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Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Titel: Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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konnte.
    Natürlich klingelte das Telefon, sie hatten beide schon lange damit gerechnet. Immerhin war Laura im Dienst.
    «Sie haben uns beinahe zwei Stunden gegeben, das ist eine Menge», murmelte Guerrini und rollte sich auf den Rücken, während Laura zum Telefon robbte.
    Es war Marion Stadler, die Nachbarin der alten Frau Neugebauer.
    «Sie hat was gesagt, das wahrscheinlich wichtig für Sie ist, Frau Gottberg.»
    «Und was?»
    «Sie hat gesagt, dass der Dobler den Konrad Geuther an die Amis verraten hat. Der hatte sich irgendwo versteckt, mit Hilfe ihres Mannes. Der Dobler hat es rausgekriegt, und dann ist der Geuther erwischt worden.»
    «Hat sie das wirklich gesagt?»
    «Ja, wieso ist das so wichtig?»
    «Konrad Geuther ist von den Amerikanern wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor Gericht gestellt worden und hat sich im Gefängnis umgebracht.»
    «Wow.»
    «So kann man es auch sagen.»
    «Entschuldigung, aber das habe ich nicht erwartet.»
    «Ich eigentlich auch nicht. Aber ich danke Ihnen sehr, und ich werde in den nächsten Tagen bei Ihnen vorbeikommen. Sie waren eine hervorragende Ermittlungshelferin!»
    «Na, wenn’s gegen die Braunen geht, doch immer!»
    «Danke, und grüßen Sie die Frau Neugebauer. Sie soll viel trinken!»
    Marion Stadler lachte.
     
    «Könnte sein, dass wir ihn bald haben!» Laura drehte sich zu Guerrini um.
    «Wen?»
    «Den Mörder von Dobler!»
    «Und wer ist es?»
    «Möglicherweise jemand, der einen hohen Nazi gerächt hat. Ein Verwandter, ein Freund, irgendwer, der von diesem Verrat wusste und lange nach Dobler gesucht hat. Das entlastet Lea Maron. Ich kann dir gar nicht beschreiben, wie froh ich darüber bin. Zwischendurch war ich wirklich sicher, dass sie es war …»
    «Wer ist Lea Maron?»
    Laura starrte Guerrini an.
    «Du hast recht, wir sehen uns zu selten, und wir reden nicht mal am Telefon ausführlich genug. Ich wollte dauernd mit dir über Lea Maron sprechen, aber es ging nie, weil wir keine Zeit hatten oder du betrunken warst oder wir uns missverstanden haben!» Sie zog das schwarze Leinenhemd eng um sich.
    «Erzähl es mir jetzt.»
    «Es beschäftigt mich seit Tagen, und ich wollte das so gern mit dir teilen, deinen Rat hören …»
    «Erzähl’s mir jetzt, Laura!»
    «Weißt du eigentlich, wie arrogant deine Stimme auf dem Anrufbeantworter klingt? Du klingst wie einer dieser näselnden Mailänder, über die du dich immer lustig machst.»
    «Laura, was ist los? Wir Italiener neigen zum Näseln, das liegt an unserer Sprache.»
    «Quatsch! Das Näseln verunstaltet eure wunderbare Sprache. Näseln ist pure Arroganz. Hör dir Eros Ramazzotti an, dann weißt du, was ich meine!»
    «Bene! Es ist Arroganz, vielleicht das Einzige, das uns bleibt, nachdem das römische Weltreich untergegangen ist. Und jetzt sag mir bitte, was los ist!» Diesmal bemühte er sich, besonders nasal und arrogant zu sprechen.
    «Ah.» Sie schüttelte den Kopf und verzog das Gesicht. «Es klingt schrecklich! Und du nimmst mich nicht ernst.»
    «Doch, ich nehme dich sehr ernst, wenn du mir endlich sagst, was los ist!»
    Laura zog das Hemd noch enger um sich.
    «Wer war die Frau, die so viel redete?»
    Angelo sprang auf, setzte sich auf das Sofa und trank sein Glas leer.
    «So was Ähnliches hatte ich vermutet.»
    «Sag das nicht! Es klingt schon wieder arrogant. Wir hatten ein sehr merkwürdiges Telefongespräch über deine tiefsinnigen Einsichten über vielredende Frauen und Männer!»
    «Ja, ich erinnere mich genau, und danach habe ich sehr schlecht geschlafen. Diese Frau ist eine Kollegin, die für ein paar Wochen aus Rom nach Siena versetzt wurde. Ich habe sie zum Abendessen eingeladen, weil ich ein höflicher Chef sein wollte. Sie hat mich totgeredet und später in ihre Wohnung eingeladen. Aber ich bin nicht mitgegangen, obwohl sie tolle Beine hat und einen beeindruckenden Busen! Und im Gegensatz zu dir und deinem Obdachlosen habe ich sie nicht bei mir schlafen lassen!»
    «Und warum nicht?»
    «Weil ich an dich denken musste. An die Art, wie wir miteinander reden.»
    «Wirklich?»
    «Veramente!»
    «Wie reden wir miteinander?»
    «Auf geheimnisvolle und doch klare Weise.»
    Laura atmete tief ein.
    «Penso che ti amo.»
    «Das denke ich auch.»
    «Entschuldige, ich musste das wissen.»
    «D’accordo. Und dein Obdachloser?»
    «Er hat einen Namen. Er heißt Ralf!»
    «Also, was ist mit Ralf?»
    «Er ist nett. Einfach ein Mensch, der sich in unserer verrückten Gesellschaft verirrt hat.

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