Hunter 05 - Späte Vergeltung
den Mann, in dessen Armen sie eben noch gelegen hatte. »Und wen schlägst du vor? Dich?«
Chloe spürte, wie das Blut aus ihrem Gesicht wich. Nur mit Mühe brachte sie einen Ton heraus. »Ich denke, es ist besser, wenn du jetzt gehst.«
Reue breitete sich über Zachs Gesicht aus. »Chloe …«
»Geh.« Sie drehte sich um, ging in ihr Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich.
Als sie nach kurzer Zeit die Wohnungstür ins Schloss fallen hörte, ließ sie sich auf ihr Bett sinken und vergrub das Gesicht in den Händen. Gott, wie hatte sie nur so dumm sein können? Seit Jahren wusste sie jetzt schon, dass Zach in Autumn verliebt war, und trotzdem hatte sie gedacht, sie könnte ihn für sich gewinnen. Wie oft musste er sie noch zurückweisen, bis sie es endlich verstand?
Noch jetzt konnte sie die Wärme seines Körpers spüren, seinen Duft riechen, den Druck seiner Lippen auf ihren fühlen. Wie konnte etwas so
richtig
sein und gleichzeitig so falsch? Spürte Zach denn nicht, dass etwas zwischen ihnen war, oder war sie für ihn nur ein kleines Zwischenspiel, das ihn von Autumn ablenken sollte? Wut kam bei dem Gedanken in ihr auf. Wie konnte ein erwachsener Mann über Jahre hinweg einer Frau hinterhertrauern, die er noch nicht einmal geküsst hatte? Chloe hielt bei dem Gedanken inne und spürte, wie Kälte in ihren Körper sickerte.
Vielleicht
hatten
Autumn und Zach ja sogar eine Beziehung gehabt, bevor sie Shane kennenlernte. Und vielleicht war es nicht nur eine völlig einseitige Sache gewesen, denn sie hatte Autumn nie danach gefragt. Gut, genau genommen ging sie das ja auch gar nichts an. Außer, dass sie Zach gerade geküsst hatte und wissen wollte, warum er offensichtlich nicht in der Lage war, mit der Vergangenheit abzuschließen.
Chloe legte sich auf ihr Bett und starrte mit brennenden Augen an die Decke. Eigentlich war sie genauso schlimm wie Zach. Während er Autumn hinterherhechelte, schaffte sie es nicht, ihn zu vergessen. Es war wie ein frustrierender Kreislauf, der sie drei verband. Dabei sollte es doch leicht sein, ihn aus ihrem Gedächtnis zu streichen, so, wie ihr das bei anderen Männern vorher auch gelungen war. Sie musste sich nur in ihrer Arbeit vergraben und würde bald alles andere vergessen. Es wäre doch gelacht, wenn sie sich von so einem Kerl aus dem Konzept bringen lassen würde!
Mit neuem Elan stand Chloe auf und ging zu ihrem Schreibtisch. Da sie noch keinen neuen Fall bearbeitete, konnte sie sich jetzt ganz darauf konzentrieren, der Curtis-Sache auf den Grund zu gehen. Einer Eingebung folgend zog sie ihre Akten zu einem älteren Fall heraus, bei dem sie vor einigen Jahren mitgewirkt hatte. Irgendwie glaubte sie, dass ein Zusammenhang bestand, sie konnte nur noch nicht den Finger darauf legen, was es genau war. Auch damals war eine Stripperin das Opfer gewesen, allerdings war diese nicht ermordet worden. Vermutlich war diese kleine Parallele nur Zufall, aber genau das würde sie jetzt herausfinden. Chloe beugte sich über die Unterlagen und war innerhalb kürzester Zeit völlig vertieft darin.
Zach schlug mit der Hand auf das Lenkrad und fluchte laut. Was zum Teufel war mit ihm los? Er hatte nicht vorgehabt, Chloe zu küssen, und von Anfang an gewusst, dass es keine gute Idee war. Aber dann hatte sie ihn berührt, und er war machtlos gewesen. Der Sog der Leidenschaft in ihren großen Augen hatte ihn einfach mitgerissen, und er hatte sie geküsst wie ein Verdurstender. Und es war unglaublich gewesen. Allein die Erinnerung daran reichte, um sein Herz wieder schneller schlagen zu lassen.
Er hatte den Kuss genossen, doch dann war in ihm die Angst hochgekommen, sich noch einmal in eine Frau zu verlieben, die ihn dann doch wieder verlassen würde. Und dass es so kommen würde, daran gab es für ihn keinen Zweifel. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Chloes Faszination vergehen und sie sich jemanden suchen würde, der eher zu ihr passte. Als sie dann Autumn erwähnt hatte, war eine Sicherung bei ihm durchgebrannt, und er hatte verbal zurückgeschlagen. Nicht etwa, weil er wirklich noch in Autumn verliebt war, sondern weil Chloe mit dem, was sie sagte, recht hatte. Wäre er mit Autumn zusammengekommen, hätten sie sich wahrscheinlich irgendwann gegenseitig gelangweilt. Und mit seinem Job und den unregelmäßigen Arbeitszeiten hätte er ihr auch nie die Stabilität geben können, die sie brauchte.
Trotzdem fragte er sich, woher Chloe überhaupt von seinen Gefühlen für Autumn wusste.
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