HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition)
Lauf eines 75-jährigen Lebens passieren 30 Tonnen feste Nahrung den Darm, hinuntergespült mit 50.000 Litern Flüssigkeit . Millionen von chemischen Verbindungen müssen dabei analysiert und verarbeitet werden, lebenswichtige Stoffe genauso wie Gifte und Fremdkörper. Unterstützung erhält der Verdauungstrakt von Milliarden fleißigen „Zeitarbeitern“, unseren Darmbakterien. Dabei arbeiten die kleinen Helfer aufengstem Raum, denn die menschliche Darmflora gilt als das am dichtesten besiedelte aller bekannten Ökosysteme . Diese gigantisch große Bakterien-Gesellschaft kümmert sich um den Abbau von Abfall- und unverdaulichen Ballaststoffen, erzeugt Vitamine und unterstützt die Abwehr von krank machenden Bakterien. Ganz nebenbei erwähnt: Unser Darm ist auch unser größtes Immunorgan. Mit 70 Prozent aller Abwehrzellen unseres Körpers erledigt er die Verteidigung gegen Billionen ungebetener Eindringlinge, die versuchen, sich durch unser Verdauungssystem in den Körper zu schmuggeln. Eine große Anzahl an Abwehrzellen steht dazu in direkter Verbindung mit dem Darmhirn.
Um zu gewährleisten, dass Versorgung und Verteidigung unser Überleben sichern, kann das Darmhirn im Gegensatz zu allen anderen Organen autonom entscheiden: Es „denkt“, fühlt und handelt selbstständig und völlig unabhängig, denn es muss weder von unserem Bewusstsein noch vom „großen Bruder“ Befehle entgegennehmen . Auch wenn wir wollten, wir sind nicht in der Lage, unser Darmhirn mit unserem Verstand zu beeinflussen. Die Natur wird wissen, warum. Vielleicht auch deshalb, damit die 90 Prozent der Informationen, die die Schaltzentrale der Verdauung lebenslang an den Kopf sendet, nicht „vernünftig“ manipuliert werden. Es geht schließlich um nicht weniger als unser Überleben.
Konkret: Kulinarische Körperintelligenz
Vereinfacht ausgedrückt, arbeiten die beiden eng verschalteten Gehirne wie folgt zusammen: Wir nehmen eine Mahlzeit zu uns. Unser Verdauungssystem zerlegt die Nahrung in ihre Bestandteile. Das Darmhirn analysiert dabei als „intelligenter Vorkoster“ die einzelnen Inhaltsstoffe und speichert alleInformationen in seinem eigenen Gedächtnis ab – mit den gleichen Substanzen, die auch im Kopfhirn für das Speichern unserer Erinnerungen benutzt werden . Diese Qualitätskontrolle und Klassifizierung der Nahrung in „sehr gut, gut, geht so“ oder „schlecht, gefährlich“ wird an unser Kopfhirn gesendet, das die Bauchinfos ebenfalls speichert. Alle Informationen werden dabei immer auch ins limbische System, in unser Gefühlszentrum eingespeist, wo die Daten des Darmhirns mit Emotionen verknüpft werden (beispielsweise „schmeckt mir sehr, habe ich große Lust drauf, gibt mir ein gutes Gefühl“). Aus dieser Vielzahl an Erinnerungen fordert unser Körper mittels der dazugehörigen gespeicherten Geschmacksempfindungen die benötigten Nährstoffe mit entsprechender biologischer Wirkung. Wir fühlen diese Forderung mit unserem Instinkt Hunger und seiner Begleitemotion „Lust auf Essen“. Damit wir diese essen ziellen Bedürfnisse zur Lebenserhaltung befriedigen, werden wir mit guten Gefühlen aus unserem Belohnungszentrum gelockt und motiviert. Denken Sie nur an die Vorfreude aufs Essen, die Erwartung des Wohlgefühls während und nach der Mahlzeit: „Da hab ich aber jetzt richtig Lust drauf!“ Denn nachdem wir vom Körper geforderte Nahrung gegessen haben, fühlen wir uns wohl. Nach einem guten Essen sind wir satt und zufrieden. „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“, ergänzt der deutsche Volksmund. Und die Franzosen wissen seit Generationen: „Das Glück kommt beim Essen.“
Unsere Sinne „schmecken, riechen und fühlen“, unser Bewusstsein, unser Gefühls- und Belohnungszentrum im Kopf und unser Darmhirn stehen also in ständiger Kommunikation miteinander, damit wir die richtige Nahrung essen. So gewährleistet unser Körper in Rückkopplung mit dem gesamten Versorgungszustand, stets die lebensnotwendigen Nährstoffe zu bekommen, die er mittels Hunger und Lust einfordert . Ein zentraler Faktor in diesem System sind die „kulinarischenErinnerungen“, die mit jeder Mahlzeit wachsen. Damit das gesamte Ernährungssystem immer auf dem neuesten Stand ist, aktualisiert das Bauchhirn unser Kopfhirn ständig mit frischen Erinnerungen.
Konkret: Die Kulinarische Körperintelligenz ist das intutitive Wissen Ihres Körpers über den Wert von Nahrung . Was tut ihm gut, was verträgt er und was nicht?
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