Hunter 05 - Späte Vergeltung
Detective.«
18
Zach versuchte, Chloe nicht allzu offensichtlich anzustarren, aber er war nicht sicher, ob ihm das auch gelang. Zwar hatten sie hier schon mal zusammengegessen, aber jetzt kam es ihm irgendwie … intimer vor. Aber vielleicht bildete er sich das nur ein und interpretierte etwas in Chloes Verhalten hinein, das eigentlich nur Dankbarkeit war. Der Gedanke schlug auf seinen Appetit, und er legte das Messer zur Seite. Er nahm einen Schluck Kaffee und beobachtete Chloe beim Essen.
Sie hob den Kopf und bemerkte seinen Blick. Röte stieg in ihre Wangen. »Entschuldige, offenbar habe ich wirklich Hunger. Vermutlich liegt das daran, dass ich gestern Mittag zuletzt etwas gegessen habe.«
»Ich hätte dir etwas ins Krankenhaus bringen sollen.«
Chloe winkte ab. »Da ich eh die meiste Zeit geschlafen habe, hätte das nichts gebracht. Außerdem hatte ich da noch keinen Appetit.«
»Dann freut es mich, dass er jetzt wiedergekehrt ist.«
Sie grinste ihn an. »Das wirst du dir noch anders überlegen, wenn ich dir erst die Haare vom Kopf gefressen habe.«
Er schüttelte den Kopf. »Bei dem, was du erlebt hast, ist es kein Wunder, dass du jetzt erst mal deine Energiereserven auffüllen musst.« Sowie die Worte aus seinem Mund waren, verfluchte er sich dafür.
Chloes Gesicht hatte deutlich an Farbe verloren, ihre Augen wirkten riesig. »Glaubst du, er wird es noch mal versuchen?«
Zach versuchte, seine Ungeduld zu unterdrücken. »Das kann ich dir nicht sagen, da ich ja immer noch nicht weiß, worum es überhaupt geht und wer dich ins Wasser gestoßen hat.«
Chloe ließ das Besteck sinken und stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Ich weiß. Es ist nur …« Sie brach ab und presste die Lippen zusammen.
»Was?«
Chloe ging nicht auf seine Frage ein, sondern fuhr mit dem Finger über den Rand ihres Glases. Der Ausdruck in ihren Augen zeigte, dass sie mit den Gedanken ganz woanders war.
Schließlich klärte sich ihre Miene und sie blickte ihn direkt an. »Es sind nur Mutmaßungen, ich habe keine Beweise für meine These. Hör dir bitte erst alles an, bevor du etwas unternimmst, okay?«
Zach nickte knapp. »Fang einfach von vorne an, dann sehen wir weiter.«
Chloe holte tief Atem. »Ich glaube, dass ich Candice Meadows kannte.«
Diese Aussage war so weit von dem entfernt, was er erwartet hatte, dass Zach für einen Moment wie paralysiert dasaß. »Was?«
Chloes Mund verzog sich unglücklich. »Na ja, nicht direkt kennen, aber ich hatte wohl vor einigen Jahren kurz Kontakt mit ihr.«
Zach entspannte sich etwas. Das klang schon etwas weniger ominös. »Bei welcher Gelegenheit?« Und warum hatte sie ihm das bisher nicht erzählt? Die zweite Frage verkniff er sich mit einiger Mühe.
»Es ging damals um einen Vergewaltigungsfall, bei dem ich als Verteidigerin mitgearbeitet habe. Ich war noch unerfahren und sollte den Fall größtenteils beobachten und dem Verteidiger assistieren.«
»Candice war das Opfer? Das hätte doch bei der polizeilichen Überprüfung auftauchen müssen.«
Chloe schüttelte bereits den Kopf. »Nein, sie war Zeugin, und eine anonyme noch dazu. Sie tauchte in dem Prozess gar nicht auf, sondern wurde außerhalb des Gerichts befragt und ins Protokoll aufgenommen. Deshalb habe ich sie auch jetzt nicht erkannt, da ich sie nie gesehen habe. Sie hatte sich damals telefonisch bei mir gemeldet und mir erzählt, dass der Kerl, den ich da verteidige, ihre Kollegin schon seit Längerem belästigt hätte. Außerdem hätte sie beobachtet, wie er kurz nach dem Opfer den Club verließ und ihr folgte.«
Schuldbewusst blickte Chloe ihn mit ihren hellbraunen Augen an. »Du kannst dir vorstellen, dass ich so ein Schwein nicht verteidigen wollte, aber wir sind verpflichtet, jeden zu verteidigen, der sich keinen Anwalt leisten kann. Der Täter war damals ein Kleinkrimineller und hatte kein Geld, also mussten wir ihn annehmen, auch wenn wir wussten, dass er schuldig war.«
Zach konnte sich vorstellen, wie belastend das sein konnte. Und es ließ sein schlechtes Gewissen wieder aufbranden, weil er ihr genau das bei ihrem ersten Treffen vor Gericht vorgeworfen hatte. »Candice hat also ausgesagt, und er wurde verurteilt?«
»Genau. Allerdings nur für anderthalb Jahre, wahrscheinlich weil dem Opfer eine Mitschuld gegeben worden war, weil es als Stripperin arbeitete.« Diesmal stand Wut in Chloes Augen. »Als würde sie es darauf anlegen, vergewaltigt zu werden, nur weil sie sich in ihrem Job auszog, um
Weitere Kostenlose Bücher