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Hurra, die Lage wird ernst

Hurra, die Lage wird ernst

Titel: Hurra, die Lage wird ernst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Bell
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sprang der Pudel neben sie und beanspruchte rücksichtslos die
Hälfte der Sitzgelegenheit. Sie tadelte ihn nicht.
    Ich blieb an Anjas Seite, auch als
sie sich auf einen Wink des Goldweibes im zweiten Sessel niederließ.
Schließlich war ich schon beinahe ein Dienstbotenhund und so gezwungen — wenigstens
bis ich wußte, wie der Hase lief — , die Demut zu üben, die allgemein von
Dienstpersonal mit seinem Anhang erwartet wird.
    »Was können Sie denn?« erkundigte
sich die Hausherrin.
    »Alles«, erklärte Anja kurz.
    »Auch kochen?«
    »Das weniger«, schränkte Anja ein,
obwohl es gar nicht stimmte.
    Mir war vorgestern jedenfalls so
gewesen, als hätte mir noch nie zuvor ein Kotelettknochen so köstlich geschmeckt.
Aber vielleicht hatte Anja keine Lust, außer dem Dreck der Gnädigen auch noch
deren Töpfe zu fegen. Kurz und gut, nachdem sie Anja genug ausgequetscht hatte,
nachdem sich beide über Lohn und Ausgehzeit einig geworden waren, nahm uns die
zweifelhafte Frau Lucas endgültig in ihre Dienste. Sie tat dies mit einem
Gesicht, als erweise sie uns damit eine außergewöhnliche Gnade.
    Der Pudel blinzelte träge aus seiner
Sesselhälfte heraus, und ich sah gebannt auf die eine goldene Pantoffelspitze,
die sich andauernd wippend auf und ab bewegte. Aus irgendeinem weiter entfernt
gelegenen Raum des Hauses klang es, als stritten sich ein paar Männer. Einzelne
Worte konnte man nicht verstehen, aber es schien ganz schön rundzugehen bei
diesem temperamentvollen Gespräch. Ob nun durch diesen Umstand etwas
beschleunigt, oder weil sie einfach keine Lust mehr hatte, sich weiter mit uns
abzugeben, beendete die Verdächtige Nr. eins das Gespräch und verabschiedete
uns mit der eindringlichen Ermahnung, morgen früh nur ja pünktlich zu sein, und
der Aufforderung, sie fortan als »gnädige Frau« anzureden.
    Als wir in unserem kleinen roten
Wägelchen wieder nach Hause zockelten, wurde mir erst richtig klar, auf was wir
uns da eingelassen hatten. Die reichlich streitbaren und also ebenfalls
verdächtigen Männer hatten wir überhaupt noch nicht zu Gesicht bekommen. Wer
weiß, wer die drei Kerle waren, von denen der Gärtner gesprochen hatte,
Ganoven, Diebe, vielleicht noch Schlimmeres?
    Und noch über einen anderen Punkt
machte ich mir so meine Gedanken, nämlich darüber, ob die ganze Geschichte dort
in dem fremden Haus auf die Dauer gutgehen würde. Schließlich kannte ich jetzt
Anja schon gut genug, um mir vorstellen zu können, daß sie sich von diesem
Frauenzimmer nicht schikanieren lassen würde. Andererseits hatte Anja sicher
ihre Gründe, daß sie sich der Frau so hart auf die Fersen setzte.
Vorausgesetzt, daß wir in diesem Hause auf der richtigen Spur waren, war hier
unbestreitbar der beste Platz, um sich die Antworten auf die vielen Fragen zu
beschaffen, die wir uns in dieser undurchsichtigen Situation zu stellen hatten.
    Um überhaupt weiterzukommen, galt
es, folgendes schnellstens zu erforschen: Hatte Frau Lucas die fotokopierten
Pläne in ihrem Besitz? Befanden sich dieselben in ihrem Hause? Wo? Hatte sie
sie schon weitergegeben, und wenn ja, wem? Welchen Part hatten die drei Männer
in diesem Spiel übernommen? Das alles mußten wir in Erfahrung bringen, und die
Zeit drängte.
    Es drängte uns auch, heimzukommen.
Die Ampeln in der Stadt waren eine rechte Plage, und ,mehr als einmal schimpfte
Anja über die >lahmen Enten< vor uns.
    »Na los doch, grüner geht’s doch
nicht mehr!« ermunterte sie vergeblich die Autofahrer, die mit ihrer Zeit
spazierenfuhren.
    Endlich hatten wir es geschafft.
Endlich waren wir wieder am heimischen Herd. Müde, wie ich war, verzichtete ich
auf den so notwendigen Kampf ums Kanapee. Für heute hatte ich Kampf genug
gehabt, ich war, wie man so sagt, bedient. Auch ihren Bericht hörte ich nicht
mehr ab. Was konnte Anja schon Neues sagen, was ich nicht selbst erlebt hatte?
Ein heißer Tag auf heißer Spur ging zu Ende. Wir hatten unsere Ruhe verdient.
     
    Am
nächsten Morgen klopfte der versprochene Regen an unser Fensterchen. Anja
schleppte aus dem Keller einen riesigen Koffer herauf, dem ich unmöglich
Zutrauen konnte, daß er in unser Auto paßte.
    Es war noch stockdunkel. Wenn Anja
die Absicht hatte, ihren Dienst pünktlich zu beginnen, und wenn man den langen
Anmarschweg hinzurechnete, konnte es nicht später als fünf Uhr sein. Sie hatte sich
zwar noch nicht gewaschen, aber bereits unheimlich viele kleine Häufchen aus
Wäsche, Büchern, Verschönerungsinstrumenten,

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