Hunger der Nacht (Dark Hunger)
schwankend
vor Erschöpfung, war Riordan immer noch der aufregendste Mann, dem sie je
begegnet war. Es waren nicht nur seine Stimme, seine Augen, die Art, wie er sie
ansah und sich bewegte, oder sein harter, maskuliner Körper, sondern vor allem
die Gefahr, die von ihm ausging, was ihn so ungeheuer reizvoll machte. Er war
ganz offensichtlich ein mächtiges Raubtier, und dennoch war seine Berührung
erstaunlich sanft, ja fast zärtlich.
Juliette schluckte heftig. »Es ist
nicht in Ordnung, dass du versuchst, mich zu heilen, während du selbst viel
schwerer verletzt bist. Ich kann warten .«
»Ich spüre deinen Schmerz, als wäre
er mein eigener .«
Sie versuchte, die Sache mit Humor zu
sehen, als ihr Körper erwachte und ihre Gedanken sich mit Dingen zu befassen
begannen, die besser unangerührt blieben. »Siehst du, warum wir nicht geistig
miteinander in Verbindung treten sollten? Es wäre viel leichter, wenn du neben
deinem eigenen Schmerz nicht auch noch den meinen spüren müsstest .« Sie runzelte die Stirn. »Ich bin auch in
deinen Gedanken, aber wieso kann ich dann deinen Schmerz nicht spüren ?« Sie konnte fühlen, wie müde er war, doch er musste auch
Schmerzen haben mit all seinen Verbrennungen und anderen Verletzungen.
Seine Zunge glitt ein zweites und ein
drittes Mal über ihre Haut. »Weil ich dich davor abschirme .«
Er konnte einen in den Wahnsinn
treiben! Juliette konnte sein männlich schönes Gesicht nicht ansehen, ohne
diese tiefen Furchen glatt streichen zu wollen. Seine Berührung war so sanft,
dass sie ganz merkwürdige Dinge mit ihrem Magen anstellte und ihn Purzelbäume
schlagen ließ. Schweißtröpfchen rannen durch die
Mulde zwischen ihren Brüsten, und die hatten ganz bestimmt nichts mit der
allgegenwärtigen Feuchtigkeit zu tun. Wie durch ein Wunder hörten die kleinen Brandwunden
unter Riordans liebevollen Zuwendungen auf zu brennen. Als er schließlich den
Kopf hob und sie mit seinen schwarzen Augen ansah, entging ihr nicht das
glutvolle Begehren in ihren dunklen Tiefen.
Dann ließ er ihren Arm los und trat
ein Stück von ihr zurück.
Juliette, die wieder mit dem Rücken
an den Baum gelehnt dasaß, beobachtete ihn aufmerksam. »Danke. Es tut schon gar
nicht mehr so weh .« Sie sah Riordan prüfend ins
Gesicht und ließ ihren Blick auf den vom Schmerz geprägten Linien darin
verweilen. »Hast du wirklich Gift in deinem Organismus ?«
Er sah sie an, und seine glutvollen
schwarzen Augen brannten sich schier in ihr Herz … oder in ihren Körper. Dann
begann er vorsichtig, das blutbefleckte, zerrissene Hemd von seiner Haut zu
lösen, ohne jedoch den Blick von ihr abzuwenden. Juliette fiel es plötzlich
schwer zu atmen. »Leider ja.«
»Aber warum? Warum haben sie dir das
angetan ?«
»Weil ich anders bin. Eine
verachtenswerte, verhasste Kreatur. Und weil sie unseren Prinzen töten wollen,
fürchte ich .«
Die Brandmale an seiner Haut waren
schrecklich. »Haben sie die Ketten erhitzt? Stammen diese Wunden daher ?« Am liebsten wäre Juliette zu ihm gelaufen, um ihre Lippen
auf diese furchtbaren Male zu pressen. Er musste große Schmerzen haben, und
trotzdem hatte er sich zuerst um sie gekümmert.
»Sie hatten Vampirblut, mit dem sie
die Ketten regelmäßig bestrichen. Sie wussten, dass das Blut giftig ist und wie
Säure brennen würde. Und sie hofften, dass der Geruch des Blutes mich um den
Verstand bringen würde, als ich so blutarm und entkräftet war .« Er schenkte ihr ein schwaches Lächeln. »Und vielleicht ist es ihnen ja auch
gelungen .«
Juliette schüttelte den Kopf. »Du
bist geistig gesünder, als sie es jemals sein werden. Wir sind beide ein
bisschen wacklig auf den Beinen, aber wir haben es da herausgeschafft .«
»Dank dir. Es tut mir leid, dass du
mich in diesem Zustand sehen musst. Sowie ich das
Gift entfernt habe, werde ich deine Kräfte wiederherstellen .«
»Mir ist gar nicht mehr so
schwindlig. Ich glaube, mein Körper erholt sich schon wieder. Kümmere dich
lieber erst einmal um dich .« Sie ertrug es kaum, mit
anzusehen, wie blass Riordan wurde, als er mit enormer Anstrengung und seiner
letzten Kraft
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