Hunter 05 - Späte Vergeltung
gewesen, seinem Freund einmal unter Alkoholeinfluss davon zu erzählen. »Ja.«
»Und warum bist du dann so unglücklich darüber, dass du dich zu dieser Chloe hingezogen fühlst?«
Sein Magen zog sich zusammen. »Wer sagt, dass ich das bin?«
Morgan lachte leise. »Ah, gut, du streitest nicht ab, dass du dich zu ihr hingezogen fühlst, ein Fortschritt.« Er wurde wieder ernst. »Und dass dich irgendetwas belastet, merke ich daran, dass du mich überhaupt mal wieder angerufen hast. Das tust du sonst nämlich sehr selten und schon gar nicht vom Auto aus. Und wenn du es wirklich für dich behalten wolltest, hättest du sie gar nicht erst erwähnt.«
Manchmal war es ein Fluch, wenn einen jemand zu gut kannte. »Ich habe ein Problem.«
»Sie kann dich nicht ausstehen?«
Sofort spürte er wieder ihren Körper an seinem, erinnerte sich an die Erregung in ihren Augen. »Nein, im Gegenteil, denke ich.«
»Und das ist schlecht?« Er konnte förmlich Morgans hochgezogene Augenbrauen vor sich sehen.
»Ja, weil ich nicht glaube, dass es gut wäre, ihr näherzukommen.«
»Weil sie nicht Autumn ist.« Morgan formulierte es nicht als Frage.
»Nein, nicht deshalb.« Oder zumindest nur zu einem sehr geringen Teil.
»Dann verstehe ich dich nicht. Ist sie hässlich? Dumm? Zickig?«
Ärger brodelte in ihm hoch. »Natürlich nicht! Sie ist wunderschön, natürlich intelligent, sonst wäre sie nicht Anwältin, und äußerst nett. Vor allem ist sie auch mitfühlend.«
Morgen schwieg einen Moment. »Auch wenn ich mich wiederhole: Warum wehrst du dich dann so dagegen? Sie klingt wie eine Traumfrau.«
Zach stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ich weiß es selbst nicht so recht. Irgendetwas sagt mir, dass ich ihr nicht zu nahe kommen sollte. Außerdem ist sie viel zu jung für mich und zu … aktiv. Ich würde sie nur unglücklich machen.«
»Also, dazu kann ich nun wirklich etwas sagen, weil ich damals bei Sam ähnliche Skrupel hatte. Ich hatte das Gefühl, dass ich viel zu alt und zu ›kaputt‹ für sie wäre. Ich wollte nicht, dass sie irgendwann aufwacht und sich fragt, was sie überhaupt mit so einem alten Knacker will. Ich verstehe also völlig, warum du zögerst. Aus heutiger Sicht kann ich dir sagen: Das Alter ist völlig egal, wenn man sich liebt. Durch Sam fühle ich mich endlich wieder lebendig, und ich würde keinen Moment mit ihr missen wollen.«
Ein wenig hob sich der Druck von seiner Brust. »Ja, aber sie liebt dich, das ist etwas anderes.«
»Natürlich funktioniert das nur, wenn ihr euch beide liebt, aber wie willst du das herausfinden, wenn du sie gleich von dir stößt und sie gar nicht an dich heranlässt? Es kann sein, dass ihr wirklich nicht zueinander passt und besser getrennte Wege geht. Aber vielleicht ist sie auch die eine Frau, die zu dir gehört und es schafft, dich aus dem Loch herauszuholen, in dem du jetzt schon seit Jahren steckst.«
Zach wollte eine abfällige Bemerkung machen, doch seine Zunge war wie festgenagelt, denn Morgan hatte wirklich recht, das wurde ihm auf einmal bewusst. Seit Jahren hatte er schon keine richtige Freude mehr am Leben und folgte nur noch seiner Routine aus Arbeit und Schlafen. Es war klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Ob er es Chloe zumuten sollte, ihn zu ertragen, war eine andere Frage, aber er wollte und musste sich bei ihr für seinen Ausbruch vorhin entschuldigen. Wie es sich dann entwickelte, würde er abwarten müssen, denn es hing davon ab, ob Chloe ihm verzieh.
Mit Verspätung merkte er, dass Morgan immer noch in der Leitung war und er ihn recht lange angeschwiegen hatte. »Tut mir leid, ich war gerade in Gedanken. Danke für deine Meinung, ich werde darüber nachdenken.«
»Tu das. Und halt mich auf dem Laufenden, ich möchte hinterher damit angeben können, dass ich zu eurem Glück beigetragen habe.«
Zach musste grinsen. »Das hättest du wohl gerne. Grüß Sam von mir und sag ihr, dass sie den größten Romantiker aller Zeiten abbekommen hat.«
Morgan lachte. »Das ist ihr schon aufgefallen, fürchte ich. Bis bald!«
Mit einem wesentlich besseren Gefühl beendete Zach das Gespräch. Auch wenn er noch nicht genau wusste, wie er das anstellen sollte, würde er sich bei Chloe entschuldigen und versuchen, alle Vorbehalte beiseitezuschieben, wenn er mit ihr zusammen war. Er würde sie nachher anrufen und um eine Verabredung bitten, damit er ihr erklären konnte, dass seine ablehnende Reaktion andere Gründe und nichts mit ihr zu tun
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