HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition)
Studien von Forschern aus aller Welt: Bis heute gelang es nicht, einen eindeutigen und ursächlichen Zusammenhang zwischen Salz und hohem Blutdruck zu beweisen . Die Ursachen für krankhaft erhöhten Blutdruck sind sogar bei rund 90 Prozent der Patienten unklar, erklärt die Deutsche Hochdruckliga. Und das für seine unabhängigen Analysen hoch geschätzte Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) kam im Juli 2009 nach Auswertung von 62 Studien zu der Erkenntnis: Menschen mit Bluthochdruck können durch salzarme Kost ihren Blutdruck zwar etwas senken, aber: Keine der Studien lieferte Belege für einen positiven Einfluss auf Folgeerkrankungen oder Sterblichkeitsrisiko bei dauerhaft erhöhtem Blutdruck . Auch ist nicht bekannt, ob weniger Salz eine Reduktion der Medikamenteneinnahme ermöglicht. Besteht statt des Wunschdenkens „weniger Salz = mehr Gesundheit“ etwa eine Verbindung zur steigenden Zahl depressiver Menschen, die den Salzmythos verinnerlicht haben und daher sorgfältig salzarm essen? Das wäre denkbar, denn Forscher der Universität Iowa verkündeten Anfang 2009, „dass auch ein Salzdefizit und das Verlangen danach zu den wichtigsten Symptomen führen kann, die man mit Depressionen verbindet“. Vielleicht mangelt es Deutschland wegen der Phobie vor dem „weißen Gift“ sogar an Nachwuchs: Eine zu salzarme Ernährung kann die Lust auf Sex dämpfen und Erektionsstörungen auslösen. Daneben leidet wahrscheinlich auch die Fruchtbarkeit darunter , erklärten französische Forscher nach der Analyse zahlreicher Studien fast zeitgleich zu ihren Kollegen aus Iowa. Vielleicht finden sich genau da dieeigentlichen Gründe prüder Sittenwächter öffentlicher Institutionen, die einen Salzverzicht propagieren oder, wie in den USA, das Salz gar zu einer „gesundheitsschädlichen Substanz“ erklären möchten: Weniger Salz = weniger „böser Sex“! Aber Achtung: Salz kann von unserem Körper nicht gebildet werden, Salz ist also essenziell, es ist so wichtig wie Flüssigkeit . Zu wenig Salz bringt unseren Körper daher in arge Schwierigkeiten - so wurde Ende 2010 auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Bluthochdruck eine Studie vorgestellt, der zufolge eine salzarme Ernährung Infektionen und Entzündungen begünstigt. Und im Frühjahr 2011 überraschten Forscher der niederländischen Universität Löwen die Fachwelt mit einer Studie im angesehenen US-Ärzteblatt JAMA, die folgende Ergebnisse lieferte: Eine salzarme Diät sei nicht nur nutzlos, sondern erhöhe deutlich das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben …
Fakt ist, dass bei gesunden Menschen in Sachen Salzkonsum gilt: Überdosieren kann man sich in der Regel nicht, denn unser Körper bestimmt seinen Bedarf durch den „Salz-Appetit“. Erstens haben wir unseren guten Geschmack, sodass uns versalzenes Essen nicht mehr mundet. Zweitens reagiert unser Körper im Falle des „Übersalzens“ mit starkem Durst – wir trinken dann mehr und scheiden die überschüssige Menge wieder aus. Es spricht also nichts dagegen, dass das Salz auch das „Salz in der Suppe“ bleibt …
Ein letztes Beispiel für Wissensohnmacht widmet sich dem natürlichen Nahrungsmittel junger Kälber: Das ewige Predigen der Milchpäpste hat uns eingetrichtert, nur Milch- und Milchprodukte liefern das nötige Kalzium für starke Knochen. Vergessen Sie das besser und betrachten stattdessen bitte die Etiketten von Mineralwässern. Dort sehen Sie Kalziumgehalte von bis zu 500 mg pro Liter – die Hälfte des Tagesbedarfs einesStandardmenschen. Interessant: Unser Körper kann das „Wasser-Kalzium“ besser aufnehmen als aus fester Nahrung und teilweise sogar besser als aus Milch, fand Professor Wolfgang Marktl von der Medizinischen Universität Wien heraus. Neben Wasser enthalten auch zahlreiche Gemüse wie Brokkoli, Grünkohl und Hülsenfrüchte nennenswerte Mengen des Knochenminerals. Statt Mangelpropaganda wegen Milchverzicht ist eher Vorsicht geboten: Zu viel Kalzium kann Prostatakrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Osteoporose (Knochenschwäche) fördern. Fettreiche Milchprodukte stehen außerdem unter Verdacht, das Alzheimer-Risko zu erhöhen. Und einer aktuellen Studie der Bostoner Harvard-University aus 2010 zufolge steigert der vermehrte Konsum fettreicher Milchprodukte auch das Risiko für Herzkrankheiten signifikant. Die University of Maryland gab im gleichen Jahr sogar bekannt, dass Senioren, die viel
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