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Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Titel: Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Er ist anrührend, wie der Teil von uns, der nicht funktioniert und den wir immer ganz schnell wegdrücken, wie einen Anruf auf dem Handy, den wir nicht annehmen wollen.»
    «Und Lea Maron?»
    Laura setzte sich vor Guerrini auf den Teppich und erzählte ihm die Geschichte der Marons. Er hörte zu, unterbrach sie kein einziges Mal. Als Laura schwieg, sagte auch er lange Zeit nichts.
    «Glaubst du, dass es falsch von mir war, sie zu verdächtigen?», fragte sie nach langer Zeit.
    «Nein, mir wären ganz ähnliche Gedanken gekommen. Und ich glaube, dass Opfer sehr wohl zu Tätern werden können. In uns allen lebt doch dieser Wunsch nach Rache, wenn uns wirkliches Unrecht widerfahren ist. Aber weshalb änderst du so schnell deine Meinung, nur weil dieser Dobler auch einen Nazi verraten hat? Ist dir das angenehmer, weil du Nazis nicht magst?»
    «Natürlich.»
    «Ist das nicht ein bisschen einfach, Commissaria?»
    «Möglich, aber die andere Variante ist geradezu undenkbar in diesem Land.»
    «Da hast du die Erbsünde und deinen Frosch.»
    «Klar.»
    «Du weißt das alles schon?»
    «Ja, ja, ja!»
    «Wozu brauchst du mich dann?»
    Laura sah ihn an, senkte dann den Kopf und stieß mit dem Fuß gegen die halbvolle Sektflasche, die umfiel, über den Teppich rollte und ein leises Zischen von sich gab.
    «Dazu, dass ich mein Wissen auch zulassen kann. Wenn du da bist, ist es leichter. Ich bin nicht so verloren … nur noch ein bisschen.» Laura stellte die Sektflasche wieder auf, das Zischen wurde heftiger, und mit einem lauten Knall flog der Korken an die Decke. Sie zuckten beide zusammen und lachten ein wenig zu laut.
    «Nur noch ein bisschen», sagte Guerrini leise, «das ist eigentlich schon eine ganze Menge.»
     
    Am späten Nachmittag wurde Ralf so müde, dass er nicht mehr weiterkonnte. Seltsam, dass die Erschöpfung ihn ganz in der Nähe seines Anhängers überraschte. Aber er hielt nicht an, mied die Fußgängerunterführung und überquerte die Straße am Friedensengel. Er wusste, spürte, dass sein Anhänger tief unter seinen Füßen stand. Er lief weiter zu den kleinen Teichen am nördlichen Ufer, die auch schon beinahe ausgetrocknet waren. Dort suchte er sich ein Versteck unter den dichten Eibenbüschen, ließ sich einfach fallen und breitete die Arme aus, starrte in die dunklen Zweige.
    Den ganzen Tag hatte er nichts gegessen, war nur durstig, immerzu durstig. Die Hitze brannte nicht nur vom Himmel herab, sondern auch aus ihm selbst heraus. Mit der rechten Hand tastete er nach seinem Rucksack und zog die Wasserflasche hervor, die er in einer öffentlichen Toilette gefüllt hatte. Er trank gierig und goss sich dann einen Schwall über den Kopf, um das Feuer zu kühlen, das in ihm selbst zu brennen schien. Der Boden unter ihm war hart, glatt und ein wenig abschüssig. Er rollte sich so, dass sein Kopf höher als seine Beine lag. Aber damit fühlte er sich auch nicht wohl. Er steckte die Füße in die Äste der Eiben und legte den Kopf auf seinen Rucksack. So ging es einigermaßen. Er meinte zu schlafen, sah aber dauernd unscharfe Bilder von Menschen mit seltsamen Gebilden auf den Köpfen. Aber vielleicht schlief er irgendwann doch, denn die Bilder lösten sich auf, und es wurde dunkel. Das innere Brennen aber spürte er noch. Und in all der Dunkelheit dachte er, dass es vielleicht möglich war, innerlich zu verbrennen, weil ein geheimes Feuer glühte, das man nicht löschen konnte.
     
    Der zweite Anruf, der Laura und Guerrini störte, kam aus dem Polizeipräsidium. Claudia meldete, dass ein Sebastian Mayer, der Sohn des verstorbenen Karl-Otto Mayer, auf Laura warte. Es war beinahe halb sieben.
    «Ich gehe jetzt nach Hause!», sagte Claudia, und ihre Stimme hatte einen scharfen Unterton. «Ich habe ihm eine Tasse Kaffee gegeben und einen Liter Mineralwasser, er wird hier auf dich warten. Der Chef hat übrigens schon viermal nach dir gefragt. Du wirst seine wunderbare Stimme auch auf deinem Handy oder Anrufbeantworter haben.»
    «Danke.»
    «Bitte und ciao. Meine Tochter wartet auf mich.» Claudia legte auf, ehe Laura antworten konnte.
    «Meine Sekretärin ist sauer auf mich, und ich kann sie verstehen!» Laura nahm den Becher mit starkem heißem Tee entgegen, den Guerrini ihr reichte.
    «Weshalb?»
    «Ich habe geschlafen, geliebt, war nicht da. Ich habe nicht einmal die Stimme meines Herrn auf dem Anrufbeantworter abgehört. Claudia musste bei dieser Hitze den ganzen Tag im Dezernat sitzen …»
    «Wie lange hast

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