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Hurra, die Lage wird ernst

Hurra, die Lage wird ernst

Titel: Hurra, die Lage wird ernst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Bell
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leise die Türklinke bewegte. Anja merkte es nicht, aber
ich hatte das piepsende Geräusch gehört. Sofort stand ich mit steifen Ohren auf
meinen vier Beinen. Langsam wurde die Klinke heruntergedrückt, und durch einen
schmalen Spalt schob sich eine Hand.
    Außer dieser Hand hatte ich zwar
noch nichts gesehen, aber mochte auch der größte Gangster von Köln hinter
dieser Tür stehen, falls es hier überhaupt welche gab, ich fuhr ihm jedenfalls
wie ein Sturmwind entgegen. Wütend kläffend, bewachte ich die Tür, daß nur ja
kein Unbekannter meiner Anja zu nahe kam. Aber als sei meine Bellerei erst
recht eine Aufforderung gewesen, öffnete sich die Tür plötzlich weit, und
herein kam ein Mann, den ich nie zuvor gerochen hatte.
    »Komm her zu mir«, bat mich Anja und
sah erstaunt zu dem Eindringling hin. Gut, daß sie gerade ein Glas in der Hand
hat, dachte ich, damit kann sie sich im Notfall ganz gut verteidigen.
    Der Mann schien über unseren Anblick
genauso erstaunt zu sein wie wir über den seinen. Seine dichten Augenbrauen
hatte er fast bis zum Haaransatz hinaufgezogen, und seine Augen glotzten, als
müsse er zweimal hinsehen, um einmal zu begreifen, was da vor sich ging.
    »Is denn sowat möchlich«, platzte er
heraus. »Wo kommt ihr denn her, wer seid ihr?« Er machte ein rundes, dummes
Kuhgesicht und ließ seinen Mund erwartungsvoll offenstehen.
    »Ich bin das neue Hausmädchen«,
erklärte Anja und fuhr in ihrer Arbeit fort, als wäre der Fremde schon wieder
hinausgegangen. Sein Mund klappte zu wie eine Falle.
    »Un wat hat der Hund hier zu
suchen?« sagte er mit einer Heiserkeit, als hätte ihm irgendwann einmal irgend
jemand den Hals zu lange zugehalten.
    Plötzlich wurde Anja freundlich.
    »Ach, Sie meinen Schuftel? Das ist
mein Hund. Ich konnte ihn ja nicht gut allein in meiner leeren Wohnung lassen.«
    »Ach so«, nickte der Mann. »Ja, wenn
dat so is, dann werden wir uns wohl an dat Kerlchen jewöhnen müssen.«
    Ich nehme an, er hatte vor, in die
Knie zu gehen, um mich zu sich zu locken, aber mit schmerzverzerrtem Gesicht
richtete er sich schon wieder auf, ehe er mehr als ein paar Zentimeter
hinuntergekommen war. Er schloß die Augen und griff klagend mit einer Hand an
seine Stirn.
    »Wenn Sie mir zeigen, wo die Küche
ist, mache ich Ihnen einen starken Kaffee«, bot ihm Anja lächelnd an.
    »Nit nötich, Fräulein, danke schön,
wirklich nit, da hilft auch keine Kaffee mehr. Übrigens, ich heiße Jo, damit
Sie wissen, wer ich bin.«
    Komischer Name, und er sprach ihn so
aus, als würde er »Dschoh« geschrieben.
    »Ich heiße Anja, damit Sie auch
wissen, wer ich bin.«
    Daraufhin lachten sie beide, aber Jo
stellte sein heiseres Geräusch gleich wieder ein und griff nun auch mit der
anderen Hand nach dem Kopf.
    Ehrlich, schlecht war er sicher
nicht. Zwar machte er nicht gerade einen vertrauenerweckenden Eindruck, aber
eine gewisse Herzlichkeit ging von ihm aus, die man würdigen mußte. Es sah
sogar so aus, als hätte er nichts gegen meine Anwesenheit hier einzuwenden, und
wenn er sich gar vornahm, sich an mich zu gewöhnen, war das alles andere als
ein schlechtes Zeichen. Als Mensch hätte ich ihn vielleicht anders
eingeschätzt, als Hund aber blieb ich bei dieser Beurteilung. Ich würde ihn
jedenfalls nicht mehr ohne Grund ankläffen, es sei denn, er täte Anja etwas,
das ich nicht gutheißen könnte.
    Als er hinausgewankt war, griemelte
Anja immer noch verschmitzt vor sich hin. Das war also der erste. Zwei standen
uns demnach noch bevor. Es dauerte nicht mehr lange, da erschien auch Frau
Lucas im Wohnzimmer, das jetzt fast schon wieder menschenwürdig aussah.
    »War hier jemand?« fragte sie kurz.
    »Ein Mann, der sagte, er sei Jo.«
    »Was wollte er?«
    »Ich weiß nicht, gnädige Frau, er
kam wahrscheinlich nur herein, um Sie zu suchen.«
    »Kümmern Sie sich nicht um ihn. Er
ist zwar ein guter Bekannter von mir, aber ein junges Mädchen hält sich besser
von ihm fern.«
    »Wie Sie wünschen, gnädige Frau«,
sagte Anja.
    Danach erfand die gnädige Frau für
Anja immer andere, immer neue Aufgaben. Mich hatte sie wohl bemerkt, als sie
ins Wohnzimmer kam, obwohl ich mich neben einem der großen Sessel unsichtbar
gemacht zu haben glaubte. Zum Glück schickte sie mich aber trotzdem nicht
hinauf, und ich war zufrieden, daß ich den ganzen Tag über in Anjas Nähe
bleiben durfte. Anja hielt die viele Arbeit tapfer bis zum Mittag durch. Zwar
hatte sie manchmal zwischen der Arbeit stöhnend die Hand in

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