Hurra, die Lage wird ernst
kleinste
Entdeckung hatte ihre suchenden Augen aufleuchten lassen. Nichts, gar nichts,
hatte sie gefunden.
Entmutigt kam Anja mir trotzdem
nicht vor, im Gegenteil.
Kaum hatte sie sich vergewissert,
daß die Lucas noch immer im Bad war, daß Eddie sich immer noch draußen auf der
Terrasse in der Sonne aalte, rannte sie leichtfüßig und auf leisen Sohlen durch
die Halle und dann die Treppe hinauf. Diesen Weg konnte ich sie getrost allein
machen lassen, in unserem Zimmer durfte sie schließlich tun und
lassen was sie wollte. Bis sie wiederkam, wollte ich meine müden Beinchen, die
ja von Natur aus keineswegs für dieses ewige Treppauf und Treppab konstruiert
sind, einen
urzen Augenblick lang ausstrecken.
Wie eine Eins aber stand ich wieder
da, als ich entdeckte, was Anja von oben herunterbrachte, was sie unter ihrer
Jadee hervorzog und oben, auf die hinterste Kante des Küchenschrankes schob.
Was hatte unser Sprechkästchen hier unten in der Küche zu suchen?
Anja stellte meine Neugier auf eine
harte Probe, denn sie benahm sich, als hätte das Kästchen auf dem Schrank nicht
das geringste zu bedeuten, als wolle sie es bis in alle Ewigkeit dort
liegenlassen. Sie verrichtete, ab und zu vor sich hinlächelnd, ihre
Küchenarbeit, sprach wohl auch mit mir ein paar freundliche Worte; ihre
Absichten aber blieben mir weiter unklar, obwohl ich mir die ganze Zeit den
Kopf darüber zerbrach. Die gnädige Frau Lucas verhinderte leider, daß ich zu
einem Ergebnis kam, als sie, frisch gebadet und aufgetakelt wie ein
Piratenschiff, bei uns in den niederen Räumen erschien.
Keinen Widerspruch duldend, befahl
sie Anja, Gulasch und Möhrengemüse zu kochen, die Zutaten seien im
Küchenschrank und so was Einfaches werde sie ja wohl hinkriegen. Sie, die
Chefin, müsse weg und wisse nicht genau, ob sie pünktlich zum Mittagessen
wieder zurück sei, da die drei Männer jedoch nicht gut auf ein Mittagessen
verzichten könnten, müsse Anja es eben bereiten. Sie hoffe sehr, daß es
genießbar sei und sie keine Klagen zu hören kriege. Während dieser Rede
musterte sie sich ununterbrochen in dem kleinen Küchenspiegel, zupfte mit zwei
Fingern eine Locke nach vorn und korrigierte ihre Mundbemalung, indem sie mit
der Fingerkuppe über den Rand ihrer fülligen Unterlippe fuhr.
Mich ließ diese Eröffnung völlig
kalt. Wer nicht da ist, kann auch niemanden ärgern. Anja dagegen wurde, kaum
daß wir den Wagen aus der Garage hatten hinausfahren hören, quirlig wie ein
junger Hund.
»Jetzt wollen wir doch mal sehen, ob
wir die Gesellschaft nicht doch zu packen kriegen«, sagte sie zu mir und schob
genüßlich und voller Vorfreude ihre Unterlippe vor. Plötzlich strotzte sie
wieder von Unternehmungsgeist.
Auch mit meiner Ruhe war es jetzt
vorbei. Soviel Aktivität steckt an, darum rannte ich gleich mit, als sie sich
auf den Weg ins Wohnzimmer machte. Ich untersuchte zusammen mit ihr, ob sich
niemand darin befand, dasselbe im Eßzimmer, und hoffte flehentlich, daß sie,
was immer sie jetzt auch vorhatte, bedenken möge, daß wir keine Ahnung hatten,
wo sich Bully und Jo aufhielten.
Als wir festgestellt hatten, daß
alle umliegenden Zimmer leer waren und die Küche wieder erreicht war, holte sie
schnell das Kästchen vom Schrank. Zu meinem großen Entsetzen legte sie es nach
kurzer Überlegung in den Abfalleimer, der dicht neben der Küchentür stand, nur
die Schnur mit dem schwarzen Stab schlängelte sich daraus hervor. Diese Schnur
legte sie nun fein säuberlich die Fußleiste entlang, ganz nahe an die Wand,
führte sie zur Tür hinaus und legte den schwarzen Stab schließlich unter den
Fuß eines kleinen Schränkchens, das sich auf der anderen Seite der Wand, also
im Eßzimmer, befand.
»So«, sagte Anja befriedigt, nachdem
sie sich niedergekniet und ihr Werk aus der Hundeperspektive betrachtet hatte.
Sie war offensichtlich zufrieden. Dann setzte sie sich noch reihum auf die
verschiedenen Stühle, wahrscheinlich weil sie feststellen wollte, ob von dort
aus der Stab hinterm Schrankfuß zu entdecken war.
»Nichts zu sehen«, murmelte sie vor
sich hin und probierte anschließend noch, ob sich die Küchentür ohne
Schwierigkeiten öffnen und schließen ließ, aber die dünne Schnur machte fast
gar nichts aus und man sah sie auch kaum.
Was dieser ganze Zirkus sollte, war
mir wieder einmal schleierhaft. Das schien ein ganz verrückter Tag zu werden,
obwohl er so schön angefangen hatte. Angenehm ausgeschlafen, aufs freundlichste
begrüßt von
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