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Hurra, die Lage wird ernst

Hurra, die Lage wird ernst

Titel: Hurra, die Lage wird ernst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Bell
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gewesen. Bei jedem Wortwechsel zwischen den
Mitgliedern der Verbrecherbande erntete ich neue Hinweise wie reife Früchte und
konnte doch nichts damit anfangen. Es war zu traurig.
    Zwei Tage Zeit hätte der Bullige
noch, hatte Frau Lucas gesagt. Das war also übermorgen. Übermorgen sollte die
»Sache« steigen, oder ließ sich diese Äußerung anders deuten? Aber was war das
für ein Werkzeug, von dem die Frau gesprochen hatte? Wieso brauchte man
überhaupt Werkzeug, wenn man Dokumente, und seien sie auch noch so heiß,
verkaufen wollte? Fragen über Fragen, die ich mir nicht beantworten konnte.
    Schade, daß es nur Worte waren, die
mir zufielen. Wären es Notizen gewesen oder Gegenstände, ich hätte sie Anja
überreichen können, als seien es Geschenke. Für sie hätte ich sie sogar
geklaut. So aber kam ich mit leerem Maul und übervollem Herzen zu ihr in die
Küche gestürmt, kläffte und winselte so erregt, daß sie erstaunt von der
Spülschüssel aufsah, sich die Hände an der Schürze abstrich und mitfühlend
fragte: »Du bist ja so aufgeregt, mein Kleiner. Ja, was ist denn passiert? Komm
her zum Frauchen, komm her, sag es Anja ins Ohr.« Sie hockte sich zu mir,
ergriff mit beruhigenden Armen meinen bebenden Körper und beklopfte mit einer
Hand meinen Nacken. Aber wie sehr ich auch verzweifelt bellend und quietschend
auf ihr bereitwilliges Ohr in der mir eigenen Sprache einredete, es war alles
vergeblich, sie verstand mich nicht.
    »Ist ja gut, ist ja gut«, sagte sie
immer wieder, und ihre Hand fuhr fort, mich zu tätscheln. Diese Methode hatte
nach ein paar Minuten auch den von Anja beabsichtigten Erfolg. Im gleichen
Augenblick, in dem ich unwiderruflich die Sinnlosigkeit all meiner Bemühungen
erkannte, legte sich auch meine Erregung. All das nützte mir nichts, und
ebensowenig Anja. Nur eine geniale Idee von mir konnte uns beiden helfen, aber
würde sie mir kommen?
    Nachdem wieder Ruhe in der Küche
eingekehrt war, fischte Anja mit einer großen Kelle in den verschiedenen Töpfen
herum.
    »Jetzt kriegt mein kleiner
aufgeregter Wackelschwanz erst mal ein feines Leckerchen, damit er stark und
kräftig bleibt«, versuchte Anja mir meine Mahlzeit schmackhaft zu machen. Und
tatsächlich fand ich in meinem Napf einen mächtigen Haufen Fleischstücke, an
denen die zweifelhafte Kochkunst unserer Chefin nicht allzuviel hatte verderben
können. Auch Anja aß ein paar Happen am Küchentisch.
    Die komplette Herrschaft hatte sich
ins Wohnzimmer zurückgezogen. Ich hörte, wie sie hinter der verschlossenen Tür
redeten und diskutierten, als wir daran vorbeigingen, um unsere Kemenate
aufzusuchen.
    So wie sie war, warf sich Anja
erschöpft auf die Couch. Sie hatte sogar vergessen, die Tür ganz zuzuziehen.
Sie streifte lediglich ihre Schuhe ab, dann hörte ich nichts mehr von ihr.
Zuerst hatte ich die Absicht, mich auch ein paar Minuten auszuruhen, aber dann
verkroch ich mich in meinen Korb, um zuerst einmal in Ruhe einen Schlachtplan
für mich ganz allein zu entwerfen. Ich mußte unter allen Umständen versuchen,
irgendetwas Greifbares zu erwischen, womit ich Anja die auch mir noch reichlich
unklaren Absichten der vier beweisen konnte. Was das allerdings sein sollte,
wußte ich natürlich selbst noch nicht, aber ich war sicher, daß ich etwas
finden würde, wenn ich nur intensiv genug danach suchte.
    In meinem Hundebett allerdings
konnten mir solche Schätze nicht zwischen die Pfoten fallen. Ich mußte
sozusagen in jeder Stunde auf Posten stehen, wenn ich diese Absicht tatsächlich
verwirklichen wollte. Wer ein Ziel hat, bezwingt seine kleinen Bedürfnisse,
sagte ich mir, denn bereits während dieser Überlegungen klappten meine Augen
ein paarmal zu. Nichts da, ich hatte eine Pflicht zu erfüllen, schlafen konnte
ich immer noch, wenn ich mein Ziel erreicht hatte.
     
    Vorsichtig
und auf spitzen Pfoten verließ ich die Stätte der Ruhe, vergewisserte mich an
der Tür mit einem Blick zurück, daß Anja mein heimliches Verschwinden nicht
bemerkte, und schlenderte wie absichtslos in die Nähe der Wohnzimmertür. Leider
war sie noch immer verschlossen. Zwar hörte ich auch jetzt wieder ihre Stimmen,
aber erstens konnte ich die Worte nicht verstehen, und zweitens suchte ich ja
nach anderen, greifbaren Beweisen.
    Geduld ist die größte Tugend des
Kriminalisten, und als einen solchen durfte ich mich ja schon fast betrachten.
Zwar hatte ich noch keine Erfolge aufzuweisen, aber das würde sich bald ändern.
Ich hatte noch nicht

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