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HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition)

HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition)

Titel: HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vito von Eichborn , Uwe Knop
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ersten Blick ein wenig absurd erscheinen. Aber die Tatsache, dass es kein standardisiertes Essverhalten geben kann, weil jeder Mensch anders ist und isst, klingt doch gar nicht so absurd, oder?
    Du bist, was Du isst – diesen Spruch kennt fast jeder. Ernähren Sie sich mit „gesundem Essen“, dann sind Sie gesund. Essen Sie wenig, dann bleiben Sie dünn. Essen Sie viel, werden Sie dick, essen Sie nichts, sind Sie bald ein Nichts. Das eingangs erwähnte Sprichwort hat zweifellos seine Berechtigung. Jedoch stellt erst die Umkehr dieser Volksweisheit eine Kernaussage des „Echten Essens“ dar: Du isst, was Du bist. Ein grundsätzlich gesunder Organismus hat nach vielen Jahren abwechslungsreicher Ernährung gelernt, welche Nahrungs- und Genussmittel zu welcher Zeit benötigt werden – denn seinem „internen Ernährungssystem“ sind die verschiedenen Inhaltsstoffe von Speis und Trank inzwischen bestens bekannt. Unser Körper weiß die Nahrung daher besser zu bewerten als unser rationaler Verstand und besser als jeder „externe“ Ernährungsberater, der sich mit theoretisch geschätzten Durchschnittswerten zur Versorgung auskennt. Warum ist das so?

Gleich und gleich gesellt sich gern.
Gestatten, Geschwister Gehirn!
    Unser Körper weiß Bescheid, weil wir mit zwei außerordentlich leistungs- und lernfähigen Gehirnen ausgestattet sind , die ständig miteinander kommunizieren und wissen, welches Essen gut für uns ist. Sie haben richtig gelesen, es sind zwei: Neben unserem Kopfhirn spielt das „Gehirn im Bauch“ eine wesentliche Rolle für unser Überleben. Genauer gesagt: Unser Darm wird von etwa 100 Millionen Nervenzellen umschlossen – genauso viele, wie das gesamte Rückenmark enthält. Dieses Gehirn in der Darmwand wurde evolutionär weit vor dem Kopfhirn angelegt, um durch instinktive Hungergefühle die Nährstoffversorgung und damit das Überleben zu sichern. Insgesamt betrachtet ist unser Darm sogar das älteste Organ und entwickelte sich lange vor Herz, Haut oder Lunge. Inzwischen hat die Evolution dem „alten Hirn“ einen großen Zwilling „spendiert“: unser Gehirn im Kopf. Beide arbeiten exakt mit den gleichen Zelltypen, Mechanismen und Botenstoffen.
    Darmhirn und Kopfhirn sind sozusagen Kopien – unten die kleine Ausführung, oben die große Version. Kein Wunder, denn die zwei Kommandozentralen weisen denselben „Stammbaum“ auf: In der embryonalen Entwicklung wandert ein Teil der Zellansammlungen der sogenannten „Neuralleiste“ in den Kopf, der andere Teil in den Bauchraum. Die ständige Verbindung zwischen den verwandten Zellstrukturen wird durch eine „Standleitung“ namens Vagusnerv gewährleistet. So tauschen sich die Gehirne ständig aus und lernen voneinander. Insbesondere „Big brain“ profitiert von den zahlreichen Informationen aus der Tiefe des Bauches: 90 Prozent der ausgetauschten Informationen werden vom Darm an den Kopf übermittelt . Viele dieser „Bauchgeschichten“ werden direkt in unser emotionalesZentrum gespeist: ins limbische System, wo auch unser Belohnungszentrum sitzt. Was „erzählt“ das Darmhirn unserem Gehirn im Oberstübchen? Sehr viel, was mit Emotion und Intuition zu tun hat – denn das Gehirn im Bauch ist auch Quelle psychoaktiver Substanzen, die unsere Gemüts- und Stimmungslage beeinflussen . Sie kennen die Sprichworte, die diese Fähigkeiten des Darmhirns verdeutlichen: „Der Ärger schlägt mir auf den Magen“, „Das habe ich aus dem Bauch heraus entschieden“, „Liebe geht durch den Magen“ oder „Sie hat Schmetterlinge im Bauch“. In diesem Buch interessiert uns aber die lebenswichtigste Aufgabe des Gehirns „down under“: die Analyse der Nahrung und die Speicherung dieser Information als Erinnerung in der körpereigenen Nahrungsmittel- und Nährstoffdatenbank .
    Um die Leistung der neuralen Darmanalysten besser einzuschätzen, werfen wir einen tieferen Blick auf und in unser Verdauungsorgan: Seine Länge entspricht der einer ausgewachsenen Anakonda – etwa acht Meter . Dabei fasziniert die Kontaktfläche mit der Nahrung: Würden wir den Darm ausrollen, wäre mehr als ein kompletter Tennisplatz bedeckt – das menschliche Verdauungsorgan hat eine Oberfläche von 400 Quadratmetern! Doch hier wird nicht gespielt, sondern nonstop im 24-h-Betrieb gearbeitet: Unser Verdauungssystem zerlegt Berge an Essen und Trinken, analysiert die Inhaltsstoffe, speichert diese Informationen und gewährt den Nährstoffen Einlass (oder auch nicht). Im

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