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Hundsvieh - Kriminalroman

Hundsvieh - Kriminalroman

Titel: Hundsvieh - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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krampfhaft sucht er in der Tasche neben seinen Füßen nach einem Taschentuch.
    Camenisch beugt sich nach vorn. »Warum halten wir, Mettler?«
    »Da ist ein Bekannter von mir, gleich geht’s weiter.«
    Dschipi, der auf der Fahrbahn gewartet hat, bis der Wagen hält, kommt nun auf uns zu, stutzt. »Ach du bist es, Claudio.«
    »Wen hast du erwartet? Den Weihnachtsmann?«
    Arpagaus auf der Rückbank räuspert sich. »Können wir fahren?«
    »Hör zu, Claudio, ich hab da was Interessantes erfahren, kannst du nicht schnell aussteigen?« Bittend schaut mich der Therapeut an.
    »Tut mir leid«, mischt sich nun Camenisch ein. »Wir müssen noch hinauf zur Alp, Herr Mettler wird von uns bezahlt!«
    Dschipi spuckt wütend aus. »Weißt du, wen du da herumchauffierst?«
    »Fahren Sie endlich, Mettler. Sonst …« Aus purem Reflex starte ich den Motor, denn die Autorität in Camenischs Stimme duldet keine Widerrede.
    »Es ist die Crème de la Crème des Grossen Rates«, ruft Dschipi Keller und springt zur Seite, als ich anfahre. »Sozis, Christdemokraten und Volkspartei schön vereint. Da wünsch ich dir mal viel Vergnügen. Wir sehen uns später!«
    Mit hochrotem Kopf taucht Kugler endlich aus den Niederungen des Wagens auf und schnäuzt sich die Nase. »So ein Spinner!«

    Nach einer halben Stunde Fahrt halte ich unterhalb der Alpweide an. »Wenn Sie dort nach links gehen, kommen Sie zu einem Felsen, da ist die Sicht wunderbar.«
    Camenisch nimmt mich beiseite und deutet auf meine schmutzigen Hosenbeine. »Keine Extratouren mehr, Mettler, ist das klar?« Dann läuft er hinter den anderen her und verschwindet im Wald.
    Ich ziehe mir die Socken aus und gehe barfuß über die Weide auf die Alpgebäude zu. Wieder sitzen die beiden Frauen in den langen, braunen Kleidern an einem Tisch und sortieren Kräuter.
    »Sieh mal, Gianna, unser Freund mit dem Ausschlag!«
    »Wolltest du nicht gestern kommen und dir deinen Tee abholen?«
    »Schon, leider ist mir etwas dazwischengekommen und …«
    »Schau, es passiert auch bei ihm!« Gebannt starren die beiden meine Füße an. »Es sinkt. Und wie. Fantastisch!«
    Nun sehe ich es auch. Meine kleinen Zehen sind feuerrot. »Was ist das?«
    »Ein interessantes Phänomen! Ausschläge können an den Extremitäten entlang absinken. Setz dich, ich mache Tee.«
    Die Frau, die Gianna heißt, verschwindet, die andere beginnt damit, Kräuter und Blumen zu einem Kranz zu winden.
    »Machen Sie das öfters? Solche Kränze, meine ich«, und denke an die tote Anna Rasut, die man mit einem Blumenkranz auf dem Kopf gefunden hat.
    »Immer, wenn es nötig ist!« Ihre Augen starren ins Leere. »Bald kommen die Kühe ins Tal, doch sie werden tot sein. Sie sollen hier begraben werden, weil keiner sie sonst aufnehmen will …«
    »Hör auf mit diesen Geschichten, Katrin! Dein Tee.« Gianna stellt eine dampfende Tasse vor mich hin und eine Papiertüte daneben. »Trink jeden Tag drei Tassen vor dem Essen.«
    Unten beim Wagen sind die Politiker aufgetaucht und winken.
    »Die Herren der Kühe«, murmelt Katrin. »Sie suchen neue Gräber.«
    »Was haben Sie eben gesagt?«, frage ich und trinke vorsichtig einen Schluck.
    Katrin beachtet mich nicht, flicht weiter und beginnt zu summen.
    »Geh, es ist Zeit«, flüstert Gianna. »Meine Schwester sieht Gespenster!«
    Ich starre auf den Kranz. »Hoffentlich haben Sie recht!« Das Gebräu schmeckt bitter, dennoch nippe ich tapfer an der Tasse.
    »Nimm deinen Tee und schau zu, dass die da unten verschwinden!« Gebannt starrt Gianna zu den Politikern hinunter, Camenisch hat sich aus der Gruppe gelöst und steigt zu uns herauf.
    »Die Blumen für die Herren der Kühe«, singt Katrin und dreht den Kranz hin und her.
    »Geh, sonst passiert hier noch etwas Schreckliches.« Sie wirft einen raschen Blick auf Katrin, die steif dasitzt und auf ihre Hände starrt, dann schaut sie mich flehend an.
    So lasse ich meine Tasse stehen und gehe grußlos davon. Nachdenklich überquere ich die leere Alpweide. Wo sonst Kühe weiden, steht Camenisch und wartet auf mich.
    »Es ist eine Schande!«, sage ich beiläufig zu ihm.
    »Was meinen Sie?« Sein Blick hat etwas Lauerndes.
    »Na, diese Krankheiten. Maul- und Klauenseuche, BSE …«
    »Was hat das mit dieser Alp zu tun, Mettler?«
    »Sehen Sie hier irgendwo eine Kuh? Hören Sie Glockengeläut? Nicht einmal Kuhfladen hat es auf der Wiese, oder sind Sie schon in einen getreten?«
    »Um das zu erfahren, sind Sie zur Alp hinaufgegangen?«
    »Aber

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