Hunter 05 - Späte Vergeltung
überreden, mit ihm wegzufahren, raus aus der Stadt, irgendwohin, wo sie alles andere vergessen konnten.
Nur noch eine Querstraße vom Sheriffsbüro entfernt fuhr Zach an einem Wagen vorbei, der ihm irgendwie bekannt vorkam. Er war schon beinahe vorbei, als er sich erinnerte, wo er ihn gesehen hatte: morgens vor Christines Haus. Vermutlich war es nur ein Nachbar, aber sein Blick blieb trotzdem daran hängen. Ein Mann saß am Steuer, aber Zach war zu schnell vorbei, um ihn genauer erkennen zu können. Noch langsamer fuhr er weiter und blickte dabei in den Rückspiegel. Sein Instinkt meldete sich, als er sah, dass der Wagen aus der Parklücke fuhr und sich in die entgegengesetzte Richtung entfernte. Natürlich konnte das reiner Zufall sein – aber er glaubte nicht daran.
Kurz entschlossen drehte Zach um und folgte dem Wagen. Das Kennzeichen stammte hier aus der Gegend, es war ein unauffälliger weißer Mittelklassewagen. Das machte es schwierig, ihm zu folgen, doch Zach ließ sich nicht abschütteln. Hoffentlich gelang es ihm bald, einen Blick auf den Mann zu erhaschen, er wollte nicht einen Unschuldigen durch die Stadt jagen, während Chloe ungeschützt zurückblieb. Aber er sagte sich, wenn nur die kleinste Möglichkeit bestand, Scott zu fassen, durfte er sie sich nicht entgehen lassen.
Zach folgte dem Wagen in einigem Abstand über die Brücke und die Straße weiter an der Bucht entlang nach Nordosten. Je mehr Kilometer ihn von Chloe trennten, desto unruhiger wurde er. Was, wenn er einer falschen Spur folgte? Doch jedes Mal, wenn er wieder umkehren wollte, wuchs das Gefühl in ihm, dass er wirklich Scott folgte. Allerdings kam er nie dicht genug heran, um es endlich überprüfen zu können, denn es würde dem Verbrecher sofort auffallen, wenn ihm ein Wagen aus New York folgte.
Andererseits durfte er Scott auch nicht zu viel Vorsprung lassen, sonst würde es für den Verbrecher ein Leichtes sein, ihm in dem Gewirr von Buchten, Halbinseln und Inseln zu entkommen. Kurz vor dem nächsten Ort, Searsport, verringerte Zach den Abstand, um Scott nicht im Stadtverkehr zu verlieren. Der Wagen fuhr jedoch mit unverminderter Geschwindigkeit auf der Küstenstraße weiter. Offensichtlich hatte der Fahrer ein bestimmtes Ziel vor Augen. Was Zach seltsam vorkam, denn wenn es Scott war, konnte er sich doch hier nicht auskennen.
Wo wollte er also hin? Zach wurde unsicher, ob er dem Wagen weiter folgen oder doch lieber umkehren sollte, und fuhr langsamer. Er hatte sich fast dazu durchgerungen, zurückzufahren, als das Auto in den nächsten Ort abbog. Stockton Springs stand auf dem Ortsschild, und Zach verringerte das Tempo, um nicht gesehen zu werden. Ein paar Hundert Meter folgten sie der Hauptstraße, dann bog Scott erneut ab. Zach fluchte, als er erkannte, dass sie geradewegs auf die Halbinsel Cape Jellison fuhren, denn die schien über und über mit Bäumen und Sträuchern bewachsen zu sein.
Der einzige Vorteil war, dass es nur eine Zufahrtstraße zur Insel gab; wenn es sich also um Scott handelte, könnte ihn eine Straßensperre hier festhalten. Außer er machte sich zu Fuß auf den Weg. Zach dachte daran, den Sheriff anzurufen und die Maßnahme sofort einzuleiten, aber es war klar, dass Granger keinen Finger rühren würde, solange Zach keine Beweise hatte. Oder zumindest mit Sicherheit wusste, dass es sich wirklich um Scott handelte.
Je tiefer sie ins Innere der Halbinsel vordrangen, desto langsamer fuhr Zach. Die Straße führte beinahe schnurgerade über die bewaldete Insel, und er wollte nicht, dass Scott ihn bemerkte. Deshalb ließ er eine so große Lücke zwischen den beiden Wagen entstehen, dass er gerade noch sein Ziel aus weiter Ferne sehen konnte. Die Sonne prallte direkt auf den Asphalt und ließ die Hitze flimmernd aufsteigen, sodass Zach oft Mühe hatte, das andere Auto im Auge zu behalten.
Es half auch nicht gerade, dass immer wieder Wagen mit Touristen oder Einheimischen entgegenkamen und sich hinter ihm eine Schlange bildete. Einige besonders Ungeduldige hatten ihn bereits überholt. Zwar war das gut für seine Tarnung, machte es aber auch deutlich schwieriger, Scott nicht aus den Augen zu verlieren. Zach richtete sich ruckartig auf, als er sah, dass der Wagen plötzlich abbog. Endlich! Beinahe hatte er schon befürchtet, dass der Verbrecher die Straße immer weiterfahren würde, die einmal um die Insel führte. Zach versuchte, sich die Stelle zu merken, doch die allgegenwärtigen Laubbäume erschwerten
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