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Hundsvieh - Kriminalroman

Hundsvieh - Kriminalroman

Titel: Hundsvieh - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Sie die …« Dann starrt sie wieder gebannt ins Feuer.
    Eine Samariterin in orangenem Overall behandelt die verbrannte Hand eines stöhnenden Feuerwehrmannes.
    »Nun halt mal still, ja?«
    »Wenn es weh tut, verdammt noch mal!«, flucht der Verletzte.
    »Entschuldigen Sie, was ist mit Herrn Keller? Wo ist er?«
    »Sehen Sie nicht, dass ich beschäftigt bin?«, fährt mich die Samariterin wütend an, dann stutzt sie, lächelt. »Ach Sie sind das, Mettler.«
    In dieser Aufmachung hätte ich Frau Caduff fast nicht erkannt. »Keller geht es den Umständen entsprechend gut, er ist nach Schiers ins Spital gebracht worden.« Dann, nachdem sie den Feuerwehrmann versorgt hat, zieht sie mich zur Seite. »Dschipi wollte noch mit Ihnen sprechen, er hat mir aufgetragen …«
    Zwei Feuerwehrleute tragen einen Mann herein. »Schnell, Marta, hilf mal …«
    Vorsichtig legen sie den Mann auf ein paar Wolldecken.
    »Warten Sie zu Hause auf mich, bald werde ich abgelöst«, flüstert mir Frau Caduff zu, dann geht sie hinüber. »Was ist mit ihm?«
    »Ein Verrückter!« Der Feuerwehrmann nimmt seinen Helm ab und trocknet sich die Stirn. »Er wollte ins Haus. Durch die Hintertür. Er hat wie irr gebrüllt, man solle Keller rausholen, dann ist er umgekippt!«
    Der Mann am Boden stöhnt und wälzt sich hin und her.
    »Brand …«, röchelt er. »Brand …« Als der Feuerwehrmann zur Seite tritt, sehe ich sein Gesicht, es ist Arpagaus, der sozialdemokratische Politiker mit seiner ›Von Fall zu Fall‹-Integrität, der so verstört auf das Feuer im Dorf reagiert hat und bei unserer Ankunft ohne Gruß davonrannte.
    Wieder sein »Brand …« Und dann stockend: »Brand… stif… tung!«
    Nun hat ihn sein soziales Gewissen wirklich eingeholt.

24.
    Langsam wird es dunkel. Ohne Licht sitze ich im Garten der Pension Aurora, vor mir eine Kanne Assam, daneben der Honigtopf, in der Hand die dampfende Tasse, auf dem Gaumen das Aroma der indischen Hügel. So warte ich auf Frau Caduff, meine Vermieterin. Oder eher meine Chefin? Einmal bin ich Gast, dann wieder ihr Hausbursche. Und zwischendurch halte ich ihr lästige Bauunternehmer und deren schmierige Anwälte vom Leib. Nicht schlecht, oder? Ich schaue mich im verwilderten Garten um. Bald beginnt die Saison und davor sollte ich alles in Ordnung bringen. Dort drüben liegt noch immer der Rechen auf der Wiese, den habe ich gestern vergessen, als ich das Laub unter den Bäumen zusammengekehrt hatte, dann aber beschloss, zu Barbla zu gehen.
    Was ist das? Ein Knacken, dann huscht ein Schatten über die Wiese auf das Haus zu.
    Behutsam stelle ich meine Teetasse auf das Tischchen und stehe auf. Geschmeidig bewegt sich die Gestalt von Baum zu Baum. Kaum mehr als ein Schatten ist zu sehen. Dann knirschen leise Schritte auf dem Kies. Kurz nur zeichnet sich die Silhouette an der Hauswand ab, dann knarrt die Hintertür. Ein Spuk von wenigen Sekunden.
    Um mir Mut zu machen, nehme ich einen Schluck Tee, packe dann eine kleine Gartenhacke und schleiche auf die Hintertür zu. Wenn man die Tür ruckartig öffnet, kann man das Knarren vermeiden. So gelange ich in den Vorraum. Eine Tür führt hinunter in den Keller, sie ist abgeschlossen. Eine weitere in eine Werkstatt, lautlos drücke ich auf die Klinke, schaue mich um: nichts.
    Die dritte Tür führt mich weiter ins Haus hinein, hinein in die Dunkelheit. Ein Balken knackt. Dann wieder Stille. Am liebsten würde ich schreiend hinausrennen, stattdessen schleiche ich mich tastend weiter, in der Tür des Schankraums schrecke ich zurück, die Stühle auf den Tischen sehen im Licht der Straßenlampe draußen aus wie Skelette … Da! Da ist es wieder, das Knacken des Balkens.
    Es ist über mir. Leise Schritte auf dem Holzboden des ersten Stockwerkes. Vorsichtig gehe ich zurück zur Treppe. Die Gartenhacke fest in der Hand nehme ich Stufe um Stufe. Was habe ich hier überhaupt verloren? Stufe. Lächerlich! Stufe. Das ist doch nicht mein Spiel! Stufe. Und wenn der da oben bewaffnet ist? Stufe. Eine Pistole hat? Stufe. Die Gedanken abschalten. Stufe. Nur Ohr. Stufe. Nur Auge. Stufe. Nur Angst!
    Endlich bin ich oben, rechts die Gästezimmer, auch meines. Zwei Schritte bis zu einer trügerischen Sicherheit. Links das Bad, dann das Schlafzimmer von Marta Caduff, die Tür steht einen Spaltbreit offen, schwaches Licht wird von dem Rahmen reflektiert.
    Den Atem anhalten, die Hand krampft sich um die Hacke, langsam an der Badezimmertür vorbei auf das Schlafzimmer von Frau

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