Hunter 05 - Späte Vergeltung
sich in ihr aus, als ihr klar wurde, dass sie möglicherweise etwas übersehen hatte.
Candy … eine Stripperin
. Die Worte hallten in ihr wider, und sie fragte sich, ob das ein Zufall sein konnte. Vielleicht …
»Ms Hunter?«
Erschreckt wirbelte sie herum, als sie auf einmal die Stimme hinter sich hörte, und zwang sich zu lächeln. »Ja?«
Einer der Wachleute des Gerichts stand mit besorgter Miene vor ihr. »Geht es Ihnen gut?«
»Ja, natürlich. Danke, Mr Gibbs.«
Er wirkte nicht ganz überzeugt, nickte aber. »Kann ich Ihnen ein Taxi rufen, Ma’am?«
Diesmal gelang ihr ein aufrichtiges Lächeln. »Nein danke, ich nehme den Bus, ich muss noch ins Büro.«
Gibbs deutete über seine Schulter zu der Pressemeute, die sich noch nicht zerstreut hatte. »Sicher, dass Sie das wollen? Die werden Sie bestimmt nicht in Ruhe lassen.«
Chloe warf einen Blick hinter ihn. »Sie haben recht, ich nehme wohl doch besser ein Taxi.« Normalerweise würde sie zu Fuß gehen, aber nachdem sie vor zwei Wochen beinahe überfahren worden war, fühlte sie sich dabei nicht mehr wohl.
Mit einem scharfen Pfiff rief Gibbs ein Taxi heran und hielt ihr die Tür auf. »Einen schönen Tag noch, Ms Hunter.«
»Danke, Ihnen auch.«
Chloe wartete, bis er die Tür geschlossen und sie dem Fahrer die Adresse genannt hatte, bevor sie in den Sitz zurücksank und dankbar die Augen schloss. Ein Prozess war immer nervenaufreibend und anstrengend, aber diesmal fühlte sie sich regelrecht ausgepumpt. Zu gern würde sie jetzt nach Hause fahren und sich von Curtis’ Berührung und seinen widerlichen Worten reinwaschen. Sie konnte tatsächlich nachvollziehen, warum Zach zuerst so wütend gewesen war, als es darum ging, dass Curtis freikommen könnte. Aber leider konnte niemand eingesperrt werden, nur weil er sich wie ein sexistisches Arschloch verhielt. Dann würden innerhalb kürzester Zeit die Gefängnisse völlig überlaufen.
Da sie merkte, dass sie langsam in den Schlaf zu driften begann, öffnete Chloe ihre Augen und setzte sich gerader hin. Heute Nachmittag war noch eine Dienstbesprechung im Büro geplant, und da konnte sie es sich nicht leisten, zu fehlen oder bei den langweiligen Themen gar einzuschlafen. Besonders da sie wusste, dass Marie versuchen würde, den Erfolg im Curtis-Prozess für sich zu beanspruchen. Normalerweise kümmerte sie sich nicht weiter darum, aber inzwischen war Chloe zu der Überzeugung gelangt, dass sie sich wehren musste, wenn sie jemals von der oberen Etage wahrgenommen werden wollte. Zwar legte sie keinen großen Wert darauf, aufzusteigen, aber sie wollte endlich eine andere Vorgesetzte haben. Und das ging leider nur, wenn sie selbst einen anderen Platz in der Hierarchie einnahm. Ansonsten müsste sie gehen.
Zach holte sich gerade in der kleinen Küche einen frischen Kaffee, als Houston den Raum betrat. Der Detective hatte in den vergangenen Wochen kein Wort mit ihm gewechselt, deshalb erwartete Zach, dass er sich sofort wieder zurückziehen würde, sobald er Zach erblickte. Umso erstaunter war er, als Houston ihm zunickte und sich ebenfalls einen Kaffee holte. Sollte sein Kollege endlich verstanden haben, dass er sich nicht in den Curtis-Fall eingemischt hatte, um sich in irgendeiner Weise zu profilieren?
»Hast du schon gehört, dass die Verteidigung eine Einstellung des Prozesses gegen Curtis erreicht hat?«
Nein, das hatte er nicht und wusste auch nicht, wie er auf diese Nachricht reagieren sollte. Einerseits freute er sich für Chloe, andererseits hasste er es aber auch, dass dieser Typ wieder frei herumlief. Wenigstens hatte er im Gefängnis niemandem schaden können. »Nein«, sagte er daher nur.
Anstatt es dabei zu belassen, lehnte Houston sich mit der Hüfte gegen die Spüle und blickte ihn prüfend an. »Du wirkst nicht besonders glücklich darüber.«
Zachs Blutdruck schoss in die Höhe. »Warum sollte ich das auch sein? Glaubst du, ich will, dass so ein Schwein wie Curtis draußen herumläuft? Wenn es nach mir ginge, würde ich ihn sofort einsperren. Aber es wäre nicht richtig gewesen, den wahren Mörder davonkommen zu lassen und die Sache Curtis anzuhängen.«
Houston nickte langsam. »Das stimmt. Tut mir leid, ich habe dich neulich falsch beurteilt.«
»Schon vergessen.« Das stimmte nicht wirklich, aber es brachte auch nichts, weiter einen Groll zu hegen. Außerdem musste es Houston einiges gekostet haben, diese Entschuldigung auszusprechen. Vor allem wusste Zach, dass die Sache
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