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Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Titel: Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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gar nicht so blöde. Es könnte ihn unruhig machen, den Herrn Geuther, wenn der Maler ihn fragt, was er denn gewonnen hätte.
    «Na, hoffentlich is es a Million!», grinste der Maler.
    «Darüber darf ich keinerlei Auskunft geben», erwiderte Laura.
    «Ja, dann schaun S’, ob er da ist! Dann kann er uns heut Abend glei a Bier ausgeben. Des macht er manchmal, der Michael. Mit dem kann ma guat reden, über alles eigentlich!»
    Ach, plötzlich, dachte Laura. Erst hatte er ihn nur gesehen. Sie verkniff sich die Frage, über was man gut mit ihm reden konnte, ahnte es auch schon. Die beiden luden noch zwei Leitern in den Wagen, dann fuhren sie los und winkten Laura zu.
    Jetzt war sie allein im Hof. Nur ein paar Spatzen pickten am Boden herum. Was suche ich hier eigentlich, dachte sie. Es handelt sich um einen ganz normalen Hinterhof, und Michael Geuther lebt offensichtlich ein ganz normales Leben, wie die meisten Typen aus der rechten Szene. Er ist kein auffälliger Skinhead, er ist Angestellter, der sich hervorragend tarnt. Der nette Nachbar von nebenan, mit dem man gut reden kann.
    Trotzdem betrat sie das Hinterhaus, stieg langsam die Stufen zum ersten Stock hinauf und las dabei die Namensschilder an den Wohnungstüren links und rechts. Eines klang sehr nach Balkan. Miroslav Tomasic, auf dem anderen stand der Name Schmidt. Im Treppenhaus roch es nach Farbe und Bratfett. Es war nicht besonders sauber. Im zweiten Stock gab es nur eine Wohnungstür mit großem, glänzendem Messingschild: M. Geuther. Die Fußmatte davor war imposant, dunkelrot mit schwarzem Rand.
    Es hatte keinen Sinn zu klingeln. Sie war nicht vorbereitet, musste noch viel mehr über ihn wissen. Hilflosigkeit hatte sie hierhergeführt, der Tod von Karl-Otto Mayer und seine Angst um Lea Maron. Dabei gab es gar keinen Zusammenhang zwischen ihnen und Michael Geuther, nur den einen, dass die Vergangenheit wieder hochkam.
    Hinter Geuthers Wohnungstür wurden Schritte laut. Laura wandte sich um und lief die Stufen zum ersten Stock hinunter, blieb stehen und wartete vor der Tür mit dem Namensschild Tomasic. Mit schnellen lockeren Schritten eilte Geuther die Treppe herunter, zögerte, als er Laura sah, und blieb stehen.
    «Kann ich Ihnen helfen? Suchen Sie jemanden?» Höfliche Stimme, nicht unangenehm.
    «Ich wollte zu Tomasic, aber da ist offensichtlich niemand da. Dann muss ich eben einen Termin machen.» Sie hatte schnell ihre Sonnenbrille aufgesetzt und sah nur kurz zu ihm hin. Er war nicht besonders groß, sicher kleiner als sie selbst und schmaler, als sie ihn sich vorgestellt hatte. Aber seine Körperhaltung war die eines Karatekämpfers, wachsam und ständig bereit, einen Angriff zu parieren.
    «Mit denen können Sie keinen Termin mehr machen, ihre Aufenthaltsgenehmigung ist abgelaufen, und sie sind ab in den Kosovo. Die sind schon seit ein paar Wochen weg. Was wollen Sie denn von denen?»
    «Sozialamt. Ich wollte bei der Abwicklung helfen.»
    Er lachte. «Habt wohl eine lange Leitung, was? Da gibt’s nichts abzuwickeln. Die haben ihre Sachen gepackt und sind verschwunden. Haben noch ordentlich abgezockt, Umsiedlungsbeihilfe und weiß nicht was. Aber das müssten Sie doch besser wissen als ich!»
    «Ich bin von einer anderen Abteilung.»
    «Schmerzensgeld vielleicht? Das gibt’s doch sicher auch für Ausländer.»
    Laura fiel keine Antwort ein. Genau das hatte sie befürchtet. Sie war nicht gut drauf. Traurig, wütend und verloren. Immer noch verloren. Sie hätte dem jungen Kerl an die Gurgel gehen mögen, doch das war keine Lösung. Sie musste Ruhe bewahren und sich auf eine echte Auseinandersetzung vorbereiten. Es war dumm von ihr gewesen, hierherzukommen. Viel zu spät brachte sie doch noch eine Antwort zustande.
    «Schmerzensgeld. Keine schlechte Idee. Das hätten viele verdient. Ich kann leider nur psychologische Beratung anbieten.» Damit drehte sie sich um und ging vor ihm in den Hof hinunter, wandte sich auf der Ungererstraße Richtung Münchner Freiheit und ließ ihn einfach stehen.
    Erst als sie sicher sein konnte, dass er in der U-Bahn verschwunden war, kehrte sie zu ihrem Wagen zurück und schaltete das Radio ein, um auf andere Gedanken zu kommen. Nachrichten: Ab elf Uhr vormittags galt wieder Fahrverbot. Nur Wagen mit Sondergenehmigung durften sich dann in der Stadt bewegen. In Italien und ganz Südeuropa brannten die Wälder. Laura schaltete das Radio aus. Sie hatte genug von Katastrophenmeldungen. Kurz dachte sie an alte Olivenbäume,

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