Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hurra, die Lage wird ernst

Hurra, die Lage wird ernst

Titel: Hurra, die Lage wird ernst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Bell
Vom Netzwerk:
erlauschten Unterhaltung von heute
nachmittag noch keine Schlüsse gezogen. Die Umstände hatten es vereitelt. So
versuchte ich, mir die ganze Situation noch einmal vorzustellen und das
Ergebnis von Rede und Gegenrede auf einen Nenner zu bringen. Ich ließ die
Gespräche der Verdächtigen wie einen Tonfilm vor meinem geistigen Auge
abrollen, was letzten Endes dazu führte, daß bei mir wie ein Blitz die
Erkenntnis einschlug, daß wir beide, Anja sowohl als auch ich, auf einer völlig
falschen Fährte waren.
    Hatte auch nur einer der Männer oder
Frau Lucas jemals etwas von irgendwelchen Autozeichnungen gesprochen, waren
diese technischen Unterlagen auch nur einmal aufgetaucht, war je davon die Rede
gewesen, daß man nach einem Käufer dafür suchte oder bereits einen gefunden
hatte? Auf alle diese Fragen gab es nur eine erschütternde Antwort: Nein.
Irgend etwas war hier faul, das konnte man ja geradezu riechen. Hier stimmte
eine ganze Menge nicht, aber was? Daß die vier eine Teufelei ausheckten, war
mehr als sicher, und daß sie sich weit außerhalb der Legalität abspielen
sollte, ebenso klar. Von einem Safe war die Rede, von einem Schweißbrenner, ein
Schrank wurde erwähnt und ein Apparat. Jo sollte einen Schrank knacken, und
Bully erhielt den Auftrag, zur Sicherheit den Schneidbrenner zu besorgen, falls
es Jo mit seinen sensiblen Händen nicht schaffen sollte, weil Eddie nicht auf
den Segen verzichten wollte.
    Das alles war für mein kleines
Gehirn reichlich verworren. Wie sollte ich, allein mit meinem Verstand,
zwischen diese vielen Punkten eine Verbindung herstellen? Erschöpft vom vielen
Denken und auch ein wenig deprimiert wegen dieser Feststellung, rollte ich mich
auf den Rücken und streckte alle viere von mir.
    Wie viele Krimis hatte ich wohl als
Fräulein Adelheids Begleitmannschaft schon gesehen? So mancher Pistolenschuß
hatte mich von meinem ohnehin nicht gerade gemütlichen Hocker hochfahren
lassen. Wie oft schon hatte ich, befriedigt darüber, auf der Leinwand die
Gerechtigkeit siegen zu sehen, beruhigt die Augen geschlossen, um von völlig
gangsterlosen Zeiten zu träumen. Alle Kniffe hatten sie mir vorgeführt, die
schweren Jungs so gut wie die besessenen Dilettanten. Was gab es wohl noch für
Finessen, von denen ich nichts wußte? Ich mußte ganz einfach in der Lage sein,
diese Gespräche zu deuten. Das wäre doch gelacht.
    Safe, ja Safe, das war ein Name, den
ich schon oft gehört hatte, aber die Bezeichnung »Schneidbrenner« war mir total
neu. Vielleicht hatte ich so ein Ding tatsächlich schon einmal gesehen, aber
geredet hatte meines Wissens noch niemand davon, wenigstens nicht in den
Filmen, die mir vor die Augen gekommen waren.
    »Knacken«, was das bedeutete, war
mir sonnenklar. Sie hatten ja alle irgendwo irgendwas zu knacken, die Burschen.
Eine Haustür, einen Geldschrank... ja, sie hatten gesagt, sie wollten einen
Schrank aufmachen, also konnte das ebensogut bedeuten, daß sie einen
Geldschrank knacken wollten. Warum drückten sich die Kerle denn nicht gleich
deutlicher aus? Immer dieses Drumherumgerede. Und jetzt wußte ich auch, was ein
Safe war. Ich konnte mich plötzlich daran erinnern, daß ich einmal einen
gesehen hatte. Die Leute, die ihn damals im Film knackten, gingen alle hops
dabei, so nannten sie das, aber er sah genauso aus wie ein normaler
Geldschrank.
    Zusammengefaßt ergab sich für mich
folgender Tatbestand: Die Burschen wollten zusammen mit ihrer sauberen Lady
zwei Dinger drehen, einen Geldschrank aufmachen und zur Sicherheit noch einen
Safe dazu knacken. Bißchen viel auf einmal, dachte ich. Mochte es sein, wie es
wollte, auf die Gefahr hin, daß ich die Dinge im Detail falsch deutete, für uns
beide, für Anja und mich bedeutete das Ergebnis meiner Überlegungen in jedem
Falle höchste Alarmstufe. Wer so was vorhat, wer kleine Hunde beschimpft und
Dienstmädchen herumhetzt, dem waren auch noch ganz andere Verbrechen
zuzutrauen.
    Gerade war ich dabei, mir darüber
klarzuwerden, was der erkrankte Nachtwächter bei dem Vorhaben für eine Rolle
spielte, als sich die Tür öffnete und Anja hereinkam. Ich konnte gar nicht so
schnell mit dem Schwanz wackeln, wie ich mich freute, als ich sie sah. Wie die
Sonne zwischen düsteren Wolken, so strahlte sie auf mich herunter, denn je mehr
ich über das alles nachgedacht hatte, um so mulmiger war mir in der Magengegend
geworden.
    »Du kleiner Langschläfer. Na, hast
du dich denn wenigstens gut erholt?« fragte sie teilnahmsvoll.

Weitere Kostenlose Bücher