Hunter 05 - Späte Vergeltung
gedacht.« Er drückte ihre Hand. »Bist du entlassen?«
»Ja. Der Arzt sagte, ich soll es noch ruhig angehen lassen, aber ansonsten bin ich wieder fit.«
Zach betrachtete sie eingehend, dann nickte er. »Gut. Dann bringe ich dich jetzt von hier weg.«
»Endlich. Wenn ich erst mal zu Hause bin, schlafe ich mindestens zwölf Stunden am Stück.«
Er nahm ihr die Kleidung ab und hielt ihr eine Hand hin, um ihr aufzuhelfen. »Wir fahren nicht zu dir.«
Irritiert blickte sie ihn an. »Warum nicht?«
»Weil der Täter dich dort finden könnte.«
»Aber …« Chloe schluckte schwer. Die Vorstellung, dass der Mistkerl wusste, wo sie wohnte und dort auf sie warten könnte, war alles andere als angenehm. Aber es war wahrscheinlich, dass er sie beobachtete und verfolgte, denn wie hätte er sonst wissen können, dass sie auf der Fähre war? Ein eisiger Schauer lief über ihren Rücken. »Wo soll ich denn sonst hin? Meine ganzen Sachen sind in meiner Wohnung.«
»Erst mal kommst du mit zu mir. Dort erzählst du mir alles und ruhst dich ein wenig aus. Ich überlege mir dann, wie wir weiter vorgehen können. Vielleicht kann ich Polizeischutz für dich beantragen.«
»Das wäre toll, aber ich möchte dich nicht in Gefahr bringen.«
Zach lächelte schwach. »Das tust du nicht. Und wenn doch, kann ich selbst auf mich aufpassen.«
Als Chloe sich vorstellte, wie der Mörder von Candice auf sie oder Zach losgehen könnte, presste sie sich unwillkürlich dichter an Zach. »Das hoffe ich. Er ist ein Monster.«
Sein Gesichtsausdruck war hart. »Und du wirst mir gleich alles über ihn sagen, was du weißt. Ich bin Detective, Chloe, ich weiß, was ich tue.«
Das wusste sie und sie vertraute ihm auch, aber sie konnte nur hoffen, dass es reichte.
Chloe trat an Zachs Seite ins Freie und blieb abrupt stehen, als die feuchte, heiße Luft sich wie eine Wand vor ihr aufbaute. Mühsam atmete sie ein und strich eine Haarsträhne aus ihren Augen. »Verdammt, ist es etwa noch heißer geworden?«
»Wärmer nicht unbedingt, aber schwüler. Das sieht nach einem Gewitter aus.«
Ein Blick in den Himmel zeigte Chloe, dass Zach vermutlich recht hatte. Das Blau des Himmels wirkte wie ausgewaschen, und am Horizont zogen langsam dunkle Wolkenberge auf. »Dann sollten wir uns wohl beeilen, ich habe keine Lust, schon wieder nass zu werden.« Normalerweise genoss sie Sommerregen, besonders die kühlere, reine Luft danach, aber im Moment wollte sie einfach nur noch trocken nach Hause kommen. In Zachs Wohnung, korrigierte sie sich.
Unsicher blickte sie ihn von der Seite her an. Obwohl seine Augen blutunterlaufen waren und er aussah, als würde er jeden Moment einschlafen, schien er wachsam alles um sich herum zu erfassen. Erst als er sicher war, dass ihnen keine Gefahr drohte, führte er sie über den Parkplatz. Vor einem unscheinbaren Auto blieb er stehen. Sie starrte es erstaunt an.
»Habe ich nur geträumt, dass du bei mir im Krankenwagen warst?«
»Nein. Wieso?«
»Wie kommt dann dein Wagen hierher?«
Ein leichtes Lächeln hob Zachs Mundwinkel. »Ein Freund hat ihn hergebracht, zusammen mit den anderen Sachen.«
»Hat dieser Freund auch einen Namen?«
»Ja.«
Chloe verzog den Mund. »Okay, du willst ihn mir also nicht sagen. Können wir jetzt fahren?«
Wenige Minuten später parkte Zach vor seinem Wohnhaus. Er zog den Schlüssel ab und blickte sie an. »Alles in Ordnung? Du bist so still.«
»Es gibt durchaus auch Phasen, in denen ich nicht rede.«
Zach grinste sie unerwartet an. »Die habe ich noch nicht erlebt.« Schnell wurde er wieder ernst. »In diesem Fall sollte es aber nur ein Ausdruck meiner Sorge sein.«
Mit einem Seufzer gestand sie sich ein, dass sie ihm einfach nicht böse sein konnte. »Es geht mir gut. Nur ein wenig müde und wütend, dass ich nicht in meine Wohnung kann.«
Zach legte seine Hand auf ihre Finger. »Du kannst gerne so lange bei mir bleiben, wie du willst.«
Wärme stieg in ihr auf. »Danke.« Zwar störte sie die Situation immer noch, doch der Gedanke, in den nächsten Tagen in Zachs Nähe zu sein, gefiel ihr im Grunde sehr gut. Hoffentlich tat er das nicht nur, weil ein Mörder hinter ihr her war. Chloe schnitt eine Grimasse, während sie ihre Tür aufschob.
Sofort war Zach bei ihr und hielt ihr seine Hand hin. Dankbar ergriff Chloe sie und ließ sich aus dem Wagen helfen. Während er mit ihr zum Haus ging, blickte Zach sich weiterhin wachsam um, so, als würde er erwarten, beobachtet zu werden. Aber
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