Hunter 05 - Späte Vergeltung
sondern Detective. Sie wollen doch auch, dass der Mörder der armen Frau so schnell wie möglich gefasst wird, oder? Und Sie wissen, dass die Wahrscheinlichkeit immer geringer wird, je länger es dauert.«
»Schon, aber …«
Zach schob sich an ihm vorbei. »Ich wusste, dass Sie das auch so sehen würden.«
Ohne ihm eine weitere Möglichkeit zum Protest zu geben, öffnete Zach die Tür und trat ins Haus. Innen war es stickig und düster, der Geruch von Tod lag in der Luft. Unwillkürlich atmete Zach flacher und trat leiser auf. Gänsehaut überzog seinen Körper, und er konnte das unheimliche Gefühl nicht abschütteln. Vielleicht lag es daran, dass Chloe hier beinahe gestorben wäre, während er hilflos danebengelegen hatte, denn eigentlich hatte er schon einige Tatorte gesehen und nie so empfunden.
Zachs Nackenhaare sträubten sich, als er in den Wohnraum trat und den Blutfleck auf dem Boden sah, wo Christine gestorben war. Eine Markierung befand sich dort, wo er selbst gelegen hatte. Um keine Spuren zu verwischen, blieb Zach kurz hinter der Tür stehen und versuchte, ein Gefühl dafür zu bekommen, wohin Scott geflüchtet sein könnte. Nicht zur Haustür hinaus, dort hätten ihn die Polizisten gesehen, als sie ankamen. Oder die Nachbarn, die durch die Schüsse aufgeschreckt worden waren. Aber es hatte niemand jemanden gesehen, soweit er wusste, und das bedeutete, dass es einen anderen Ausgang geben musste.
Langsam folgte er Scotts Weg, den Chloe ihm beschrieben hatte. In der Wand entdeckte er ein Loch, wo Chloes Kugel eingedrungen war, als sie auf den flüchtenden Verbrecher geschossen hatte. Sie steckte offensichtlich noch darin, ein weiteres Zeichen dafür, dass der Sheriff seine Arbeit nicht getan hatte. An einer Türfüllung war ein langer Kratzer, aber ob er von Scott stammte, konnte Zach nicht feststellen. So folgte er nur dem Gang und kam in die Küche, von der aus eine Tür zu einem kleinen Vorraum führte. Darin fand er tatsächlich eine Hintertür, die ins Freie führte. Sie war nicht abgeschlossen, und Zach trat mit der Gewissheit nach draußen, dass dies die Tür war, durch die Scott das Haus betreten und auch wieder verlassen hatte.
Eine Weile suchte er nach Spuren, erkannte dann aber, dass das Grundstück zu überwuchert war, um etwas zu finden. Dazu bräuchte er deutlich mehr Zeit und ein ganzes Spurensicherungsteam. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass er jetzt dringend zu Chloe zurückmusste. Wenn der Sheriff sie noch nicht freigelassen hatte, würde Zach dafür sorgen, dass das endlich geschah. Es konnte nicht sein, dass Granger jemanden aus reiner Willkür festhielt, obwohl er genau wusste, dass derjenige nichts verbrochen hatte.
Zach ging um das Haus herum und an dem Polizisten vorbei. Der zuckte zusammen, als er ihn entdeckte, und griff instinktiv nach seiner Waffe.
Beschwichtigend hob Zach die Hände. »Ich bin es nur. Ist Ihnen eigentlich klar, dass dieses Haus eine unverschlossene Hintertür hat, durch die jederzeit jemand eindringen kann?«
»N…nein.« Unbehaglich blickte der Mann zur Hausecke, als könnte dort jederzeit ein Mörder auftauchen.
»Dann sollten Sie das dem Sheriff melden, damit er entscheidet, ob die Tür abgeschlossen wird oder mehr Wachleute aufgestellt werden. Wir wollen ja nicht, dass der Tatort kontaminiert wird.«
»Ja, Sir.«
Fehlte nur noch, dass der Polizist vor ihm salutierte. Kopfschüttelnd ging Zach zu seinem Wagen zurück und stieg ein. Im Inneren staute sich die Hitze, daher schaltete er zuerst die Klimaanlage ein, während er die Tür noch offen behielt, damit der Seewind etwas Abkühlung brachte. Schweiß perlte auf seiner Stirn und ließ die Kleidung unangenehm an seinem Körper kleben. Dadurch fühlte er sich auch nicht gerade besser. Aber das war nicht zu ändern, genauso wenig wie das Pochen in seinem Schädel. Er konnte nur hoffen, dass die Verletzung ihn nicht dabei behinderte, Chloe zu beschützen und Scott das Handwerk zu legen.
Zach setzte sich in den Wagen und zog mit einer Grimasse die Tür zu. Wenigstens kam inzwischen etwas kühlere Luft aus der Klimaanlage, und er beugte sich vor, damit die Luft auch hinter seinem Rücken zirkulieren konnte. Schließlich fuhr er langsam die Straße hinunter und beobachtete dabei die Umgebung. Er reihte sich in den Verkehr ein, der inzwischen aus immer mehr Touristen bestand, welche die Sommertage für einen Urlaub am Wasser nutzten. Wenn das alles vorbei war, musste er Chloe dringend
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