Hunter 05 - Späte Vergeltung
lange nicht, dass er etwas anderes in ihr sah als Autumns kleine Schwägerin und gleichzeitig eine nervige Anwältin. Und das war verdammt schade.
Zach stand in der offenen Tür seines Büros und blickte Chloe hinterher. Ihre hohen Hacken klapperten im Stakkato über den Steinboden, während ihre Hüfte sich unter dem engen Rock sanft bei jedem Schritt hin- und herbewegte. Er lehnte sich mit der Schulter gegen die Türfüllung und steckte die Hände in die Hosentaschen, als ihn auf einmal der verrückte Impuls überkam, hinter ihr herzulaufen und ihr die Spangen aus den Haaren zu ziehen, damit ihre Haarmähne locker über ihren Rücken fiel. Ein seltsames Gefühl, das er nicht benennen konnte, bildete sich in seinem Magen.
»Kennst du die etwa? Sieht heiß aus, ist aber eine eiskalte Ziege, die dich im Gerichtssaal ohne Rücksicht auseinandernimmt.«
Langsam drehte Zach sich zu Kendricks um, einem der Detectives, der jetzt neben ihm stand. Er wusste, dass er am besten cool reagieren sollte, doch irgendwie schaffte er es nicht. »Ich will nicht, dass du so über sie redest, verstanden? Und nein, ich kenne sie nicht näher, aber bisher kam sie mir nett vor.«
Kendricks grinste ihn hämisch an. »Ah, wieder einer, den sie getäuscht hat. Du wirst es ja erleben, wenn sie dich irgendwann verarscht.« Damit schlenderte er wieder zu seinem Büro zurück.
Fassungslos blickte Zach ihm nach. Bisher hatte er Frank Kendricks nur als ruhigen und halbwegs angenehmen Kollegen erlebt.
Cassie tauchte neben ihm auf und grinste ihn an. »Lass dir von Frank nichts einreden, er ist nur neidisch, weil er mal versucht hat, bei ihr zu landen, und abgeblitzt ist.«
Nachdenklich schüttelte Zach den Kopf. »Das mag mit reinspielen, aber ich schätze, er musste mal in einem Fall aussagen und ist dort auf Chloe getroffen.«
»Chloe, huh?«
Zach seufzte tief. »Längere Geschichte. Aber es ist gut, dass ich dich treffe. Ich möchte mir gerne noch mal die Aufzeichnung des Notrufs in der Meadows-Sache anhören.«
Cassie runzelte die Stirn. »Ist die Sache nicht schon längst gelaufen? Ich dachte, ihr habt den Täter, und der steht schon vor Gericht?«
»Das schon, aber ich würde es gerne mal selbst hören. Wie es aussieht, muss Curtis ja völlig betrunken gewesen sein.«
»Also, während des Telefonats habe ich davon jedenfalls nichts bemerkt, sonst hätte ich das erwähnt. Ich würde dir gerne helfen, aber ich habe keinen Zugriff mehr auf die alten Aufzeichnungen, da müsstest du dich an die Technikabteilung wenden. Oder an deine Kollegen von der Mordkommission, die haben sicher auch eine Kopie.«
Zach schnitt innerlich eine Grimasse. Zu den Detectives der Mordkommission wollte er nicht unbedingt gehen, sie mochten es nicht, wenn man sich in ihre Fälle einmischte. Was er durchaus verstehen konnte, ihm ging es nicht anders. Daher wäre es besser, sie zu umgehen und lieber gleich in der Technik danach zu fragen. »Danke, das werde ich machen.«
Besorgt blickte Cassie ihn an. »Lass dich von dem Fall nicht fertigmachen, Zach. Du hast damals alles Menschenmögliche getan, um Jessie Curtis einzubuchten.«
Er fragte sich gerade, woher sie so viel darüber wusste, als ihm einfiel, dass sie sicher mit seiner Kollegin, die eine Freundin von Cassie war, über den Fall geredet hatte. »Es ist kein schönes Gefühl, zu wissen, dass ich so nah an ihm dran war und ihn nicht außer Gefecht setzen konnte, aber ich weiß auch, dass mir vom Gesetz her die Hände gebunden waren. Ich habe allerdings nicht damit gerechnet, dass er jemanden umbringen würde.« Wieder fiel ihm Chloes Überzeugung ein, dass Curtis nicht der Täter sei. Was würde sich wohl schlimmer anfühlen: wenn Curtis tatsächlich der Täter war oder wenn noch so ein Schwein frei herumlief? Letzteres vermutlich, und genau das war der Grund, warum er Chloes Argumente nicht einfach abtat.
»Zach?«
»Entschuldige, ich war in Gedanken. Was hast du gesagt?«
Cassie grinste ihn an. »Nichts Wichtiges, aber ich will dich mal nicht weiter stören, damit du in Ruhe von der niedlichen Verteidigerin träumen kannst.«
»Das ist nicht …« Er brach ab, als er merkte, dass es sowieso nichts bringen würde. »Denk, was du willst.«
»Das tue ich sowieso immer.« Sie berührte seinen Arm. »Ich finde, du könntest es bedeutend schlimmer treffen.«
»Cassie …«
»Okay, ich bin schon still. Wir sehen uns.« Sie winkte ihm kurz zu, bevor sie ihn allein ließ.
Kopfschüttelnd ging Zach
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