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Hurra, die Lage wird ernst

Hurra, die Lage wird ernst

Titel: Hurra, die Lage wird ernst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Bell
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die Seite gestemmt
und sich dabei gereckt, aber Frau Lucas gegenüber ließ sie sich nicht das geringste
anmerken.
     
    Ich
glaube, wir haben das ganze Haus kennengelernt an diesem Morgen, weil in jedem
Zimmer irgend etwas zu richten oder zu säubern war. Die zwei restlichen Männer,
auf die ich nun schon langsam richtig gespannt war, hatten wir trotzdem nirgends
entdecken können. Da sie sicher nicht im Keller saßen, mußte ich annehmen, daß
sie trotz der schweren Köpfe, die sie ja wahrscheinlich auch hatten, schon vor
acht Uhr das Haus verlassen hatten.
    Frau Lucas hatte sich eine ganze
Zeit lang intensiv in der Küche zu schaffen gemacht. Aber so sehr ich auch
versuchte, herauszufinden, welche Art von Gericht in ihren Töpfen schmorte, ich
konnte in diesem Falle diesen ganzen Katalog von Gerüchen nicht mit einer
einzigen mir bekannten Speise in Verbindung bringen. Der Pudel, der mich
übrigens überhaupt nicht beachtete, sprang freudig um sie herum und erwartete
schwanzwedelnd eine Mahlzeit, an die ich nur mit Skepsis zu denken wagte.
    Blacky, ich hatte inzwischen
erfahren, daß der Pudel so hieß, schien ein recht blasiertes Ekel zu sein.
Merkte er eigentlich nicht, daß es mit dem Rangunterschied, den er vermutete,
gar nicht so weit her war? Als gebildeter Hund hätte er bemerken müssen, daß
auch ich einer erstklassigen Rasse und einem ebensolchen Wurf entstammte. Ob ich
mich nun als Dienstbotenhund ausgab oder nicht, er hätte die Lüge entdecken
müssen. »Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz« — schon wieder mußte ich an
Oma Rosenstock denken.
    Während Anja den Tisch im Eßzimmer
deckte, malte ich mir den Feierabend im neuen trauten Heim aus. Ich war auf ein
müdes Frauchen gefaßt. Kein Spielchen, keine Fröhlichkeit, vielleicht höchstens
ein Stündchen Fernsehen, wenn ich Glück hatte. Freiwillig verzichtete ich schon
jetzt darauf, um die Couch zu kämpfen. Ursprünglich wollte ich meine Bemühungen
ja auch hier fortsetzen, aber mein schnuckeliges Dienstmädchen tat mir heute zu
leid, die verwüstete Goldammer hatte ihm schon arg genug zugesetzt.
    Der Bericht! Den Bericht müßte sie
aber noch in den Apparat sprechen, und wenn das Zettelchen aus dem Papierkorb
eine Bedeutung hatte, würde ich es also bald erfahren. Ich war gespannt.
    Blacky wußte wahrscheinlich genau,
daß er der erste war, dem das Maul gestopft wurde, weil er sich so hysterisch
anstellte. Und tatsächlich wurde ihm das Fressen sogar im Eßzimmer serviert.
Frau Lucas stellte seinen Napf neben den Geschirrschrank, und schon fiel er
darüber her. Na, wenigstens hatte er eine gute Eigenschaft. Ich verachte
nämlich Hunde, die an jedem Fressen herummäkeln und sich anstellen, als sei es
ihrer nicht würdig. Ein richtiger vernünftiger Hund muß sich sogar über eine
Mohrrübe oder eine trockene Brotkruste freuen können, dann kann er sich auch in
der Welt durchschlagen, wenn es einmal darauf ankommen sollte. Du liebe Güte,
was wäre wohl aus mir geworden, wenn ich manchmal nicht gefressen hätte, was
mir vor die Schnauze kam. Oft genug, ich gebe es zu, mit zusammengebissenen
Zähnen (was allein schon ein Kunststück ist), aber trotzdem der Stimme der
Vernunft und viel mehr noch der des Magens folgend.
    Als ich den Blacky so vor sich
hinschlabbern hörte, war ich leider gezwungen, Anja für ein paar kurze Minuten
zu verlassen. Ich entwich einmal schnell in den Garten, ich hatte etwas
Dringendes zu erledigen. Als ich wieder zurückkam, hatte ich die Ankunft der
beiden ausstehenden Herren des Hauses verpaßt.

Verdächtige Gespräche
     
    Noch
hatten sie mich nicht an der Balkontür entdeckt, an der ich vorsichtshalber
stehengeblieben war. Ich beschloß aus Gründen der Taktik auch vorläufig dort zu
bleiben. Sie rückten gerade geräuschvoll ihre Stühle an den Tisch. Auch Jo, der
sich ebenfalls wieder eingefunden hatte.
    In der Küche dirigierte Frau Lucas
wortreich die Speisenfolge.
    »Na, wat war los, hat et jeklappt?«
fragte Jo gerade die beiden anderen.
    Der eine sah aus, als hieße er
Jonny. In den einschlägigen Filmen hießen diese Typen alle Jonny.
Schwarzglänzendes welliges Haar, von dem ganz bestimmt auch der süßliche Geruch
stammte, der zur Balkontür herausdrängte, strich er alle paar Minuten mit einer
schlanken langen Hand über dem linken Ohr glatt. Er war bestimmt nicht breit
gebaut, das konnte ich sogar beurteilen, obwohl ich ihn nur von der Seite sah,
aber in der großkarierten braunen Jacke hatte er ein

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