HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition)
Beängstigend. Der Glaube, „dieses Jahr endlich die supereinfache, aber hocheffektive Diätmethode gefunden zu haben“, fällt eben leichter, als der Realität knallhart ins Auge zu blicken: Dauerhaft abzunehmen ist eine Lebensaufgabe. Doch dazu später mehr.
Was soll man auch davon halten, wenn eine große deutsche Sonntagszeitung einen Professor der Universitätsklinik Wien zitiert, der im Artikel „Schlank im Schlaf – es klappt wirklich“ folgende Versprechungen abgibt: „Wenn Sie zweimal pro Woche ab 18 Uhr nichts Kalorienhaltiges mehr zu sich nehmen, läuft ab Mitternacht die Produktion des Wachstumshormons STH auf Hochtouren. Das schmilzt Fett weg und baut Muskeln auf.“ Kein Wort zur Energiebilanz, also zur aufgenommenen Gesamtenergiemenge in Relation zum Verbrauch – der einzig brauchbaren Größe in puncto Gewichtsmodifikation. Wie viel die abnehmwilligen Leser bereits vor 18 Uhr oder an den anderen Tagen gegessen haben, scheint für den Professor keine Rolle zu spielen. Dafür empfiehlt er zur Förderung des Fettabbaus ganz konkret, täglich einen Liter Grüntee zu trinken. Warum bloß?
Nicht minder blendend sind die „sensationellen Konzepte“ einzelner Diätassistenten, die eine Woche vor Frühlingsbeginn 2009 in einer sehr großen deutschen Tageszeitung titelfüllend angepriesen wurden: „Geheimnis Minuskalorien“ und die 50 besten Fatburner, mit denen Mann und Frau sich „schlank essen“ soll. Der Frühling steht vor der Tür, jetzt muss es schnell gehen. Da kommen Fett verbrennende Versprechungen gerade recht. In einer Gesundheitszeitschrift mit Stern war jedoch zur selben Zeit zu lesen: „Unzähligen Nahrungsmitteln wird nachgesagt, dass sie die Fettverbrennung steigern. Schön wär’s. Leider fehlt bislang jeglicher seriöser Nachweis.“ Und weiter: „Leider existieren keine Obst- und Gemüsesorten, diedem Körper tatsächlich sogenannte negative Kalorien liefern.“ Auch Karin Hofele vom Verband der Oecotrophologen (Ernährungswissenschaftler) macht klar: Negative Kalorien gibt es nicht. Immer noch Lust auf die schnelle Nummer zur Gewichtsreduktion?
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt: Glyx-Diät, Trennkost, Atkins oder Schlank im Schlaf, New-York-Diät und wie die etwa 500 Varianten an Abspeckkuren alle heißen, erzielen unter starker Selbstkontrolle während des Diätens sicher kurzfristig einen gewünschten Effekt. Denn sie wirken alle über den einzig erfolgreichen Mechanismus, der unseren Körper zum Abnehmen zwingt: Die Diätler leben mit einer negativen Energiebilanz . Durch welche spezielle Nahrungsbeschränkung der Energiemangel dabei zustande kommt, ist unserem Körper egal. Genauso egal sind auch den Erfindern der jeweils neuesten „Diät-Revolution“ wissenschaftliche Belege: Sowohl die DGE als auch zahlreiche Experten weisen darauf hin, dass keine wissenschaftliche Grundlage für eine besondere Wirksamkeit der Trennkost existiert, auf der beispielsweise „Schlank im Schlaf“ basiert . Dazu meint der aid-Infodienst: „Diese Diät wurde bisher nicht durch kontrollierte Studien untersucht, sodass man keine seriöse Aussage zur Wirksamkeit treffen kann.“ Dem jüngsten Streich namens „Hormon-Diät“ des bekannten „Diät-Papstes“ Dr. Pape bescheinigt die Verbraucherzentrale Sachsen „nutzlose Tests und fragwürdige Empfehlungen“ . Und vor der „geheimnisvollen“ Metabolic Balance-Diät warnen gleich zwei Verbaucherzentralen in Hessen und Thüringen, weil auch diesem „alltagsuntauglichen Konzept die wissenschaftliche Basis fehlt“. Wie wäre es der Einfachheit halber mit der beliebten FdH-(Friss-die-Hälfte-)Methode, denn auch hier gilt: Solange die Energiebilanz negativ ist, nehmen Sie ab. Aber …
Jo-Jo kennt jeder
Mittel- bis langfristig bewirken jedoch alle zeitlich begrenzten „Schlankheitskuren“ aufgrund des künstlich erzeugten Mangels das Gegenteil: Sie machen dicker . Denn nach der Diät greift der Urinstinkt des Körpers, um für die nächste Notzeit Reserven zu bunkern: Der Jo-Jo-Effekt nach der zweiten oder dritten Diät ist wissenschaftlich belegt und fast jedem bekannt. Doch was genau passiert in der Jo-Jo-Falle, in der schätzungsweise 80 bis 90 Prozent aller kurzfristig erfolgreichen Diätler im Lauf eines Jahres landen? Ein unzureichendes Nahrungsangebot (negative Energiebilanz) und hartnäckige Hungergefühle gaukeln dem Körper magere Zeiten vor – ein absolut unerwünschter, da bedrohlicher Zustand. Also setzt er ein
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