Hunter 05 - Späte Vergeltung
sein seltsames Benehmen einging, lockerten sich seine angespannten Muskeln ein wenig. Rasch öffnete er das Eisfach seines Kühlschranks und blickte hinein. »Schokoeis.« Chloe begann zu lachen, und er drehte sich erstaunt zu ihr um. »Was ist daran so lustig?«
»Ein Mann, noch dazu ein großer, harter Cop, steht auf Schokoladeneis. Das finde ich süß.«
Zach verzog den Mund. So hatte ihn bisher noch niemand bezeichnet. »Wenn du keins möchtest, dann sag es einfach.« Er hob die Hand, um die Klappe des Eisfachs wieder zu schließen.
»Oh, schon gut. Tut mir leid, wenn ich deinen männlichen Stolz durch meine Bemerkung verletzt haben sollte.« Sie zwinkerte ihm zu. »Übrigens liebe ich Schokoeis.«
Bei der Vorstellung, was er mit Eis und ihrem Körper alles anstellen könnte, hob sich sein Schaft, und er war froh, dass er mit dem Rücken zu Chloe stand. Ein paar Minuten beschäftigte er sich damit, das Eis in zwei Schälchen zu löffeln, dann kehrte er damit zum Tisch zurück. »Hier, bitte.«
Chloe lächelte ihn an. »Hmm, das sieht gut aus. Danke.«
»Das Mindeste, was ich tun kann, nachdem du das Hauptgericht mitgebracht hast.«
»Dann schulde ich dir noch einen Nachtisch, denn du hast neulich bereits meine Pizza bezahlt.« Chloe schob einen Löffel voll Eis in den Mund und schloss genießerisch die Augen.
Zach verschluckte sich fast bei ihrem entrückten Gesichtsausdruck. Gott, wie gerne würde er sich jetzt über den Tisch beugen und sie küssen! Sie würde nach Chloe schmecken und nach Schokolade … Mühsam riss er sich zusammen. Es wäre keine gute Idee, ihre Beziehung zu vertiefen, das war ihm völlig klar. Chloe war viel zu jung für ihn, zu … unschuldig. Seine Erregung steigerte sich noch, als sie genießerisch ihren Löffel ableckte. Dabei schien sie überhaupt nicht zu bemerken, was sie bei ihm anrichtete. Und das war vermutlich auch besser so. Er kam sich vor wie ein alter Lustmolch, der es auf Bambi abgesehen hatte. Die Vorstellung brachte ihn dann doch zum Grinsen, und er entspannte sich wieder etwas.
»Was ist denn so lustig?«, fragte sie ihn neugierig.
»Nichts.« Zach steckte sich rasch einen Löffel Eis in den Mund, damit er nicht mehr sagte. Wie zum Beispiel, dass er sich wünschte, ihr Löffel zu sein. Oje, selbst in seinen Ohren klang das ungeheuer abgedroschen – und irgendwie pervers. Also hielt er besser den Mund und konzentrierte sich darauf, das Schälchen zu leeren.
»Ach, komm, sag schon, ich brauche heute was zur Aufmunterung.«
»Glaub mir, du willst es nicht wissen. Außerdem habe ich mich nur über mich selbst lustig gemacht.«
Chloe grinste ihn an. »Umso besser.«
Zach schloss die Augen. »Lass es, Chloe.«
Eine Weile blickte sie ihn nur an, dann verschwand das Lächeln aus ihrem Gesicht. »Okay.« Sie wandte den Blick ab und widmete sich wieder ihrem Eis. Aber nicht, bevor er die Verletztheit in ihren Augen gesehen hatte.
Mist!
»Du würdest wahrscheinlich schreiend aus der Wohnung rennen – und das zu Recht.«
Chloe blickte nicht auf. »Ist schon in Ordnung, du musst es mir nicht sagen.«
»Chloe …« Es dauerte einen Moment, bis sie den Kopf hob. Deutlich konnte er das neugierige Funkeln in ihren Augen sehen. »Guter Versuch.«
»Ach, komm schon, so schlimm kann es ja nicht sein.« Ihre Mundwinkel hoben sich provozierend. »Oder hast du dir vorgestellt, ich würde anstelle der Eiscreme …« Sie brach ab und starrte ihn mit großen Augen an. Vermutlich, weil sein Kopf inzwischen bestimmt so aussah wie ein Feuermelder.
»Iss jetzt weiter, sonst schmilzt das Eis noch.« Wirklich lahm, aber ihm fiel nichts Besseres ein.
Zu seinem Erstaunen begann Chloe zu lachen. Schließlich beruhigte sie sich so weit, dass sie wieder sprechen konnte. »Das macht nichts, ich mag es, wenn das Eis schön weich ist.«
Seine Zunge klebte am Gaumen fest, und er brachte keinen vernünftigen Satz mehr heraus. Er hätte erwartet, dass sie wütend reagieren würde oder schockiert, aber bestimmt nicht, dass sie seinen geistigen Fehltritt mit Humor nehmen würde. Und das machte sie ihm noch sympathischer, als sie es sowieso schon war. Anscheinend erkannte Chloe, dass sie jetzt von ihm keine Antwort bekommen würde, denn sie wandte sich wieder dem Eis zu. In einträchtiger Stille, nur unterbrochen vom Klirren ihrer Löffel, aßen sie den Nachtisch und lehnten sich dann beide zur selben Zeit mit einem zufriedenen Seufzer zurück.
10
Wenn er ehrlich war, musste er zugeben,
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