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Hundsvieh - Kriminalroman

Hundsvieh - Kriminalroman

Titel: Hundsvieh - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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meinen Augen liegen ihre braunen, kaum bedeckten Oberschenkel. Nicht schon wieder diese Show mit dem roten Nachthemd! »Lass mal, Christine, du musst dich nicht anstrengen, ich zeig dir das Ding schon, das heißt, wenn du mal Licht machen könntest!«
    Sie streichelt meinen Hals. »Wozu brauchen wir Licht?« Ihre Hand wandert über meinen Oberkörper. »Entspann dich, Claudio, lass ganz locker, ja?«
    »Wie soll ich mich entspannen mit dem Kopf voller Koffein?« Ruckartig setze ich mich auf, packe ihre Hand, die sich eben in meiner Hosentasche vergraben wollte. Dann mache ich Licht.
    Im Dunkeln war es ihr natürlich gelungen, das blaue Auge vor mir zu verbergen, doch im Licht der Deckenlampe sehe ich die ganze Bescherung. »Hast du vielleicht Bekanntschaft mit unserem Rechen gemacht, Christine?« Ich denke an den Überfall am Abend, an die Gestalt, die im dunklen Garten der Pension Aurora lag.
    »Es ist nicht so, wie du denkst, Claudio!«
    »Was glaubst du wohl, was ich denke?«
    »Bitte, Claudio!« Sie wirft mir einen flehenden Blick zu. »Ich habe Angst. Du musst verschwinden. Jetzt gleich. Sie wollen dich umbringen!«
    »Mich umbringen?« Ich stoße Christine zurück. »Lasst mich doch alle in Ruhe! Du und Belasch und der Anwalt. Ich werde morgen abreisen. Wieso kommst du nicht einfach mit?«
    »Ich kann nicht, ich habe mich auf dieses Geschäft eingelassen und will es auch zu Ende bringen. Belasch wird schon bald seine Unschuld beweisen und seinen Waterpark bauen, dann wird der Tourismus hier im Tal boomen. Und ich bin dabei!«
    »Und warum lässt du deinen Tourismus nicht ohne Belasch boomen?«
    »Wir brauchen Kapital, Mettler, ohne Kapital geht in so einem verlotterten Bergtal gar nichts. Aber keiner will hier investieren, und ohne Investitionen gibt es keinen Boom. So einfach ist es eben. Und so kompliziert. Darum ist Doktor Kugler hier. Auf Einladung der kantonalen Parlamentarier. Wenn alles gut geht, werden die Deutschen mitziehen. Dieses Geschäft lassen wir uns nicht kaputtmachen. Von niemandem.«
    »Kein Problem. Ich werde euch nicht stören!«
    »Gib mir das Dokument, Claudio! Dann lässt man dich in Ruhe ziehen. Bitte!«
    Ich stehe auf. »Das Dokument ist meine Lebensversicherung. Ich werde es dir mit der Post schicken, wenn ich heil aus dem Tal komme.«
    Sie stellt sich mir lächelnd in den Weg, ihr Körper schmiegt sich an meinen, ihre Lippen gleiten auf mich zu. Fast hätte ich mich gehen lassen, hätte alles akzeptiert und den verdienten Lohn entgegengenommen. Doch tief in mir drin sträubt sich etwas, wütend schubse ich Christine aufs Sofa zurück, benommen bleibt sie liegen. »Es tut mir alles so leid, aber ich kann nicht anders, Claudio.«
    Schnell bin ich draußen, schaue mich kurz um, nun ganz nüchtern, ganz konzentriert, leise wie eine Katze auf der Jagd. Niemand ist zu sehen, keinerlei Geräusche sind zu vernehmen. Abseits der Feldwege überquere ich die Wiesen und versuche, meine Gedanken zu ordnen.
    »Belasch«, fasse ich meine Erkenntnisse zusammen, »hat vielleicht Anna Rasut getötet, weil sie etwas bei seiner Baustelle entdeckt hat. Seither ist er flüchtig. Sein Bauprojekt hat er dennoch nicht aufgegeben und versucht zusammen mit seinem Anwalt Pit Niggli, Frau Caduff unter Druck zu setzen. Darum auch der Einbruch und der Versuch, die Besitzdokumente für das Stück Land beim Tunnel zu stehlen. Dass ich das wichtigste Dokument beiseite geschafft habe, hat niemand bemerkt. Bravo Mettler, gut gemacht!« Ich kichere leise und gehe weiter in die Nacht hinein.
    »Christine ist informiert, sie will, dass Belasch mit dem ›Aquapark‹ Erfolg hat, damit der Tourismus hier im Tal in Schwung kommt. Trotz des Mordes an Anna Rasut macht sie weiter gemeinsame Sache mit einem vermeintlichen Mörder. Sie schreckt auch vor einem Einbruch bei Caduff nicht zurück. Der Aquapark steht über allem. Darum ist auch die Politikerdelegation hier. Dann gibt es noch die beiden Hirtinnen und Frau Moser mit ihrem Gerede von den toten Kühen. Und der Traxfahrer, der irgendeine Grube beim Tunnel zudeckt. Viel ist das nicht, Mettler, und es passt auch nicht wirklich zusammen.«
    In der Dunkelheit stolpere ich und falle zu Boden. Ein Hindernis auf dem offenen Feld holt mich in die Realität zurück, ich spucke Erde, rapple mich auf, schaue zurück, da liegt etwas, hinkriechen, tasten, Stoff spüren, ein Körper, die Kälte der Nacht.
    »He, Jonny, hörst du mich? Gib Antwort, so besoffen bist du nicht, Kleiner!«

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