Hunter 05 - Späte Vergeltung
Leben vor sich geht.«
Es versetzte ihm einen Stich, während sich gleichzeitig Wärme in ihm ausbreitete. Er räusperte sich. »Ich habe heute vor Gericht bei einem Prozess ausgesagt. Chloe war die Verteidigerin.«
»Das ist ja ein Zufall! Ist die Kleine nicht toll?«
»Ich bezweifle, dass sie es gerne hören würde, als klein bezeichnet zu werden. Mir kam sie jedenfalls sehr erwachsen vor.«
Autumn lachte. »Das ist ihr Los als Jüngste des Hunter-Clans. Wahrscheinlich wird sie für ihre Eltern und Geschwister immer die Kleine bleiben.« Sie wurde ernst. »Aber darüber wolltest du sicher nicht reden.«
Zach schnitt eine Grimasse. »Sie verteidigt einen brutalen Mörder, den ich verhaftet habe.«
»Sie ist Pflichtverteidigerin und kann sich ihre Mandanten nicht aussuchen, Zach. Aber sie nimmt ihren Job genauso ernst wie du deinen.« Anscheinend klang noch ein wenig von seiner Geringschätzung durch, denn Autumn benutzte den Tonfall, der ihm zeigte, dass sie von ihm enttäuscht war.
»Das Gefühl hatte ich auch.« Zach fuhr an den Straßenrand und schaltete den Motor aus.
Autumn schwieg einen Moment. »Und was hat sie so erzählt? Du hast sie doch sicher zu einem Kaffee eingeladen, oder?«
Das fehlte ihm noch. »Nein.«
»Warum denn nicht? Sie ist intelligent, liebenswürdig und sieht toll aus. Mal ganz davon abgesehen, dass sie Shanes Schwester ist und du sie kennst.«
»Wir haben bisher kaum mehr als drei Worte gewechselt.« Vor allem, weil er sie seit der Hochzeit nicht mehr gesehen und sie vorhin schon nach wenigen Sätzen beleidigt hatte.
Natürlich ließ Autumn es nicht auf sich beruhen. »Aber warum denn nicht?«
Zach seufzte und schloss die Augen. »Ich fürchte, ich habe etwas zu ihr gesagt, das sie verletzt hat.«
»Oh, Zach. Dann entschuldige dich bei ihr. Ich denke nicht, dass sie sonderlich nachtragend ist.«
Das glaubte er zwar nicht, aber damit musste er Autumn ja nicht belasten. »Kannst du mir ihre Kontaktdaten geben?« Besser, er brachte es schnell hinter sich, bevor er den Mut verlor.
»Natürlich, Moment.«
Ein Rascheln erklang, dann ein zufriedener Laut. »Hier sind sie. Bereit?«
Zach zog rasch Block und Stift heraus und notierte die Telefonnummer und Adresse, die Autumn ihm diktierte. »Danke.«
»Wenn du Chloe anrufst, grüß sie bitte von mir. Sag ihr, sie soll weniger arbeiten und sich endlich mal wieder bei uns blicken lassen.«
»Wird erledigt.« Sofern sie ihn überhaupt anhörte.
»Ich mache mir Sorgen um dich, Zach. Du klingst überhaupt nicht gut. Wenn du überarbeitet bist, gönn dir mal wieder eine Pause. Du weißt, dass du jederzeit bei uns willkommen bist.«
Zach rieb über seine schmerzende Brust. »Das weiß ich, danke. Im Moment schaffe ich es nicht, aber vielleicht in ein paar Monaten.«
»Pass auf dich auf, Zach.«
»Das tue ich doch immer.« Meistens zumindest.
Lange Zeit betrachtete er Chloes Telefonnummer und steckte das Handy schließlich wieder ein. Es wäre nicht richtig, sie telefonisch um Entschuldigung zu bitten. Er sollte ihr ins Gesicht blicken, wenn er ihr sagte, wie leid es ihm tat, sie ohne Anlass so beleidigt zu haben. Entschlossen ließ er den Motor wieder an und fuhr auf die Straße zurück.
4
Chloe hatte sich nach einem langen und frustrierenden Arbeitstag gerade ihre Wohlfühlkleidung übergezogen, als es an der Tür klingelte. Gut, endlich kam die bestellte Pizza, sie war schon halb verhungert. An den meisten Abenden kochte sie sich etwas Gesünderes, aber heute brauchte sie etwas, das sie vergessen ließ, wie furchtbar der Tag gewesen war. Die Auseinandersetzung mit Zach war dabei der absolute Tiefpunkt gewesen. Noch jetzt schmerzte ihr Innerstes, wenn sie sich seinen verächtlichen Blick in Erinnerung rief. Gleichzeitig brandete aber auch die Wut wieder in ihr auf. Auf ihn, aber vor allem auch auf sich selbst, weil sie sich von der Meinung eines Mannes, den sie eigentlich gar nicht kannte, dermaßen herunterziehen ließ.
Da die Sprechanlage kaputt war, drückte sie einfach nur auf den Knopf, der die Haustür öffnete, und wartete, bis der Pizzabote vor der Tür erschien. Als es klopfte, blickte Chloe durch den Spion und zuckte zurück. Nicht der erwartete Bote stand gerade vor ihrer Wohnungstür, sondern Zach. Wie zum Teufel kam der hierher? Und vor allem, was wollte er: sie noch einmal beschuldigen, ein gewissenloses und geldgieriges Monster zu sein? Einmal reichte ihr völlig.
Zach klopfte erneut. »Chloe, mach bitte die
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