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Hurra, die Lage wird ernst

Hurra, die Lage wird ernst

Titel: Hurra, die Lage wird ernst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Bell
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lange hinter der großen Blumenvase gesessen, die
unmittelbar neben der Wohnzimmertür stand und einen Strauß trockener Riesenstengel
enthielt, als zu meiner Überraschung die Tür aufging. Meine vorsichtig um den
Behälter spähenden Augen entdeckten Frau Lucas, die an mir vorbeirauschte und
die Treppe hinauflief. Dann sagte der Mann, den ich in Gedanken Jonny genannt
hatte, von drinnen: »Mach mal einer die Tür zu«, aber ich war schon drinnen.
Ich hatte mir schon vor der Tür überlegt, daß der beste Platz für mich unter
den bis zur Erde reichenden Übergardinen war. Sah man meinen Kopf darunter
hervorlugen, war’s auch nicht schlimm, ich wurde ja geduldet. Wahrscheinlicher
und für mich noch günstiger war es, daß mich in der Hitze des Wortgefechts
keiner der Anwesenden bemerken würde.
    Mein Widersacher, den die übrigen
während des Gesprächs immerzu Bully nannten, saß wie die anderen beiden Männer
in einem der riesigen Sessel. Nur, daß seine beiden Beine über die Armlehne
herabbaumelten. Jo knabberte an einem Apfel herum, kein Wunder nach der
abgebrochenen Mahlzeit, wahrscheinlich hatte er noch Hunger. Jonny saß, weit
vorgebeugt, nahe am Tisch, stützte beide Ellbogen auf die Knie und betrachtete
interessiert einen großen Bogen Papier, der auf dem Tisch lag und fast dessen
ganze Platte verdeckte.
    »Es kann doch nicht so schwer sein,
einen Schweißbrenner zu beschaffen, das kann mir doch keiner erzählen«, sagte
er und sah zu Bully hinüber. Der zuckte lässig mit den breiten Schultern und
erwiderte:
    »Und ich kann nicht begreifen, warum
du so einen Apparat überhaupt mitschleppen willst. Schließlich ist ja Jo dafür
da, den Schrank zu knacken. Wenn er wirklich so sensible Finger hat, wie er
immer sagt, dann brauchen wir keinen Schweißbrenner.«
    »Zur Sicherheit«, sagte Jonny. »Nur
zur Sicherheit. Daß ihr Burschen nie weiter denken könnt als von hier bis da.
Sicher hat Jo das Zeug dazu, auch ohne Hilfsmittel den Schrank zu knacken, aber
angenommen, aus irgendeinem Grunde schafft er es diesmal nicht. Glaubst du
vielleicht, ich werd’ mich dann umdrehen und enttäuscht den ganzen Segen
liegenlassen?«
    »Eddie hat recht«, mischte sich
jetzt auch Jo in das Gespräch.
    »Bis jetzt hab’ ich noch jeden Safe
aufjemacht, bloß mit meine zwei Händ, aber et is sicherer, wenn mir auch noch
en zweite Trumpfkart im Spiel haben. Außerdem is et so en schönes Jefühl, wenn
ich weiß, dat du auch noch wat anderes zu tun hast, als wie bloß den Wagen zu
fahren.«
    Jo grinste schadenfroh zu Bully
hinüber, der nicht einmal den Mund aufmachte, als er »Blödmann« grunzte.
    Eddie hatten sie also den feinen
Pinkel genannt, von dem ich annahm, er hieße Jonny.
    In diesem Augenblick kam Frau Lucas
wieder zur Tür herein.
    »Also, es stimmt«, stieß sie, noch
atemlos, hervor. »Der alte Müller ist krank, Grippe oder was weiß ich. Bis er
wieder gesund ist, macht Henrichs den Nachtdienst im Haus.« Sie streckte sich
der Länge nach auf dem Sofa aus.
    »Hat das was zu bedeuten?« fragte
Eddie. »Ändert das etwas an unserem Plan?« Dabei tippte er ein paarmal mit dem
Finger auf den Papierbogen. ,
    »Eigentlich nicht. Er muß seine
Runden drehen, genau wie der Müller es auch macht, das ist im Dienstplan auf
die Minute genau festgelegt. Ob er es aber genauso pünktlich tut wie der
Müller, das ist eine andere Frage, die ich euch nicht beantworten kann. Das
müssen wir unbedingt vorher noch herauskriegen. Gleich heute nacht würde ich
sagen. Was meint ihr?«
    »Je früher, desto besser«, sagte Jo.
»Ich bin froh, wenn dat janze Hin und Her endlich aufhört. Mer kann sich ja
noch nit emal mit Ruh auf sein schwere Arbeit konzentrieren.«
    »Und du?« fragte Eddie zu Bully
hinüber.
    »Von mir aus.« Auch Eddie nickte
zustimmend.
    »Ich bin auch einverstanden. Also
dann heute abend. Die übliche Zeit?«
    Alle nickten.
    »Also abgemacht. Und jetzt würde ich
vorschlagen, daß wir uns alle ein oder zwei Stunden auf’s Ohr hauen, wer weiß,
wie spät es diese Nacht wieder wird.« Dann fing er an, den Papierbogen
sorgfältig, als sei es eine wichtige Sache, zusammenzuklappen. Als er damit
fertig war, sah er nicht mehr größer aus als ein flaches Buch. Ob das Ding das
richtige für mich war? Ob es das war, wonach ich suchte? Zwar hatten es die
anderen nicht sonderlich beachtet, nur Eddie hatte sich dafür interessiert, ehe
sie das Gespräch über den strittigen Schneidbrenner anfingen. Wenn ich auch
nicht genau

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