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Hunter 05 - Späte Vergeltung

Hunter 05 - Späte Vergeltung

Titel: Hunter 05 - Späte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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auszusagen. Das Gleiche ist dann etwa ein Jahr später noch einmal mit einer anderen Frau passiert. Wieder konnte ich nichts unternehmen, weil sie nicht ausgesagt hat und es keine Zeugen gab.«
    Chloe machte sich ein paar Notizen. »Deshalb bist du zu der Wohnung gefahren, als der Notruf einging und Curtis’ Name genannt wurde.«
    Zach nickte stumm.
    »Wie lief das genau ab?«
    »Cassie aus der Leitzentrale hat den Notruf entgegengenommen. Da ihr die Sache komisch vorkam, hat sie den Namen Jesse Curtis in unserer Datenbank gesucht. Dort hat sie meine beiden Berichte gefunden, und da ich in der Nacht der zuständige Detective im Dienst war, hat sie mich angerufen und gefragt, ob wir etwas unternehmen sollten. Ich habe mich dafür entschieden, dem Notruf nachzugehen.« In Chloes Augen konnte er erkennen, was sie sagen wollte. »Ja, ich weiß, dass der Notruf angeblich ein Versehen war, aber unter den Umständen fand ich es angebracht, ihn trotzdem als Notruf zu behandeln.« Er schluckte hart. »Leider zu Recht, wie sich gezeigt hat.« Wieder erinnerte er sich an Candice’ geschundenen Körper.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, wie schlimm es sein muss, in eine Wohnung zu kommen und so etwas vorzufinden.« Chloes Ton war mitfühlend. »Ich habe nur die Fotos gesehen, aber das hat mir völlig gereicht.«
    »Man lernt, damit umzugehen.« Er erwähnte nicht, dass viele seiner Kollegen Alkohol oder andere Dinge dafür benötigten, die sie zumindest zeitweise von der schrecklichen Seite ihres Jobs ablenkten. Er selbst fuhr lieber in jeder freien Minute in die Natur, um sich dort den Kopf durchpusten zu lassen und sich an die schönen Dinge im Leben zu erinnern. Hin und wieder klappte es sogar.
    »Als du dort ankamst, hat niemand die Tür geöffnet, ihr habt sie aufgebrochen und du hast Candice im Schlafzimmer gefunden, während Curtis schlafend im Wohnzimmer auf dem Sofa lag. Korrekt?«
    »Ja.«
    »Was ich erstaunlich finde, ist, dass Curtis in seinem Zustand überhaupt in der Lage war, Candice so zuzurichten und ein normales Telefonat mit der Notrufzentrale zu führen. Mir wurde gesagt, dass er einen Tag lang nur geschlafen und selbst nach zwei Tagen noch Ausfallerscheinungen gehabt habe. Auch als ich mit ihm sprach, fiel mir sein schlechter körperlicher Zustand auf. Eigentlich konnte er mit zwei Komma fünf Promille gar nicht in der Lage sein, seine Freundin so furchtbar zuzurichten. Offensichtlich hat er einen völligen Filmriss, er kann sich auch schon Stunden vor dem Mord an nichts erinnern, und diese Erinnerung ist bis heute nicht zurückgekehrt.«
    »Wirst du das in der Verteidigung verwenden?«
    »Eventuell. Aber eigentlich würde ich lieber auf unschuldig plädieren.«
    Zach sprang auf, sein Bürostuhl rollte nach hinten und knallte an die Wand. »Was?«
    Chloe blickte ihn ruhig an. »Zach, setz dich bitte wieder.«
    Ihm war bewusst, dass er überreagierte, konnte jedoch nicht verhindern, dass sich seine Hände um die Tischkante klammerten, bis seine Fingerknöchel weiß hervorstanden. »Die Beweise sind eindeutig, es gibt keinen Grund anzunehmen, dass jemand anders dafür verantwortlich ist.«
    »Doch, den gibt es, und vor allem sind die Beweise eben nicht eindeutig. Und genau deshalb bin ich hier. Nehmen wir zum Beispiel die Blutprobe, die ihm kurz nach seiner Ankunft im Krankenhaus entnommen wurde. Sie wurde auf Alkohol und Drogen untersucht. Als ich darum bat, noch andere Tests vorzunehmen, wurde das abgelehnt.«
    Langsam setzte Zach sich wieder hin. »Wenn es doch offensichtlich ist, dass er volltrunken war, was für einen Unterschied macht das, ob er noch etwas anderes im Blut hatte?«
    Chloe verzog den Mund. »Genau das Argument kam auch von deinen Kollegen aus der Mordkommission.«
    »Und es ist berechtigt. Wir haben Curtis sozusagen mit dem Messer in der Hand erwischt. Er ist der Täter und war betrunken, Ende der Geschichte.«
    »Nicht ganz. Wenn er nämlich noch etwas anderes im Blut gehabt hätte, Flunitrazepam zum Beispiel, dann würde das erklären, warum er sich an nichts erinnern kann. Sicher weißt du, dass dieses Mittel in Verbindung mit Alkohol Gedächtnislücken hervorrufen kann. Und es würde bedeuten, dass er nicht der Täter sein kann, weil er zu solch einer Tat gar nicht mehr fähig gewesen wäre. Und er hätte auf keinen Fall mehr verständlich telefonieren können.«

5
    Als Chloe Zachs ungläubigen Gesichtsausdruck sah, war sie nicht erstaunt. Nach seiner heftigen Reaktion eben hatte

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