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Hundsvieh - Kriminalroman

Hundsvieh - Kriminalroman

Titel: Hundsvieh - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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am Volk, an ein Geschäft, das beiden Seiten dient und nicht aus purer Profitgier getätigt wird.«
    »Da ist er wieder, unser guter Sozialist«, spottet Camenisch, »dabei sucht er nur nach Argumenten, um eine saubere Weste zu behalten.«
    »Ein soziales Geschäft, das finde ich echt gut!« Kugler lacht, bis ihm die Tränen über die Wange rinnen. Dann schnäuzt er sich. »Jetzt ganz im Ernst, Frau Thalmann, meine Herren, wir sind nicht zum Spaß hier. Wie sieht es mit dem Pilotprojekt aus?«
    Ich halte den Wagen neben dem Tunnel an, meine Fahrgäste steigen aus, erst studieren sie einige Pläne. Dann folgen die Männer den Schienen und verschwinden im Eingang, Frau Thalmann lehnt sich an den vorderen Kotflügel und raucht.
    Gestern Abend hatte Barbla hier auf uns geschossen. Oder auf den Unbekannten mit dem Messer, den wir aber nicht gesehen haben. Der gleiche Unbekannte, der davor im Schrank von Dschipi stand. Und der mich heute Morgen in der Halle des Bades bedrohte. War dieser Mann der Mörder von Anna Rasut?
    Weiter drüben sehe ich den gelben Trax, wie er Erdmassen herum schiebt. Das will ich mir doch aus der Nähe anschauen.
    Es sieht so aus, als würde der Trax ein Loch zuschütten. Ein Loch? Etwa für die toten Kühe, von denen Frau Moser mir heute Morgen herzählt hat? Das will ich sehen. So gehe ich an der gelben Maschine vorbei auf das Loch zu. Der Mann in der Führerkabine macht mir Handzeichen, ich soll verdammt noch mal zur Seite gehen, er müsse arbeiten, irgendetwas Unverständliches eben.
    Wenn mich etwas interessiert, will ich nicht unbedingt verstehen.
    Einen gewaltigen Erdhaufen vor sich herschiebend, röhrt der Trax neben mir auf die Grube zu, auch ich beschleunige meine Schritte, gerne würde ich sehen, was da unten liegt, bevor die Erde alles bedeckt, ich habe den Grubenrand schon fast erreicht, da heult der Trax auf, aus den Augenwinkeln sehe ich, wie sich eine Erdwelle auf mich zubewegt. Halt!, ich bin doch kein Surfer, denke ich noch, schon ist die braune Masse über mir. Ich springe nach links, dann ist die Erde da, begräbt den Ort, an dem ich eben noch stand, und bedeckt nun zum Glück nur meine Beine.
    »Bist du noch zu retten?«, brülle ich die gelbe Maschine an, da senkt sich die Schaufel erneut, kratzt über den Erdboden auf mich zu, meine Beine, ich muss meine Beine freikriegen, fieberhaft grabe und zerre ich, immer näher kommt die große, gelbe Schaufel mit ihren gewaltigen Zähnen, rast auf mich zu, die Raupen wühlen sich ins Erdreich, der Motor heult auf, endlich gibt der saugende Grund meine Füße frei, ich beginne zu laufen, höre das Monster hinter mir ächzen und schnaufen, die Angst macht ungeahnte Kräfte in mir frei. Wie ein Weltklassesprinter fliege ich über das Gelände, da ist der Bahndamm und dahinter steht der Wagen von Christine.
    Frau Thalmann steht rauchend daneben und schaut mich entgeistert an. »Wie sehen Sie denn aus, Mettler?« Missbilligend mustert sie meine schmutzverkrusteten Hosen. »Und wo haben Sie ihre Schuhe gelassen?«
    »Haben Sie den Trax dort bei der Grube gesehen? Der Typ in der Maschine ist irr, der wollte mich umbringen!« Erschöpft lehne ich mich gegen den Wagen.
    »Aber Herr Mettler, machen Sie Witze?« Die Thalmann schüttelt den Kopf.
    »Haben Sie es nicht gesehen? Der Maschinist wollte mich mit Erde zuschütten!«
    »Aber Herr Mettler!« Sie fasst mich am Arm. »Seit mindestens zehn Minuten stehe ich hier und schaue Ihnen zu, wie Sie auf der Wiese da drüben herumrennen. Und dabei sind Sie wohl gestürzt, oder etwa nicht?«
    »Wenn Sie meinen …«, verwirrt kratze ich mich am Hinterkopf, »ich bin also im schlammigen Boden stecken geblieben und habe dabei die Schuhe verloren.«
    »Genau so war es, Mettler!« Die Thalmann drückt ihre Zigarette aus.
    Nun kommen Arpagaus, Camenisch und Kugler aus dem Tunnel, löschen die Lampen und schlendern intensiv diskutierend zum Wagen.
    »Gibt es einen Ort mit guter Aussicht auf das Tal?«, will Arpagaus wissen und schaut zum Trax hinüber, der weiter in der Erde herumwühlt, als ob nichts geschehen wäre.
    »Sicher«, erklärt Camenisch, »die Alp Terraz.«

22.
    Wir überqueren die Ebene auf der Höhe des Kurhauses und fahren an der halb zerfallenen Fassade entlang. Ein Therapeut, ganz in Weiß, schließt eben sein Fahrrad ab. Es ist Keller. Als er uns kommen sieht, stellt er sich dem Wagen in den Weg. Ich halte an und lasse die Scheibe hinunter. Kugler neben mir bekommt einen Hustenanfall,

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