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Hundsvieh - Kriminalroman

Hundsvieh - Kriminalroman

Titel: Hundsvieh - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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aufstehen will, bestellt er eine weitere Flasche und schenkt uns ein.
    »Na dann, Viva.« Er hebt sein Glas. »Ich bin der Jonny, das heißt, eigentlich hat meine Mutter mich Jonathan getauft, kennst du den Film von der Möwe Jonathan mit der Musik von Neil Diamond?«
    »Nein, tut mir leid.«
    »Du solltest dir mal die Songs anhören. Sehr romantisch, so wie meine Mutter eben.« Er trinkt kichernd. »Weißt du, als ich in die SP eintrat, das heißt, begonnen habe ich bei den Jusos, da fand ich Jonny besser, wilder, das ist nicht so brav, findest du nicht auch?«
    Bei der dritten Flasche dann erzählt Jonny, warum ein Politiker auch mit der Gegenseite paktieren müsse. »Stell dir vor, Mettler, wenn ich hier mitmache, dann unterstützen mich die Politiker der Christdemokraten und diejenigen der Volkspartei bei unserer Initiative um eine Einheitskrankenkasse, das ist doch gut, oder?« Doch seine weinerliche Stimme sagt mir, dass schon lange nicht mehr alles gut ist bei der politischen Arbeit von Arpagaus.
    »Skrupel, Jonny? Schließlich geht es doch um Brandstiftung, vielleicht auch um einen Mordversuch!«
    Jonny Arpagaus, der von seiner Mutter nach einer romantischen Möwe getauft wurde, öffnet den Mund, schließt ihn wieder, dann wird sein schmaler Körper von einem wilden Schluchzen geschüttelt.
    »Was ist mit dem passiert?« Die Thalmann, diesmal in einem modischen Deux-Pieces, ist an unseren Tisch getreten und schaut mitleidig auf den weinenden Jonny hinunter.
    »Haben Sie nie beim Wein die Wahrheit gesucht?«
    »Nicht in solcher Gesellschaft!« Sie wendet sich angewidert ab. »Komm, Jonny, ich bringe dich ins Bett.« Sie packt ihn am Arm, doch Jonny bäumt sich auf.
    »Lass das, Maria! Ich gehe nicht mit der Klassenfeindin von der SVP ins Bett!«
    »Bitte, Jonny, komm jetzt, du hast genug gehabt!« Sie zieht ihn hoch.
    »Die SP bestimmt selber, wann sie genug hat!« Arpagaus reißt sich los und taumelt die Internationale intonierend nach draußen, die Thalmann schaut ihm nach, geht dann hinüber zur Bar, diskutiert wild gestikulierend mit Camenisch und zeigt immer wieder auf mich.
    Mit meinem Glas in der Hand gehe ich zu ihnen hinüber. »Wird euer kleiner Sozialist langsam zum Sicherheitsrisiko, oder irre ich mich vielleicht?«
    Camenisch schaut mich verächtlich an. »Was geht Sie das an?«
    »Mich? Eigentlich nichts. Eigentlich möchte ich schon lange meine Ruhe und meinen Frieden. Wenn man mich mit all den Geschichten endlich in Ruhe lassen würde, könnte ich schon lange zufrieden in meinem Bett liegen!«
    »Sie kriegen Ihre Ruhe schon noch!« Kugler, der deutsche Tourismusfachmann aus Stuttgart, schenkt mir nach. »Trinken wir auf das Joint-Venture zwischen Baden-Württemberg und Graubünden!«
    Die Thalmann schenkt mir ein dünnes Lächeln. »Trinken Sie aus, Mettler, und dann will ich Sie hier nie mehr sehen, will nichts mehr von Ihnen hören!«
    »Ihr Wunsch beruht ganz auf Gegenseitigkeit, Gnädigste!« Austrinken und raus hier, die Leute sind wirklich kaum mehr zum Aushalten.

26.
    In meinem Kopf dreht sich ein Karussell, Lichter blinken, immer wieder tauchen schwarze Löcher auf, in die ich zu fallen drohe, einmal stolpere ich über eine Schlange, die am Boden liegt, will sie mit meinem Taschenmesser töten, doch ein Feuerwehrmann reißt mich weg. Irgendwo muss ich mich übergeben, irgendwann halte ich den Kopf in einen Brunnen, bis ich keine Luft mehr kriege.
    »Jonny!«, rufe ich in die Nacht hinaus, »Jonny!« Doch von Jonny keine Spur, nur ein Hund bellt den Mond an und in einem Haus flimmert das blaue Licht eines einsamen Fernsehers. Ich muss mich hinlegen, muss ausruhen. Der gute Jonny hätte mich sicher auf seinem Teppich schlafen lassen.
    »Weißt du, wie spät es ist?« Christine öffnet die Wohnungstür und lässt mich eintreten. »Setz dich aufs Sofa, ich mache Kaffee!«
    »Ach, Christine«, lalle ich, »warum ist alles so schwierig?«
    »Warum wohl, Mettler? Weil du die Nase dauernd in Dinge steckst, die dich nichts angehen.« Ohne auf meinen Protest zu achten, schenkt sie mir eine große Tasse ein. »Ein starker Kaffee, mein Lieber, ist das Richtige für dich, das weckt dich auf. Tee gibt’s später!«
    Gehorsam schlürfe ich die bittere Brühe. »Weißt du was? Ich werde mich nur noch um meine Badekur kümmern, das heißt, wenn ich dieses Dokument losgeworden bin.« Ich zeige auf meine ausgebeulte Hosentasche.
    »Ein Dokument? Interessant.« Sie setzt sich auf die Sofalehne, vor

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