Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hurra, die Lage wird ernst

Hurra, die Lage wird ernst

Titel: Hurra, die Lage wird ernst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Bell
Vom Netzwerk:
daß vielleicht auch dieses anstrengende
Zwischenspiel von Anja eingeplant sein konnte. Warum hatte sie mich sonst auf
diesen schwarzen Teufel gehetzt? Sicher wollte sie, daß ich mir bei ihm
    Respekt verschaffte, oder? Aber
Pudel zu beißen ist kein reines Vergnügen, immer kriegt man ihre Locken
zwischen die Zähne, alles andere als ein Genuß. Trotzdem, Dienst war Dienst,
und so behauptete ich mich so gut ich konnte, obwohl ich viel eher dafür
gewesen wäre, einen ehrenvollen Frieden zu schließen.
    Plötzlich stand eine Erscheinung in
der Haustür, die aussah, als wäre sie direkt von Goldfingers Couch vor dieses
Haus gezaubert worden. Ein goldschimmernder Anzug bedeckte straff die Hügel und
Täler ihres Körpers sowie ihre langen Beine. An hochhackigen Pantöffelchen
wippten lustig goldene Pompons. Ihr Haar war schwarz und kurzgeschnitten.
    »Was ist denn hier los?« fragte sie
und sah ärgerlich zu Anja hinüber, wobei sie ihrer Stirn das Muster eines
Waschbrettes verlieh. Schnurstracks eilte der Pudel schwanzwedelnd vor die Füße
seiner Herrin, um bei ihr mit einem Sieg zu protzen, den er noch gar nicht
errungen hatte. Ich ergriff die passende Gelegenheit, mich hinter Anjas Beinen
unsichtbar zu machen. Durch ihre Fesseln hindurch beobachtete ich argwöhnisch
den weiteren Verlauf der Szene. Wirklich, der gartengestaltende Nachbar dieser
Dame hatte ganz richtig beobachtet, an ihrer Figur fehlte nichts. Aber diese
Stimme, als sie sagte: »Was ist denn hier los?« gefiel mir gar nicht. Sie
bewegte sich in so niedriger Tonlage, daß es ihr mühelos gelingen mußte, Zarah
Leander zu kopieren. Ihre Augen trugen viel Schwarz, und ihr Mund bebte unter
leuchtender Rotauflage.
    Anja war ihr eine Antwort schuldig,
und ich wunderte mich, daß sie ohne das geringste Zittern in der Stimme, das
ein sicheres Zeichen für ein vorhandenes Schuldgefühl zu sein pflegt,
selbstbewußt sagte:
    »Sie suchen ein Hausmädchen. Ich
kam, um mich vorzustellen.«
    »Und wer schickt Sie?« forschte
mißtrauisch die Pudelbesitzerin.
    »Das Arbeitsamt.«
    Das konnte schiefgehen. Der Gärtner
hatte keinen Ton davon gesagt, daß seine mißliebige Nachbarin über das
Arbeitsamt nach einer neuen Perle fahndete, wie konnte er auch?
    »Und was soll der Hund dabei?« Ein
geringschätziger Blick fiel auf mich herunter. Frau Lucas schien meine
Anwesenheit zu stören.
    »Das ist Ihr Problem«, sagte Anja bestimmt. »Wenn ich den Hund
nicht mitbringen darf, müssen Sie leider auf meine Arbeitskraft verzichten. Für
mich dürfte es nicht allzu schwer sein, auch mit dem Dackel eine andere,
passende Stellung zu finden.«
    Eigentlich war ich ja dazu
ausersehen, Anja den Anschluß an die Verdächtigen zu erleichtern. Wie es aber
jetzt aussah, drohte sich meine Existenz zu einem Hindernis zu entwickeln.
Freilich hatte das niemand voraussehen können, und ich tröstete mich mit dem
Gedanken, daß es Anja ohne meine Mitwirkung sicher nicht so schnell gelungen
wäre, die Voraussetzungen für diesen Direktangriff zu schaffen. Ich konnte
sehen, wie es hinter der immer noch gefurchten Stirn unserer eventuellen
zukünftigen Kommandeuse arbeitete. Das Ergebnis war die Aufforderung: »Kommen
Sie erst mal herein, wir können dann weiterreden.«
    »Sie hielt uns, wenn auch nicht sehr
gastfreundlich, die Tür auf, so daß wir in die Halle treten konnten. Das erste,
was mir in diesem Augenblick auffiel, war die Kühle, die uns empfing. Eine
angenehme Temperatur machte das Atmen leicht und brachte mir jetzt erst zum
Bewußtsein, wie warm es draußen gewesen war. Die Halle glich einem raffiniert
ausgebauten Ausstellungsraum für Gemälde. Aus unsichtbaren Quellen zeigten
gezielte Lichtfinger auf schnörkelige Goldrahmen mit Bildern in verschiedenen
Größen. Den Boden bedeckten vier herrliche Pantherfelle, für die ich mir eine
ehrenvollere Verwendungsmöglichkeit denken konnte.
    Der Pudel hatte, als er jetzt neben
den Goldpantöffelchen hertrollte, anscheinend seinen Haß auf uns vergessen,
vielleicht hatte er ihn auch draußen ausgetobt. Frau Lucas, denn das war sie ja
bestimmt, führte uns durch eine weißgestrichene Tür in eines der vier angrenzenden
Zimmer, von dem ich annahm, daß es der Wohnraum des Hauses war. Sie stieg von
dem letzten Fell auf einen pfotendicken Teppich um. Wir hinterher. Mit
markierter Erschöpfung ließ sie sich in einen riesigen Sessel sinken, von
dessen Güte noch drei Stück im Halbkreis um einen kalten Kamin standen. Mit
flappenden Ohren

Weitere Kostenlose Bücher