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Hure in Gold ROTE LATERNE Band 12 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)

Hure in Gold ROTE LATERNE Band 12 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)

Titel: Hure in Gold ROTE LATERNE Band 12 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Thomsen
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war. Mit Furcht dachte Carmen Gonzales an ihre Zukunft.
    Knapp vier Monate später, an einem brutheißen Augusttag, kam Carmens Kind zur Welt. Maria Trivolti half ihm ins Leben. Es war ein niedlicher, süßer Junge, den Maria Carmen in den Arm legte.
    »Ich werde ihn Ricardo nennen«, flüsterte Carmen. »Ricardo heißt sein Vater, den er vermutlich niemals in seinem Leben sehen wird.«
    Und dann musste Carmen zum ersten Male weinen. Der Block in ihr löste sich. Ungehindert liefen die Tränen aus den Augen über die Wangen und nässten das Köpfchen des Kindes.
    »Ist dein Sohn ein Kind der Liebe?«, wollte die Trivolti wissen.
    Carmen Gonzales nickte, ohne zu zögern.
    »Ja, Maria, er ist ein Kind der Liebe. Das Kind meiner einzigen Liebe in meinem ganzen Leben. Von den vielen Männern, die meinen Weg gekreuzt haben, liebte ich nur einen; und ihn liebe ich heute immer noch. Das Geld hat mich verdorben. Dieses verfluchte Geld! Nun habe ich meine Rechnung präsentiert bekommen. Sie ist so hoch, dass ich sie wohl niemals werde bezahlen können.«
     
     
     

     
       Das Geld ging zur Neige. Jeden Tag wuchs die Furcht in Carmen. Sie lebte noch sparsamer, aber das Leben war teuer und die Inflationsrate hoch. Es verging kein Tag, an dem nicht irgendetwas wieder mehr kostete. Und eines Tages war eben einfach kein Geld mehr da.
    »Hast du heute schon was gegessen?«, fragte Maria. Carmen saß blass und müde am Tisch.
    »Nein«, flüsterte sie. »Heute nicht, gestern nicht und vorgestern auch nicht.«
    »Ja, aber warum denn nicht?«
    »Ich habe das letzte Geld ausgegeben, um für Ricardo Milch zu kaufen, damit ich ihm seinen Brei kochen kann. Es ist nichts mehr da, Maria. Ich bin vollkommen pleite.«
    »Mamma mia!«, rief die Italienerin aus. »Was machen wir nun?«
    »Ja, was nun?«, fragte Carmen. »Ich werde mir Arbeit suchen. Irgendwo muss es doch Arbeit geben in dieser verdammt großen Stadt.«
    »Ich drücke dir die Daumen«, flüsterte Maria. »Aber ich glaube nicht, dass du Glück hast. Du bist Ausländerin. Du bräuchtest eine Arbeitserlaubnis und ich glaube nicht, dass man sie dir geben wird. Aber ohne sie wird dich kaum jemand einstellen. Die Strafen sind noch. Die Leute fürchten das Risiko.«
    »Ich werde es trotzdem versuchen«, sagte Carmen. »Vielleicht bekomme ich eine Arbeit als Serviererin oder einen Job in einem Nachtlokal. Wenn ich mich etwas schminke, sehe ich doch gar nicht so schlecht aus, oder?«
    »Nein, Carmen, du bist immer noch schön«, sagte die alte Dirne bewundernd.
    Am nächsten Tag machte Carmen sich zurecht. Sie zog eines ihrer teuren Kleider an, wählte jedoch mit Bedacht ein schlichtes Modell, und machte sich auf den Weg in die Stadt. Maria hatte ihr einige Adressen mitgegeben: Restaurantbesitzer, bei denen Carmen sich vorzustellen hatte.
    Der erste warf sie hinaus, als er hörte, dass sie Mexikanerin war und keine Arbeitserlaubnis besaß. Der zweite war bereit, sie einzustellen. Der Lohn war jedoch äußerst niedrig und obendrein hätte sie gelegentlich mit diesem dicken Pizzabäcker ins Bett gehen sollen. Carmen lehnte ab.
    Müde und völlig abgeschlagen kehrte sie am späten Nachmittag in die Wohnung an der Piazza Venezia zurück.
    »Nichts«, flüsterte sie. »Alles vergeblich. Ich werde mich allerdings noch einmal auf den Weg machen und sehen, dass ich in einer Nachtkneipe unterkommen kann. Es muss doch in dieser verdammten Stadt irgendeine Möglichkeit geben, Geld zu verdienen. Irgendeine!«
    Die Verzweiflung sprach deutlich aus Carmens Stimme. Maria Trivolti gab ihr einen Espresso. Dann frischte Carmen ihr Make-up auf und machte sich zum zweiten Male auf den Weg. Die Schatten der Nacht lagen über der Stadt, als Carmen Gonzales durch die Straßen ging. In einem der Amüsierviertel klapperte sie die Nachtlokale ab. Nirgends wollte man sie. Es war schon so, wie Maria gesagt hatte: Die Leute hatten Angst, sie ohne Arbeitsgenehmigung einzustellen. Die Kontrollen waren angesichts der eigenen Arbeitslosigkeit in Italien sehr verschärft worden.
    Carmen Gonzales konnte also keine Arbeit finden. Es war schon beinah Mitternacht, als sie sich auf den Rückweg machte. Sie fühlte sich total ausgepumpt. Wieder einmal war in ihr alles hohl und leer. Übermächtig war die Sehnsucht nach Geborgenheit, Frieden und Sicherheit. Wie schön wäre es jetzt, an Ricardos Seite leben zu können. Nein, es würde wohl kein Leben im Luxus sein, aber es wäre wenigstens ein ruhiges Leben gewesen. Voller

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