Hundsköpfe - Roman
Theater, um seinen Vater zu stützen, ihm wieder auf den Handkarren zu helfen, die traurige Tüte mit dem nun zerquetschten Finger zu tragen und ihm den Schweiß von der Stirn zu wischen, da Askild plötzlich anfing, besorgniserregend zu schwitzen.
Erst im Krankenhaus schien Askild wieder zu sich zu kommen. Er lehnte es ab, sich betäuben zu lassen, er wollte seinen blutigen Finger nicht aus den Augen lassen, als er genäht werden sollte, und er wollte unter keinen Umständen über Nacht bleiben, obwohl Bjørk versucht hatte, ihn dazu zu überreden.
»Nein«, sagte er, als der Arzt fertig war, »jetzt gehen wir alle zusammen nach Hause.«
Auf dem Heimweg wurde kein einziges Wort gewechselt, bis Bjørk stammelnd herausbrachte, daß sie gerade noch bei Mutter Ellen vorbeigehen wolle, um Anne Katrine und den kleinen Knut abzuholen. »Aha, da parkst du sie also normalerweise!« entfuhr es Askild, der der heimlichen Rechnung, die er über Bjørks Familie führte, ein weiteres Minus hinzufügte. »Ist ja eine schöne Schwiegermutter, die ich habe.«
Also gingen Vater und Sohn allein nach Hause. Segelohr versuchte verbissen, den Verletzten zu stützen, aber der schlug irritiert mit seinem Stock um sich, und als sie zu Hause ankamen, ging er sofort zum Telephon und rief die Schwiegermutter an, um Bjørk mitzuteilen, daß sie nicht vor Einbruch der Nacht nach Hause zu kommen hätte. Daß Bjørk am Telephon anfing zu weinen, besänftigte Askild nicht. Er knallte den Hörer auf und ging ins Wohnzimmer, wo er vor dem Bücherregal stehenblieb, und dann begann er mit den Arztromanen. Einen nach dem anderen zog er aus dem Regal, brach sie auf, riß Seiten heraus, knüllte sie zusammen und schmiß sie ins Wohnzimmer … Daß Bjørk diesen Arztromanheftchen hoffnungslos verfallen war, war eine Sache, aber daß sie auch versuchte, ihr Leben zu einem Arztroman zu machen, war zuviel für Askild. In einem Schneegestöber aus herumfliegenden Buchseiten, in diesem Schreckenskabinett der trivialen Phantasien seiner Frau, mit dem Gedanken Betrügerin, Hure , fand Askild ein Ventil für seine Wut, während Segelohr seinem Papa Essen machte, ihm vorsichtig den Finger badete und Schnaps nachgoß, wenn das Glas leer war. Auferstanden in der Rolle desjenigen, der die Familie zusammenzuhalten hatte, half er am späteren Abend seinem Vater ins Bett.
Am folgenden Tag hatte sich Großvaters Laune nicht sonderlich gebessert. Es war Sonnabend, und Bjørk rief bereits um sieben Uhr an und fragte, ob sie jetzt nach Hause kommen dürfe. Das dürfe sie nicht, antwortete Askild und knallte den Hörer auf. Um halb neun klopfte der erste Repräsentant der Wirklichkeit an der Haustür, Askild riß die Tür auf und brüllte: »Hau ab! Laß mich in Ruhe!« Währenddessen räumte sein dreizehnjähriger Sohn im Wohnzimmer auf, sammelte die Seiten der zahlreichen Arztromane zusammen und stopfte sie in große Säcke, die er hinterher auf die Terrasse stellte, bergab , dachte er, wenn Menschen kopulieren, werden sie selbst zu Schweinen .
Dann hörte er das lautstarke Gemurmel seines Vaters aus dem Wohnzimmer und wußte sofort, daß der Vater das Bedürfnis hatte, allein zu sein. Er ging in sein Zimmer, schloß vorsichtig die Tür und hockte sich vors Bett, um sich mit etwas anderem als den Familienproblemen zu beschäftigen. Segelohr hatte recht, Askild wollte allein sein, und er war daher auch ein wenig gereizt, als sein dreizehnjähriger Sohn plötzlich in der Tür stand und leise fragte: »Die Münzsammlung! Wo ist meine Münzsammlung?«
Askild, der gerade in diesem Augenblick über andere Dinge als eine schwachsinnige Münzsammlung nachzudenken hatte, erwiderte: »Die ist weg, geh in dein Zimmer, ich würde gern allein sein«, doch Segelohr ließ sich nicht mit unpräzisen Antworten abspeisen.
»Wo ist sie? Was hast du damit gemacht?« wollte er wissen.
»Halt die Klappe«, brüllte Askild und warf einen Aschenbecher nach seinem Sohn, »mach, daß du wegkommst! Ich hab sie verkauft.« Der fliegende Aschenbecher ließ Segelohr augenblicklich zurück in sein Zimmer gehen, kurz darauf stand er jedoch wieder da.
»Was hast du dafür bekommen?« murmelte er, und Askild, der den Anblick seines Sohnes, der heulend in der Tür stand, kaum ertragen konnte, antwortete: »Fünfzehn Kronen, ist doch egal, ich besorg dir eine neue Sammlung.«
»Fünfzehn Kronen!« heulte Segelohr.
»Ich sag’ doch, ich besorg dir ’ne neue«, brüllte Askild und ging zur
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