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HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition)

HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition)

Titel: HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vito von Eichborn , Uwe Knop
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hoch entwickelte System durch verstandesgesteuerte Diäten oder Medikamenteüberlisten zu können. Im Oktober 2008 musste beispielsweise ein namhaftes Pharmaunternehmen seine verschreibungspflichtige Schlankheitspille „Acomplia“ vom Markt nehmen, weil die Verwender verstärkt unter Depressionen litten. Auch soll es nach Angaben der EU-Gesundheitsbehörden mehrere Suizide und Selbstmordversuche gegeben haben. Kurz danach stoppte auch der weltgrößte Pharmakonzern die Weiterentwicklung seiner hauseigenen Schlankmacherpille, die wie Acomplia bestimmte „Hungerrezeptoren“ im Gehirn blockieren sollte. Im Januar 2010 ereilte den umstrittenen Abnehmwirkstoff Sibutramin das gleiche Schicksal: Arzneimittel wie „Reductil“ wurden in Europa vom Markt genommen. Denn einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall stand nur ein geringer Gewichtsverlust entgegen. Im Oktober folgte das Aus für Sibutramin dann auch in den USA. Das gleiche Schicksal ereilte bis Dezember 2010 noch drei weitere Diätpillen bereits vor ihrer Markteinführung: Dem Wirkstoff Lorcaserin und den Kombinationen Diphentermin/Topiramat sowie Naltrexon/Bupropion wurden von den amerikanischen Behörden die Zulassung aufgrund von Sicherheitsbedenken verweigert. Die potentiellen Nebenwirkungen wie ein gesteigertes Krebs- oder Suizidrisiko erschienen in Relation zum relativ geringen Gewichtsverlust zu gravierend. „Vermutlich reicht es in dem komplexen System der Nahrungsaufnahme nicht aus, einzelne Signalstoffe durch Medikamente zu manipulieren“, gab Dr. Daniela Cota vom Institut für Neurowissenschaften der Universität Bordeaux bereits 2008 allgemein zu bedenken. Und Professor Tamas Horvath, einer der weltweit besten Hirnforscher der amerikanischen Eliteuniversität Yale, stellte Anfang 2009 zum Thema Übergewicht fest: „Es wird keine Pille dagegen geben.“
    Das sehen die Hersteller der zahlreichen Schlankheitspillen und -pulver naturgemäß anders, denn sonst gäbe es nicht einunüberschaubares Angebot derartiger Produkte, das stetig größer wird. Doch die Einnahme dieser „Wundermittel“ kann sogar gesundheitsgefährdend sein, warnt die Verbraucherzentrale Hamburg. Die meisten der Mittelchen sind hingegen „nur“ völlig nutzlos, so eine Untersuchung der Zeitschrift Ökotest im März 2010: Von 47 überprüften Schlankheitsmitteln wurden bis auf zwei „ausreichende“ alle mit „mangelhaft“ oder „ungenügend“ abgestraft . Separat bewertete das Ökotest-Team ein rezeptfreies Arzneimittel, das Fett im Darm bindet und mit dem Stuhl ausscheidet: Alli erhielt die Note befriedigend. Unabhängig von der bescheidenen Wirksamkeit des Fettbinders herrscht ein „befriedigender Zustand“ der Alli-Schlucker nur, solange man nicht fettreich isst: Fette Mahlzeiten können zu verstärktem Pupsaufkommen und öligem Stuhlabgang führen, gelegentlich auch unfreiwillig. Darüber hinaus behindert der Alli-Wirkstoff namens Orlistat die Aufnahme fettlöslicher Vitamine (A, D, E und K) aus dem Darm. Außerdem kann die Verhütungspille wirkungslos werden, wenn Orlistat zu starkem Durchfall führt. Und im April 2011 gesellten sich einer kanadischen Studie zufolge noch Nierenschäden in die Reihe möglicher Nebenwirkungen. Und die Hauptwirkung? Besonders effektiv sei Alli nicht, meinen kritische Ernährungsexperten wie Dr. David Fäh von der Universität Zürich. Ein erzieherischer Effekt ist aufgrund der „durchschlagenden Nebenwirkung“ jedoch auf jeden Fall gegeben …
    Aber „Medikamente werden das Gewichtsproblem nicht lösen“, meint auch Dr. Reinhard Imoberdorf, Chefarzt am Kantonsspital Winterthur. Die Nahrungsaufnahme ist für unser Überleben essenziell. Daher wird sich aufgrund der mehrfachen Absicherung dieses „Lebenserhaltungssystems“ unser Hungergefühl früher oder später seinen Weg bahnen – und wir folglich hierzulande immer so viel essen, dass wir nahe beim Setpoint bleiben. Natürlich haben wir sowohl das Grob- als auch das Feintuning verstandesgesteuert selbst in der Hand: Wir können beispielsweise durch Leistungssport eine sehr gute Figur machen oder uns als Dauer-Couch-Potato beim täglichen Fernsehen hungerfrei Fett anfuttern.

Es war einmal … ein Mangel an Nahrung
    Es ist wichtig zu wissen, dass unser Erbgut sich sehr langsam und keineswegs im „Gleichtakt“ mit den gesellschaftlichen Fortschritten weiterentwickelt, sondern Hunderte bis Tausende Jahre „Verspätung“ haben kann. So arbeiten in uns teilweise

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