HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition)
„süßstoffgeschädigt“? Der Körper ist sicher mittel- bis langfristig lernfähig und weiß „echt“ und „falsch“ bald wieder zu unterscheiden. Auf jeden Fall ist diese Renaturalisierung unserer Sinne wünschenswert, denn nur „süß“ durch Zucker aktiviert das Belohnungszentrum und erzeugt ein Sättigungsgefühl – im Gegensatz zum „süß“ der Süßstoffe, die keinen der beiden Effekte haben.
Ein Verzicht auf diese körpertäuschende Kunstsüße ist auch deshalb zu empfehlen, weil es keinen Beweis für deren „Schlankhalterqualitäten“ gibt, weshalb sie ja eingesetzt werden: Bislang liegt keine seriöse wissenschaftliche Studie vor, die die Bedeutung von künstlichen Süßstoffen für das langfristige Gewichthalten untersucht hat. Ganz im Gegenteil: Andere Studien aus den USA haben gezeigt, dass seit der Einführung der Diät-erfrischungsgetränke die Zahl der fettleibigen Amerikaner deutlich gestiegen ist . Einen plausiblen Erklärungsansatz für diese Entwicklung bietet die oben erwähnte Purdue-Studie. Besorgniserregend ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass der Konsum zucker- oder kalorienreduzierter Getränke hierzulande von 2003 bis 2007 um über 50 Prozent anstieg – vielleicht einer der Gründe, warum auch die Deutschen immer dicker werden? Und vielleicht bald früher sterben? Denn gemäß Ergebnis der 23 Jahre laufenden Leisure World Cohort Study mit über 10.000 Senioren starben diejenigen Studienteilnehmer am frühesten, die Lightcola oder andere Diätlimonaden tranken. Ob tatsächlich Light das Leben kürzt? Wie auch immer, diese Entwicklungzu vermehrtem Konsum kunstgesüßter Getränke ist auch deshalb ein Grund zur Sorge, weil andere Forschergruppen einen Zusammenhang zwischen dem Genuss dieser Diätgetränke und einem erhöhten Risiko für Fetteinlagerungen im Bauchbereich, Insulinresistenz, Bluthochdruck und Nierenschäden sehen. Weitere Warnmeldungen lieferte ein amerikanisches Forscherteam im September 2009: Das Diabetesrisiko der Light-Trinker war um 67 Prozent erhöht. Und jüngste Forschungen der University of Miami ergaben Anfang 2011 ein um 61 Prozent gesteigertes Schlaganfall-Risiko bei Konsumenten von Diät-Softdrinks – die normalen zuckerhaltigen Limonaden waren in dieser Hinsicht ohne Risiko.
Verwässerte Empfehlungen zum Trinken
Wenn Sie nun vor lauter gesunder Kraft zahlreicher Nahrungsund Genussmittel ins Schwitzen kommen, dann vergessen Sie bitte nicht: täglich 1,5 bis 2 Liter Wasser trinken! Oder vielleicht vergessen Sie auch diesen „gesunden Ratschlag“ besser, denn es gibt dafür leider keinen gesicherten Beweis. Forscher einer Universität in Philadelphia suchten nach der wissenschaftlichen Evidenz dieser äußerst populären Empfehlung, deren Ursprung bis heute unbekannt ist. Dabei kamen die Studienleiter, zwei Experten für Nierenerkrankungen, zu folgendem Ergebnis: Fundierte Belege für die Nützlichkeit größerer Mengen Trinkwasser existieren nur für Athleten, für Situationenmit extrem trockener Hitze und für Menschen mit speziellen Erkrankungen. Sind Sie gesund und leben außerhalb der Wüstenzone? Dann wüssten die Studienleiter nicht, warum Sie so viel Wasser trinken sollten. Davon abraten würden sie aber auch nicht, denn es gibt auch keinerlei Belege, dass eine zusätzliche Aufnahme von Wasser ohne Nutzen ist: „Es ist einfach so, dass es generell an Beweisen mangelt, was die aufgenommene Menge Flüssigkeit und die daraus resultierenden gesundheitlichen Effekte anbetrifft.“ Unter normalen Bedingungen reicht unser Durstgefühl aus, um uns zu signalisieren, wann wir etwas trinken sollen – das sagen beispielsweise die Professoren Hanns-Christian Gunga, Physiologe an der Berliner Charité, und Johannes Mann, Nierenexperte vom Klinikum Schwabing in München. Trinken, wenn der Durst kommt – eine gute Empfehlung, denn „reichliches Trinken kann zu Jodverlusten führen“ , gab die Universität Bonn Anfang 2011 bekannt. Und da wir in einem Jodmangelgebiet leben, solle man dieses Ergebnis nicht auf die leichte Schulter nehmen, erklärte Studienleiter Professor Thomas Remer. Also trinken Sie doch am besten nur dann, wenn Sie durstig sind.
Aber Vorsicht bei Mineralwasser: Das beliebteste Erfrischungsgetränk der Deutschen ist mit Hormonen belastet, die dem weiblichen Sexualhormon Östrogen ähneln, teilten Frankfurter Forscher der Goethe-Universität im März 2009 mit. Noch sei jedoch nicht klar, ob davon eine Gesundheitsgefährdung
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