Hurra, die Lage wird ernst
hier etwas nicht
stimmt. Frau L. bewohnt das Haus zusammen mit drei Männern, von denen nur einer
ihr näherzustehen scheint. Alle zusammen sind ziemlich zweifelhafte Typen, die
bestimmt anderes im Sinn haben, als sich hier einen schönen Tag zu machen. Die
Villa ist wahrscheinlich Eigentum der Frau L. Wie finden Sie das? Heute morgen
hatten sie eine erregte Diskussion, von der ich nur leider kein Wort verstehen
konnte. Sie hatten alle Türen vorsorglich verschlossen. Ich hätte gerne mit
Schuftel getauscht, er war drinnen und hat alles mitgekriegt. Gestern abend
haben sie tüchtig gefeiert. Wenn ich wüßte, aus welchem Anlaß, wäre ich
bestimmt schon ein gutes Stück weiter. Ich konnte den Segen heute morgen
wegschaffen, machte bei dieser Gelegenheit im Papierkorb eine interessante
Entdeckung. Ich habe den ganzen Inhalt überprüft und ein zerrissenes Telegramm
wieder zusammengesetzt, das folgenden Inhalt hat:
>Hier alles O. K. stop — habe
Zimmer mieten können wie besprochen stop — bin zum vorgesehenen Termin
pünktlich am Treffpunkt stop — hoffe ihr ebenso stop — drücke alle Daumen stop —
Gruß Mike.<
Aufgegeben war das Telegramm in
Davos in der Schweiz. Was halten Sie davon? Vielleicht organisiert von dort aus
ein vierter Mann die Flucht. Sonst ist mir nichts Verdächtiges aufgefallen.
Gegen sieben Uhr heute abend haben alle vier zusammen das Haus verlassen,
leider weiß ich nicht, wohin sie gefahren sind. Hoffe zuversichtlich, morgen weitere
Anhaltspunkte zu finden. Ende.«
Das war’s also, was Anja gefunden
hatte. Und wie sich dieses Telegramm in den Gesamtplan fügte. Wir müßten sie
hindern können, das Land zu verlassen. Aber wie sollten wir das? Anja kannte
nur einen kleinen, den allerkleinsten Teil ihrer Pläne, und verbrecherische
Taten, von denen sie nichts wußte, konnte sie schließlich unmöglich verhindern.
Und ich? Was sollte ein einziger kleiner Hund, und dazu noch einer mit kurzen
krummen Beinen, gegen diese vier Menschengangster ausrichten?
Nein, nein, keine Angst, das Herz
fiel mir nicht ein paar Etagen tiefer, jetzt nicht mehr, denn ich erinnerte
mich plötzlich an bloody Joe, einen der gefährlichsten Verbrecher im Wilden
Westen. Auch er wurde gegen Ende des Films besiegt, nachdem man ihn drei Jahre
lang vergeblich gehetzt hatte, und zwar mit einem Schäferhund, oder war’s ein
Boxer? Spielt ja auch keine Rolle, jedenfalls ging die Ergreifung des
Übeltäters zum größten Teil auf das Konto dieses Hundekameraden. Unsere vier
wären also nicht die ersten, denen ein wachsamer Hund eines seiner vier Beine
gestellt hätte.
Fast dachte ich schon, unser schöner
Abend würde nie beginnen und dieser Arbeitstag nie zu Ende gehen, als Anja mir
eine Riesenfreude bereitete.
Sie hatte den Apparat noch schnell
zusammengepackt und weggestellt, die Kissen auf der Couch gemütlich
zurechtgerückt und nach einigen Versuchen am Fernsehapparat die richtigen
Knöpfe gefunden und betätigt, als sie sich auf die Couch sinken ließ und ganz
freiwillig zu mir sagte:
»Komm her, mein Schatz. Komm zu
Anja, hopp!« Dabei klopfte sie aufmunternd auf das Mittelpolster und sah mich
dabei an, als meinte sie es durchaus ernst. Nein wirklich, so überraschend kam
dieses großherzige Angebot, daß ich zuerst gar nicht daran glauben konnte. Erst
als sie ihre Aufforderung noch einmal wiederholte:
»Na komm schon, du kleiner Stinker,
in der Fremde müssen wir schließlich ganz fest Zusammenhalten«, erst da war ich
überzeugt.
Zweimal ja, aber dreimal brauchte
sie es mir wirklich nicht zu sagen. Mit einem Freudensprung, gegen den alle
meine bisherigen Sprünge lahme Bewegungen waren, katapultierten mich meine
Hinterbeine auf das in meinen Gedanken noch immer in den Wolken schwebende
Ziel.
Diesmal konnte ich mich neben ihr ausbreiten,
ohne befürchten zu müssen, daß ich wieder das ach so einsame Weite würde suchen
müssen. Ich konnte mit ihr schmusen und sie beschnuppern und anschau’n, ganz
aus der Nähe. Ich konnte mich an sie schmiegen, an ihre Beine, an ihren Körper,
die ganze Zeit durfte ich in ihrer Nähe sein, so nah, wie ich es noch nie
gewesen war. Ich war glücklich!
Ein paar Minuten ließ sie es zu, daß
ich mich nach Herzenslust austobte, sie spürte wohl, daß es nur der Ausdruck
meines Glücks war und meiner Liebe, daß ich so herumwuselte, dann aber bat sie:
»Nun hörst du aber auf. Ich weiß ja,
daß du dich freust, aber mußt du mich deswegen so zerwühlen? Jetzt legen wir
uns
Weitere Kostenlose Bücher