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Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Titel: Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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ich.»
    «Wärst uns beinah abgesoffen. Gehst du immer mit einem Rucksack voller Steine baden?»
    Ralf zuckte die Achseln.
    «Würd ich mir an deiner Stelle das nächste Mal überlegen.»
    Ralf wusste nicht, was er antworten sollte. Außerdem erinnerte er sich nicht besonders genau an die Ereignisse der letzten Nacht. Nur, dass er vor ein paar Kerlen weggelaufen war, das wusste er noch.
    «Wo sind die denn hin?», fragte er deshalb. «Ich meine, die Typen, die hinter mir her waren.»
    «Die haben sich ganz furchtbar erschreckt, weil wir so gefährlich aussehen. Waren ja nur fünf und wir über zwanzig. Macht Spaß, Neonazis abzuklatschen, das sag ich dir, Kumpel. Gibt nichts Besseres! Wir müssen uns bei dir für dieses Vergnügen bedanken!» Er wirkte riesig, wie er so breitbeinig vor Ralf stand und jetzt die Arme ausstreckte, sich noch größer machte. Und er lachte, quiekend und hoch. Es passte gar nicht zu ihm, dieses Lachen.
    Ralf wollte weg. Er kannte die Regeln der Punks nicht. Alle Gruppen, die er bisher getroffen hatte, funktionierten nach eigenen Regeln. Man musste sie kennen, sonst machte man alles falsch.
    «Ja, dann danke», murmelte er deshalb und stand langsam auf, achtete auf den Orangefarbenen und gleichzeitig auf seinen eigenen Körper. Ein bisschen schwindlig war ihm, aber es ging besser, als er gedacht hatte. «Ich werd euch das nicht vergessen. Vielleicht kann ich mal was für euch tun. Man sieht sich ja ab und zu. Wo trefft ihr euch denn sonst?»
    «Am Flaucher. Warum willste denn schon gehen. So fit biste auch wieder nicht!»
    «Muss was erledigen.»
    «Ach so? Wetten, dass du überhaupt nichts erledigen musst? Blöde Ausrede. Ich muss auch nichts erledigen, wir alle hier nicht, nur aufs Klo müssen wir ab und zu und was zu beißen besorgen. Für uns und die Hunde. Sonst absolut nichts. Das ist Freiheit, Kumpel.»
    Ralf hatte genug. Er wollte nichts mehr hören und auch nicht antworten. Der Orangefarbene war ein bisschen wütend. Wahrscheinlich war er immer ein bisschen wütend. Solche Leute kannte Ralf. Gegen die konnte man nichts machen, weil die Wut nie wirklich weg war. Manchmal reichte es, wenn man so einen zu lange ansah oder auf eine Weise ansah, die ihm nicht gefiel, und schon wurde er wütend. Deshalb wollte Ralf weg, obwohl er dankbar war, dass die Punker ihn rausgefischt hatten. Wirklich dankbar. Keine Frage!
    Ralf hängte den Rucksack über eine Schulter und nickte dem Orangefarbenen zu. Dann ging er über das vergilbte Gras auf die Bäume und Häuser zu. Ein paar Punks sahen ihm nach und hoben die Hand zum Gruß. Einige schliefen offenbar noch. Zwei, drei Hunde begleiteten ihn, schnüffelten an seinen Beinen. Mit jedem Schritt ging es Ralf ein wenig besser, konnte er freier atmen. In seiner Hosentasche fand er zwei Euro siebzig. Dafür würde er am S-Bahnhof Rosenheimer Platz einen Kaffee im Pappbecher und irgendwas zu essen bekommen. Er musste nicht mal sein Grundkapital anbrechen. Das Leben war nicht so schlecht, wie es manchmal aussah.

LAURA BETRACHTETE das Haus, in dem der Anführer der «Schwabinger Stürmer» wohnte. Es war ein graues Rückgebäude hinter den Wohnblöcken an der Ungererstraße. In dem betonierten Hof standen ein paar Pflanzenkübel herum, es gab eine Reihe Garagen. Im Parterre befanden sich die Werkstatt und das Lager eines Malerbetriebes. Darüber lagen die Wohnungen. Nicht viele, nur drei, denn das Haus war nicht sehr hoch. Laura verfolgte keine konkrete Absicht, wollte einfach nur ein Gefühl für die Lebensumstände dieses jungen Mannes bekommen. Im Hof parkte ein Lieferwagen. Zwei Männer mittleren Alters, in weißer Arbeitskleidung, schleppten Farbkübel heran und verstauten sie auf der Ladefläche. Laura schaute ihnen kurz zu und sprach sie dann an.
    «Wissen Sie zufällig, ob der Herr Geuther da ist? Der aus dem zweiten Stock? Ich müsste ihn dringend sprechen.»
    Der eine blieb stehen und sah sie nachdenklich an, der andere beachtete Laura nicht und ging den nächsten Kübel holen.
    «Keine Ahnung», sagte der Maler. «Manchmal ist er da, manchmal auch nicht. Wir sind den ganzen Tag auf Arbeit, woher sollen wir wissen, was die Leute hier im Haus machen. Klingeln Sie doch einfach.»
    «Das mach ich sowieso. Kennen Sie den Herrn Geuther?»
    «Na, gesehen hab ich ihn schon. Aber mehr auch nicht. Hat er denn was ausg’fressen?»
    «Nein, nein. Er hat etwas gewonnen.» Ich spinne, dachte Laura. Wie komme ich denn auf so eine Idee. Aber vielleicht ist es

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