Hungrig nach Macht (German Edition)
hatte sie ihm natürlich nicht geschrieben. Nicht weil sie es nicht zugeben konnte. Nein, vielmehr, weil sie kaum Zeit zum Schreiben gefunden hatte. Und Jörg wusste inzwischen wohl, auf wen er sich mit ihr eingelassen hatte. Dass sie eben nicht der Mensch war, der seine Empfindungen auf einem Tablett vor sich hertrug.
So wie Jörg schrieb, schien er ihre Lage und auch sie zu verstehen. Was ihr imponierte, war, dass er ihre Abneigung gegen das Telefonieren akzeptierte.
Sie brauchte abends einfach ihre Zeit für sich. Wenn jemand ungebeten anrief, nahm sie den Anruf zwar höflich an, aber es gelang ihr immer, die Gespräche auf das Nötigste zu reduzieren.
Jörg war die ganze Woche über sehr geduldig mit ihr. Darum hatte er es sich verdient, dass sie ihm nicht nur von dem Traum erzählte. Auch Zeit wollte sie für ihn investieren. Sie freute sich darauf. Hanna empfand es beinah wie gemeinsam verbrachte Zeit.
Ob Jörg wohl ähnlich dachte, wenn er ihr täglich schrieb?
Hanna hoffte es. Immerhin ließen seine Worte keinen Zweifel daran, dass er an sie dachte. Dass er sich ihr nah fühlte, ohne Grenzen zu überschreiten.
Hatte sie ihn eingeschüchtert?
Es war ihr wichtig, von Anfang an mit offenen Karten zu spielen. Darum hatte sie Jörg erzählt, dass sie zwar nicht gefühlskalt war, aber bisher nicht damit umgehen konnten, wenn jemand zu nah an sie herankam.
Und wenn es dennoch passierte, verschob sie sofort die Figuren auf dem Spielfeld.
Jörg hatte auch diese Aussage gut verstanden. Sie waren beide zufrieden als Single und sich in diesem Punkt sehr ähnlich.
Gelassen und trotzdem mit der vollen Hingabe ihrer Gedanken und Gefühle, schrieb sie Jörg von ihrem Traum, in dem sie ihm als Domina begegnet war. Sie hatte ihn direkt bei seinem Eintreffen in ihrem Domizil auf seinen Sklavenstatus aufmerksam gemacht. Und ihm befohlen, seine Kleidung dementsprechend anzupassen.
Nur mit einem Halsband bekleidet, hatte sie ihn am Schwanz in den Keller geführt, der nach allen Regeln der Kunst eingerichtet war. Ein Andreaskreuz an der Wand. Ein mit Leder bezogener Holzbock, an dessen Füßen Ösen mit Ketten befestigt waren. Haken an den Wänden und Decken. Peitschen, Gerten und Rohrstöcke.
Sie schrieb, wie sie sich seiner Erziehung gewidmet habe. Und wie sehr sie beide ihr Vergnügen an seiner Disziplinierung auskosten konnten.
Auch von seinem rot glühenden Hintern, den sie nach ihrer Behandlung mit der Gerte liebevoll gestreichelt hatte. Dass sie ihn nach all dem, was er für sie ertragen hatte, ganz sanft liebkoste. Stolz wegen seinen Bemühungen, sich als ihr Sklave würdig zu erweisen.
Die Nachricht war lang und aussagekräftig, was Hannas geheimste Wünsche und Vorstellungen anging. Sie war aber auch so detailgetreu geschrieben, dass ihr selbst dabei heiß wurde.
Hanna hoffte sehr, dass Jörg geil wurde, wenn er ihre Zeilen las. Denn oft genug ging es ihr so, wenn sie eine Nachricht von ihm bekam.
Da sie Jörg inzwischen besser einschätzen konnte, erlaubte sie ihm, an sich herumzuspielen. Mit der Bedingung, sein Halsband dabei umzulegen. Damit er die Nähe seiner Herrin auch körperlich spürte.
Das brachte sie auf eine neue Idee.
Morgen würde sie in ein Geschäft gehen, in dem Tierbedarf angeboten wurde. Sie würde ihrem Sklaven ein Halsband und eine Leine kaufen.
Mit diesem Gedanken ging sie kurz darauf ins Bett. Die Woche war lang und anstrengend gewesen.
9
Als Hanna erwachte, kam ihr der Zooladen in den Sinn. Sie ging sofort nach dem Frühstück los, um den gefassten Gedanken in die Tat umzusetzen.
In der Innenstadt fand sie beim zweiten Anlauf ein gut sortiertes Geschäft. Hannas Aufmerksamkeit fiel auf ein breites, schwarzes Lederhalsband, das im Preis runtergesetzt war. Erstaunt stellte sie fest, was Hundebesitzer im Normalfall für derartiges Zubehör auf den Tisch blättern mussten. Eine passende Leine rundete ihren Einkauf ab.
Stolz über das Geschenk für ihren Sklaven machte sie sich auf den Heimweg. Kaufte noch schnell das Notwendigste fürs Wochenende und verschwand in ihrem Castel.
Die letzte Woche hatte sie sehr mitgenommen. Kaum Zeit für sich. Die ganzen Verhandlungen wegen der neuen Konditionen mit ihren Kunden. Manchmal war ihr Job nervenaufreibend, aber gerade darum liebte sie ihn.
Allerdings hatte sie sonst auch nicht viel auf ihr Privatleben gegeben. Da waren Mark und einige Freunde, die sie immer zu irgendwelchen Veranstaltungen einluden. Sie konnte hingehen, ohne zu
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