Hunter 05 - Späte Vergeltung
dass Chloe deutlich weniger anstrengend war, als er es bei ihrem ersten Treffen – und auch vor zwei Wochen noch – erwartet hatte. Im Gegenteil, selbst wenn sie beide schwiegen, fühlte er sich in ihrer Gegenwart wohler als seit Langem mit einer Frau. Zumindest einer, die jung, ungebunden und attraktiv war. Und das hieß, dass er sie dringend hier rausschaffen musste, bevor sie das fragile Gleichgewicht durcheinanderbrachte, das er gerade erst so mühsam errungen hatte. Das war schon daran zu merken, dass er den Abschied immer weiter hinauszögerte. Doch er fragte sie nicht, ob sie noch zusammen fernsehen sollten, wie es ihm fast auf der Zunge lag.
Schließlich schob Chloe nach einem langen Blick auf ihn ihren Stuhl zurück und stand auf. »Ich denke, ich werde jetzt mal gehen.« Sie nahm das Schälchen und ihr Glas in die Hand. »Wo ist dein Geschirrspüler?«
Zach erhob sich ebenfalls. »Lass die Sachen einfach stehen, ich mache das nachher.«
»Okay.«
Es war ihr deutlich anzusehen, dass er etwas Falsches gesagt hatte, doch er wusste nicht, wie er die freundschaftliche Stimmung von vorhin wieder aufleben lassen konnte, ohne ihr zu signalisieren, dass er mehr von ihr wollte.
»Dann ziehe ich mich wieder um, damit ich nach Hause fahren kann.«
Er legte seine Hand um ihren Arm, als sie ins Bad gehen wollte. »Willst du dich wirklich bei dieser Hitze wieder in dein Zeug zwängen?«
Chloes Augenbrauen zuckten in die Höhe. Sie deutete auf ihre Kleidung. »So kann ich ja wohl kaum mit der Bahn oder dem Taxi fahren.«
Sein Blick glitt an ihrem Körper hinab, und er spürte erneut Erregung in sich aufsteigen. Rasch ließ er sie wieder los und trat einen Schritt zurück. »Das nicht, aber ich bringe dich sowieso mit dem Auto nach Hause.«
»Das ist nicht …«
Bestimmt unterbrach er sie. »Doch, das ist es.« Allein die Vorstellung, dass sie nachts allein herumlaufen könnte, trieb seinen Blutdruck in die Höhe.
Schließlich nickte sie, und ein leichtes Lächeln spielte um ihre Lippen. »Danke.«
Zach zog seine Schuhe an, während Chloe ihre Kleidung aus dem Bad holte, nahm sein Portemonnaie und die Schlüssel und hielt ihr die Wohnungstür auf. Schnell folgte er ihr die Treppen hinunter und brachte sie zu seinem Wagen.
Während der Fahrt herrschte Schweigen, aber es war nicht mehr so angespannt wie noch in der Wohnung. Chloe legte ihren Kopf an die Kopfstütze und blickte aus dem Seitenfenster. Immer wieder warf Zach ihr einen Blick zu, sobald es der Verkehr zuließ. Ihre Haare umrahmten in sanften Wellen ihr Gesicht, das gleichzeitig jugendlich und in sich gefestigt wirkte. Auf den ersten Blick konnte man sich nicht vorstellen, was für eine großartige Anwältin sie war. Besonders, wenn ihre Haare nicht hochgesteckt waren und sie ein knappes Top und einen kurzen Rock trug. Gerade diese Mischung faszinierte ihn, stellte er fest. Normalerweise interessierte ihn ein völlig anderer Typ Frau, doch Chloe schaffte es irgendwie, ihn das vergessen zu lassen, wenn er in ihrer Nähe war.
Erleichtert hielt er schließlich am Straßenrand vor Chloes Apartmenthaus und schaltete den Motor aus. »Da sind wir.« Innerlich verdrehte er die Augen.
Oh ja, eine besonders intelligente Bemerkung, als könnte sie das nicht selbst sehen.
Chloe löste ihren Sicherheitsgurt und wandte sich ihm zu. »Danke fürs Bringen. Und für den netten Abend.« Sie lächelte ihn an. »Und das Schokoladeneis.«
Als hätte er nur darauf gewartet, sprang sein Körper wieder darauf an. Langsam wurde es wirklich lächerlich. In seinem Alter sollte er sich besser unter Kontrolle haben. »Gern geschehen.«
Für einen Moment schien es, als wollte sie noch etwas sagen, doch dann nickte sie nur. »Gute Nacht, Zach.«
»Gute Nacht.«
Chloe öffnete die Wagentür und stieg rasch aus. Nach einem kurzen Lächeln warf sie die Tür zu und strebte über den Bürgersteig auf das Haus zu. Zach hatte bereits die Hand am Zündschlüssel, als ihm bewusst wurde, dass er sie so nicht gehen lassen konnte. Eilig löste er den Gurt und stieß seine Tür auf. Er kam gerade bei ihr an, als sie die Haustür aufschloss. Seine Hand berührte zaghaft ihre Schulter und er spürte, wie sie erstarrte.
»Chloe …« Ein Zittern lief durch ihren Körper, und er trat noch einen Schritt näher.
»Ja?« Sie drehte sich nicht zu ihm um, ging aber auch nicht ins Haus.
»Es war wirklich ein schöner Abend. Danke für deinen Besuch.« Die Haut ihrer Schulter fühlte sich
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