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Hunter 05 - Späte Vergeltung

Hunter 05 - Späte Vergeltung

Titel: Hunter 05 - Späte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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sie Zach schließlich auf halber Treppe eingeholt. Da ihr die Luft zum Reden fehlte, griff sie nach seinem Arm und hielt ihn fest. Zach fuhr herum, während er gleichzeitig seinen Arm wegzog. Dadurch verlor Chloe das Gleichgewicht auf der Treppe und stürzte mit einem erstickten Schrei nach hinten. Bevor sie jedoch rückwärts die Stufen hinunterfiel, packte Zach sie schnell und zog sie schützend an sich. Einen winzigen Moment lang presste sie ihren Oberkörper an seinen muskulösen Brustkorb, dann hatte sie den Schrecken überwunden und löste sich von ihm.
    Verlegenheit machte sich in ihr breit, als sie seinen finsteren Gesichtsausdruck sah. »Danke … für die Rettung.« Zach nickte nur knapp und wollte sich wieder umdrehen, doch sie hinderte ihn daran. »Könnte ich kurz mit dir sprechen?«
    »Entschuldige, ich habe keine Zeit, ich muss zurück ins Büro.«
    Chloe versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr diese offensichtliche Ausrede sie schmerzte. Bisher war ihr noch nie ein Mann begegnet, der sich so abweisend ihr gegenüber verhalten hatte – und das auch noch ohne jeden ersichtlichen Grund.
    »Es geht um den Fall, Zach, ich versuche nicht, mich dir irgendwie aufzudrängen.«
    Überraschung zeigte sich auf seinem Gesicht, dann zogen sich seine Augenbrauen zusammen. »Das hatte ich auch nicht angenommen.«
    »Gut. Normalerweise habe ich es auch nicht nötig, einem Mann hinterherzulaufen.« Okay, das hätte sie lieber nicht sagen sollen, aber Zach schaffte es irgendwie, sie bis aufs Blut zu reizen. Rasch redete sie weiter. »Ich glaube nicht, dass Jesse Curtis schuldig ist, Zach.«
    Seine Miene verhärtete sich. »Ich habe meiner Aussage nichts hinzuzufügen. Candice ist brutal ermordet worden, und wir haben Curtis mit ihrem Blut bespritzt und mit der Mordwaffe daneben im Wohnzimmer gefunden. Ich denke, eindeutiger geht es nicht. Wenn du mich jetzt entschuldigst …«
    »Aber das ist …«
    Zach unterbrach sie. Er senkte die Stimme und schob sein Gesicht dicht an ihres heran. »Ich habe bereits mehrmals mit Curtis zu tun gehabt, weil er seine Freundinnen krankenhausreif geprügelt und mit einem Messer verletzt hat. Allerdings haben die Frauen ihre Aussage immer wieder zurückgezogen, weil sie solche Angst vor ihm hatten. Ich möchte nichts lieber, als ihn endlich hinter Gittern zu sehen.« Missbilligung war in seinen Augen zu erkennen. »Dieser Mann ist wie Robert Pears, und du weißt, was der Autumn alles angetan hat. Curtis ist ein ebensolcher Abschaum, und wenn du ihn verteidigst, bist du nicht viel besser als er.«
    Chloe spürte, wie das Blut aus ihrem Kopf wich, und hielt sich rasch am Geländer fest. Wut mischte sich mit Schmerz. Wie konnte Zach so etwas sagen? Ihre Kehle zog sich zusammen, und ihr war es nicht mehr möglich, ihm zu sagen, was sie von seiner selbstgerechten Art hielt. Bevor er die Tränen sah, die sich in ihren Augen bildeten, wirbelte sie herum und lief die Treppe wieder hinauf.
    »Chloe …«
    Sie glaubte, Zachs Stimme zu hören, drehte sich jedoch nicht mehr um. Er hatte mehr als deutlich gemacht, was er von ihr und ihrer Arbeit hielt, noch einmal brauchte sie sich das nicht anzuhören. Wahrscheinlich hätte sie sowieso erneut auf eine weitere Untersuchung der Beweise drängen oder sogar über das Gericht gehen und eine richterliche Anordnung an das Police Department dafür beantragen sollen. Aber sie war davon ausgegangen, dass Zach ihr wegen ihrer – wenn auch sehr flüchtigen – Bekanntschaft eher zuhören würde und ihr helfen könnte, die Sache zu beschleunigen. Eine ziemliche Fehleinschätzung, wie sich jetzt herausstellte. Vielleicht würde sie ihn nun endlich vergessen können, was ihr bisher noch nicht gelungen war. Sie würde jedenfalls keine Gefühle mehr an einen Mann verschwenden, der sie Abschaum nannte.
    Chloe nahm sich vor, nun erst recht allen zu beweisen, dass der wahre Mörder immer noch da draußen herumlief. Nachdem sie sich im Waschraum ein wenig abgekühlt hatte, kehrte sie in den Gerichtssaal zurück.
    Zach stützte den Kopf in die Hände und schloss die Augen. Auch Stunden später fragte er sich noch, was in ihn gefahren war, Chloe dermaßen anzugehen. Natürlich wollte er, dass Curtis für seine Tat bestraft wurde, und er war auch generell nicht sonderlich begeistert von Verteidigern, dafür hatte er bereits zu viele erlebt, die versucht hatten, Freisprüche für die schlimmsten Verbrecher zu erzielen, nur weil sie dafür bezahlt wurden.

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