Hure in Gold ROTE LATERNE Band 12 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
zurückziehen. Bezahle ich dir nicht genug?«,
»Nein, Stefano«, klagte sie mit leiser Stimme. Sie brachte einfach nicht mehr die Kraft auf, zu schauspielern. Dunkle Ringe lagen unter ihren Augen, und sie hatte einige Schönheit eingebüßt. »Das ist es nicht, Stefano«, fuhr sie fort. »Es geht mir zurzeit einfach nicht gut ...«
»Du bist doch hoffentlich nicht krank?«, stieß der Römer erschrocken hervor.
»"Nein, nein, ich bin nicht krank«, wehrte sie ab. Und doch war sie krank, krank vor Angst, ihre Sicherheit erneut zu verlieren. Wie sollte sie späte r ihren Zustand vor ihm verheimlichen?
Schließlich entschloss sie sich, das Kind abtreiben zu lassen. Sie kannte sich in gewissen Kreisen von Rom aus, und so ging sie eines Nachmittags zu einer Adresse, die man ihr genannt hatte. Das Haus lag in einem schmutzigen Armenviertel; Carmen betrat es mit äußerst gemischten Gefühlen. Sie schwankte zwischen Furcht und Hoffnung. Ekel erfasste sie, als sie diese schmutzigen, lärmenden Kinder in den Gassen sah. Es erinnerte sie fast ein wenig an Santa Margarita.
Dann stand sie vor der rostigen Blechtür im Tiefparterre. Sie klopfte.
»Herein«, antwortete eine Stimme.
Carmen öffnete die Tür und sah sich einer rundlichen Frau gegenüber, deren Haar strähnig und ungepflegt, die Kleidung abgetragen und schmuddelig war. Carmen überkam nochmals Ekel. Dieser Frau sollte sie ihren Körper anvertrauen?
»Ich bin Maria Trivolti«, sagte die Rundliche mit außergewöhnlich melodischer Stimme. »Ich weiß, weshalb du gekommen bist. Du kannst es nicht behalten, nicht wahr?«
Stumm schüttelte Carmen den Kopf.
»Nein«, flüsterte sie dann, »ich kann es nicht behalten.«
»Nun gut, ich erwarte keine Erklärungen von dir. Zieh dich aus, damit ich nachsehen kann.«
Fast mechanisch begann Carmen, sich auszukleiden. Die sonderbare Frau stellte Carmen einige Fragen, während sie an ihr herumdokterte. Carmen beantwortete alle Fragen wahrheitsgemäß.
»Du kannst dich wieder anziehen«, sagte die Frau schließlich.
»Aber warum - was ist?«,
»Es tut mir leid«, meinte die Alte. »Es ist zu spät. Ich kann es nicht mehr wegmachen. Vielleicht kann man es in einer Klinik. Aber da wirst du in Rom keine finden. Ich jedenfalls mache es nicht.«
»Oh«, stammelte Carmen. »Was soll ich denn bloß tun?«
»Willst du Kaffee?«, fragte die Frau.
»Ja, gern«, flüsterte Carmen und setzte sich auf einen der Stühle, nachdem sie die Wäsche, die darauf lag, weggeräumt hatte.
»Ist es wegen eines Kerls?«, fragte die Trivolti.
Es war sonderbar. Carmen fasste sofort Vertrauen zu dieser Frau, daher schüttete sie ihr Herz aus. Sie erzählte ihr von Stefano und davon, dass er sie für ihre Liebe bezahlte.
»Also bist du eine Edelnutte«, stellte Maria Trivolti schließlich sachlich fest.
»Ja, so etwas ähnliches«, murmelte Carmen. »Aber wenn er dahinterkommt, dann ist es vorbei.«
»Das ist deine Sache«, meinte die Frau. »So, wie es dir jetzt vielleicht ergeht, ist es schon vielen ergangen. Auch mir ist es so ergangen.«
»Waren Sie ...«
»War?«, fragte sie. Dann schüttelte sie den Kopf. »Ich war nicht nur, ich bin immer noch. Hin und wieder findet sich einer, der mir ein paar Lire gibt. Aber es ist nicht mehr wie früher, verstehst du? Wenn dieser Kerl dich wirklich gern hat, dann wird er das Kind akzeptieren, auch wenn es nicht von ihm ist, wie du sagst. Wenn nicht, dann musst du sehen, wie du zurechtkommst.«
»Aber - aber ich habe fast kein Geld«, stammelte Carmen. »Er hat mir zwar immer alles bezahlt, doch kaum Bargeld gegeben. Was soll ich machen?«
»Vielleicht gehst du auf den ganz normalen Strich?«
»Niemals!«, schrie Carmen auf. »Das würde ich niemals tun!«
Die Trivolti lächelte. »Man soll nie niemals sagen«, meinte sie. »Aber wenn es dir ganz dreckig geht, kannst du hierher kommen; ich würde schon versuchen, dir zu helfen.«
»Niemals«, flüsterte Carmen, stand auf und verließ grußlos das schmutzige Kellerloch.
Als sie draußen im Sonnenlicht stand, atmete sie tief und wie befreit durch. Vielleicht hatte diese sonderbare, alte heruntergekomme Dirne recht: Vielleicht würde Stefano das Kind wirklich akzeptieren? Aber Carmen hatte natürlich nicht den Mut, ihm das zu sagen.
So ging es noch zwei weitere Monate. An einem Morgen, als Carmen aufstand, war ihr entsetzlich übel. Sie wankte in eines der Badezimmer der weißen Villa und übergab sich.
Unterdessen hatte Stefano einen
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