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HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition)

HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition)

Titel: HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vito von Eichborn , Uwe Knop
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schließen aus dieser doppelten Wirksamkeit von Ghrelin, dass „Nahrungsaufnahme zur Aufrechterhaltung der Energieversorgung und lustbetontes Essen miteinander verbunden sind“. So stellt unser Körper sicher, dass wir essen und überleben. Versuche mit Mäusen bestätigen diesen lebenswichtigen Zusammenhang zwischen Hunger und Lust: Nager mit blockiertem Belohnungssystem zeigen so wenig Interesse an Nahrungsmitteln, dass sie innerhalb von vier Wochen verhungern. Es muss also was dran sein: Hunger und Lust gehören zusammen .
    „Wahren Hunger kennt unsere Wohlstandsgesellschaft nicht“, behauptete jedoch der Ernährungsmediziner Professor Hans Hauner von der Technischen Universität München im Interview mit Deutschlands größter Apothekenkundenzeitschrift. Das trifft sicher auf diejenigen zu, die rein aus gelernter Routine essen und nicht weil sie „wahren Hunger“ verspüren. Insofern sollten nicht die Uhrzeit oder andere externe Faktoren bestimmen, wann Sie essen, sondern stets Ihr Körpergefühl „Hunger“ . Wenn Sie morgens nichts essen wollen, dann lassen Sie es, auch wenn das Frühstück gerne als „die wichtigste Mahlzeit des Tages“ propagiert wird. Sie sind in diesem Fall übrigens kein Exot, denn etwa ein Drittel aller Bundesbürger frühstückt nicht gerne. Generell gilt: Kein Mensch braucht ein Frühstück ohne Hunger. Ob Morgenstund nur Kaffee oder auch Eier mit Speck im Mund hat, hängt allein von Ihren frühmorgendlichen Vorlieben ab. Wenn die Kollegen „Mittag machen“ und Sie nichts essen wollen, dann essen Sie eben zu einer anderen Zeit, zu der Sie hungrig sind. Jeder kann, aber keiner muss in Gesellschaft essen, das ist weder gesünder noch ungesünder, sondern sollte auf Ihren Vorlieben beruhen – ausgenommen Pflichtveranstaltungen und treu sorgende Eltern, die ihr Essverhalten ohnehin natürlich gewollt auf das ihrer Kinder einstellen.
    Für diese elterliche Flexibilität beim Essen sorgt allein schon die Biologie des Menschen, denn der Nachwuchs ist die Garantie zur Weitergabe der eigenen Gene und zur Sicherung der Existenz der gesamten Spezies. Ergo lautet der Körperauftrag: Die Versorgung des Nachwuchses hat höchste Priorität. Jedoch sind die „Einschnitte“ in das individuelle Essverhalten von Mama und Papa hierzulande sicher nicht so gravierend, dass essen zielle emotionale und körperliche „Esseinbußen“ zu erwarten wären. Flexible Eltern und Kinder finden bei uns genügend „Schnittmengen“ an Zeiten und Mahlzeiten, die allen Generationenschmecken. Und wenn nicht, nimmt man sich eine kurze Auszeit in seiner persönlichen „Essoase“. Denn generationenübergreifend gilt: Wenn Sie beispielsweise abends hungrig sind, dann essen Sie auch nach 20 Uhr. Es gibt keine magische Stunde am Abend, nach der Essen schneller dick macht. Diese „Volksweisheit“ wurde in der Weihnachtsausgabe 2008 des British Medical Journal erneut entzaubert: Keine Studie habe diesen Mythos jemals bestätigt. Die Erklärung ist einfach: In Bezug auf Ihr Gewicht kommt es allein auf die Energiebilanz, also die verzehrte Gesamtmenge im Verhältnis zum Verbrauch an, und nicht darauf, wann Sie essen (siehe auch Kapitel 5: Das „Rein-Raus-Prinzip“). Also essen Sie nur, wenn Sie Hunger haben. Je stärker der Hunger, desto größer die Lust am Essen – und desto besser schmeckt Ihnen Ihre Mahlzeit . Das Gefühl des intensivierten Geschmacks bei wachsendem Hunger kennt eigentlich jeder aus gelebter Erfahrung – aber die wissenschaftliche Bestätigung darf natürlich auch nicht fehlen: So hat die University of Maryland im Sommer 2010 verkündet, dass der Hunger unseren Geschmackssinn besonders für zuckerhaltige Nahrung verstärkt. Und Forschungen der Universität Cincinnati aus April 2011 zufolge schärft das Hungerhormon Ghrelin auch unseren Geruchssinn für Nahrung (Sie erinnern sich sicher an das „duftende Brathähnchen“ von Seite 88 …).
    Interessant sind die folgenden „positiven Nebenwirkungen“ des körperlichen Hungers, die seine essenzielle Funktion zur Lebenserhaltung untermauern: Echter Hunger stärkt die Abwehrkräfte . Forscher der Uni Bonn gaben Anfang 2010 bekannt, dass unser Körper in Hungersituationen vermehrt Stoffe produziert, die Krankheitserreger vernichten – sozusagen führt der Hunger zur Herstellung körpereigener Antibiotika. Dieses „Immunbooster“-System scheint ein sehr altes und damit bewährtes Körperprogramm zu sein, das direkt mit unserem

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