HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition)
ausgehe. „Allerdings mussten wir feststellen, dass Mineralwasser hormonell betrachtet in etwa die Qualität von Kläranlagenabwasser aufweist“ , erklärte einer der Wissenschaftler, Ökotoxikologe Martin Wagner. Sollten Sie also besser Leitungswasser trinken, um die unerwünschte Hormonzufuhr niedrig zu halten? Vielleicht, denn die vom Umweltbundesamt geförderte Studie ergab auch, dass Leitungswasser geringere Belastungen aufweist.
Fleisch, Salz, Ballaststoffe, Milch –
der Glaube verzehrt Berge
Noch immer Zweifel an der Wissensohnmacht? Dann entzaubern wir noch vier populäre Ernährungs(nase)weisheiten im Schnelldurchlauf: Die Europäische Organisation zur Krebsvorbeugung erklärte im Jahr 2000 nach der zusammenfassenden Auswertung aller relevanten Studien, dass kein Zusammenhang zwischen Darmkrebs und Fleischaufnahme bestehe . Auch gemäß der EPIC-Studie ist es nicht erwiesen, dass der Verzehr von rotem Fleisch (Rind, Schwein, Kalb, Lamm) mit einem erhöhten Risiko für Darmkrebs einhergeht. Ganz im Gegenteil, wie die Universität Oxford im März 2009 ergänzte: Die Analyse der Essgewohnheiten von über 60.000 Briten ergab, dass Vegetarier signifikant häufiger an Darmkrebs erkranken als Fleischesser – der Fleischverzicht erhöhte das Tumorrisiko um mehr als ein Drittel . „Solche Ergebnisse würden der bisherigen Auffassung widersprechen, dass Fleischkonsum gefährlich für den Darmkrebs ist“, meint dazu Professor Werner Hohenberger, Präsident der deutschen Krebsgesellschaft.
Einige Tage später erzeugte gleich die nächste Studie der Nationalen Gesundheitsforschungsinstitute der USA ein riesiges Rauschen im Blätterwald der Medien: Fleischesser sterben früher. Was jetzt? Kein Darmkrebs, aber trotzdem früher tot, wer der Fleischeslust frönt? Die amerikanische Studie hat nach Auswertung der Daten von über 500.000 Menschen ergeben, dass zwischen 11 und 16 Prozent der Männer und Frauen vielleicht länger gelebt hätten, wenn sie weniger rotes Fleisch gegessen hätten. Die Autoren kamen zu diesem Ergebnis, nachdem sie zehn Jahre vor der Datenanalyse einmal die Essgewohnheiten abfragten und daraus den Fleischkonsum abschätzten. Einschränkend geben die Forscher auch zu bedenken: Bei den ehemaligen undaktiven Rauchern bestand ein statistischer Zusammenhang zwischen dem Verzehr von verarbeitetem rotem Fleisch und einer erhöhten Sterberate an Krebs , nicht aber bei den lebenslangen Nichtrauchern . Ist vielleicht das (Ex-)Rauchen schuld am frühen Tod – und nicht Currywurst, Schinken und Bolognese? Das wird Ihnen sicher niemand sagen können. Die US-Studie aber sagt Ihnen noch: Wer viel weißes Fleisch isst, verringert sein Sterberisiko. Welch´ Überraschung, dass im Mai 2010 auch erneut eine „Rotfleisch-Entwarnung“ folgte: Wissenschaftler der Harvard School of Public Health kamen nach Analyse von 20 Studien mit 1,2 Millionen Teilnehmern zu der Erkenntnis, dass „unbehandeltes rotes Fleisch“ kein Risikofaktor für Herzerkrankungen und Diabetes sei – Schweineschnitzel, Lammrücken oder Rindersteak sind also „nicht ungesund“. Dafür packen die Harvard-Forscher jetzt aber die Wurst am Zipfel, denn angeblich sollen deren Zusatzstoffe krank machen.
Ist Ihnen der ganze Studiensalat rund ums Fleisch etwa Wurst? Gut so. Denn zur besseren Einordnung dieser Ergebnisse hilft der folgende Hinweis: Alle aufgeführten „Fleischstudien“ sind Beobachtungsstudien – wie übrigens die meisten Ernährungsforschungen (S. 64). Diese Art der Untersuchung erlaubt jedoch keine Aussage über Ursache und Wirkung der isolierten statistischen Zusammenhänge. Denn bei Beobachtungsstudien ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass andere Gewohnheiten aus dem 99,99%igen „Restleben“ abseits des Fleischkonsums die eigentliche Ursache der Forscherentdeckung sind.
Wie auch immer: Genauso wenig wie rotes Fleisch studiengemäß Darmtumore verursacht, schützt der Verzehr faserhaltiger Nahrung davor. Die Auswertung von 13 Studien mit fast 800.000 Teilnehmern, die 2005 im renommierten Medizinjournal JAMA veröffentlicht wurde, kam zu folgendem Ergebnis: Ballaststoffe bieten keinen Schutz vor Darmkrebs . Stattdessensoll fetter Fisch vor Darmkrebs schützen, teilte die Universität Jena im März 2009 mit. Lautet also die Schlussfolgerung der hier aufgeführten Studien: „Zum Schutz vor Darmkrebs essen Sie besser Fleisch & Fisch statt Gemüse & Körner“?
Das Salz in der Studiensuppe servieren weit über 50
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