schnell ausbreitete und den gesamten Hang verbrannte. »Glücklicherweise die richtige Seite«, pflegte Askild später zu sagen und meinte damit den unbewohnten Teil des Berges. »Wenn der Wind nicht von Süden gekommen wäre«, so leitete Bjørk die Geschichte gern ein. Seither sollte die Episode über Onkel Knuts Waldbrand zu einem unserer absoluten Favoriten werden. »Frag Großmutter, ob sie nicht die Geschichte vom Waldbrand erzählen mag«, bat Stinne mich gewöhnlich, weil sie wußte, daß Großmutter eher dazu bereit war, wenn ich sie fragte. »Erzähl die von Knuts Waldbrand«, sagte ich dann, und Bjørk schaute uns geheimnisvoll an, bevor sie begann.
    Damals jedoch – als sich plötzlich schwarzer Rauch über die Berghöhe wälzte – war die Geschichte gar nicht komisch, denn Knut war verschwunden, und Askild hatte Segelohr auf

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